1 Corinthians 5:2

Sünde in der Versammlung

Es ist nicht leicht, über dieses wichtige Kapitel etwas auf einfache Weise zu sagen. Und das Kapitel ist wichtig! Du hast hier einen der wichtigsten Teile des Neuen Testaments, wo du nachlesen kannst, was eine örtliche Versammlung zu tun hat, wenn sich zeigt, dass dort Sünde vorhanden ist.

Keine örtliche Versammlung kann verhindern, dass gesündigt wird. Die Versammlung besteht aus Gläubigen, die leider alle noch sündigen können. Die entscheidende Frage ist, wie die Versammlung reagiert, wenn eine Sünde bekannt geworden ist. Die Antwort auf diese Frage ist auch deshalb so wichtig, weil man daran erkennen kann, ob eine Glaubensgemeinschaft sich wirklich als Versammlung Gottes verhält. Trägt man nicht Leid über die Sünde und reagiert man nicht auf die Aufforderung, sie wegzutun, dann verhält sich diese Glaubensgemeinschaft nicht als Versammlung Gottes.

Bevor du dieses Kapitel weiter betrachtest, musst du zuerst sehen, dass es einen Unterschied zwischen dem Fallen in die Sünde und dem Leben in der Sünde gibt. Der Unterschied ist folgender: In die Sünde fallen bedeutet, dass wir etwas tun, was Sünde ist. In der Sünde leben dagegen ist nichts Einmaliges, sondern eine sündige Lebensweise. Es ist schrecklich, wenn jemand einmal Ehebruch begeht. Es ist aber noch viel schrecklicher, wenn jemand im Ehebruch lebt. Genau darum geht es in diesem Kapitel.

Auch muss man wissen, dass nicht mit jeder Sünde auf dieselbe Weise verfahren werden muss. Stell dir vor, dass ein Bruder oder eine Schwester gegen dich sündigt. Er oder sie tut damit etwas, das gegen den Willen Gottes verstößt. Was sollst du dann tun? Sollst du das gleich der Versammlung, also allen Brüdern und Schwestern, mitteilen? Nein, sicher nicht! Was du tun musst, kannst du in Matthäus 18 lesen (Mt 18:15-17). Kurz gesagt steht dort: Zuerst sollst du allein hingehen und versuchen, den anderen zu gewinnen. Wenn das nicht gelingt, sollst du noch jemand (einen oder zwei) mitnehmen und erneut versuchen, den anderen zu gewinnen. Erst wenn es dann immer noch nicht gelingt, den anderen zum Bekenntnis seiner Sünde zu bringen, sollst du es der Versammlung sagen. Dann beginnt die Versammlung, sich um ihn oder sie zu bemühen. Stell dir vor, dass es dir in einem persönlichen Gespräch gelingt, den anderen von seinem falschen Tun zu überzeugen. Er oder sie hat es dann bekannt und die Sache ist in Ordnung. Niemand sonst hat weiter davon erfahren. Denk einmal darüber nach, was geschehen wäre, wenn du sofort zur Versammlung gegangen wärest und dort berichtet hättest, was du wusstest. Das wäre bestimmt zum großen Schaden für den anderen Bruder oder die Schwester gewesen.

1Kor 5:1. Hier in Korinth ging es um eine schreckliche Sünde. Es ging um einen Fall von Hurerei, wie sie selbst unter den Nationen nicht vorkam. Die Nationen, die ohne Gott lebten, lebten in allerlei Begierden und Ausschweifungen. Aber was hier in der Versammlung Gottes vorhanden war, ging sogar ihnen zu weit. Du kannst dich fragen, ob so etwas wohl bei einem Gläubigen möglich ist. Ja, es ist möglich. Denk niemals, dass du, nachdem du gläubig geworden bist, dazu nicht mehr fähig wärest. Wer das denkt, hat die Belehrung aus Römer 7 noch nicht verstanden, wo steht: „Ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt“ (Röm 7:18). Das darf keine auswendig gelernte Lektion sein, sondern muss eine tiefe innere Überzeugung sein. Je mehr du dir dessen bewusst bist, desto mehr wirst du vor einem Fallen in die Sünde bewahrt werden.

1Kor 5:2. Wie reagierten die Gläubigen in Korinth nun auf diese Sünde? Sie taten so, als sei nichts geschehen. Es kümmerte sie überhaupt nicht. Im Gegenteil, sie waren aufgeblasen, d. h. sie stellten sich größer dar, als sie waren; sie fanden sich selbst großartig. Hatten sie nicht enorm viele Gaben? Paulus lässt diese Seifenblase platzen. Er sagt ihnen, dass Leidtragen und Schmerz über das Vorgefallene ihnen viel eher anstehen würden. Dann sollte der, der die Sünde begangen hatte, aus ihrer Mitte weggetan werden, denn es ist undenkbar, dass Sünde in der Versammlung geduldet werden kann. Wir können Gott doch nicht mit Sünde in Verbindung bringen! Gott und der Herr Jesus können unmöglich in einer Versammlung bleiben, wo die Sünde vorhanden bleibt.

Es geht also darum, dass die Korinther nicht Leid getragen hatten. Sie waren gefühllos gegenüber der Tatsache, dass jemand unter ihnen so sündig lebte. Hinzu kommt noch, dass allgemein darüber gesprochen wurde (1Kor 5:1)! Was für eine Schande für den Herrn Jesus! Wenn sie nur ein wenig Empfinden für die Heiligkeit Gottes gehabt hätten, hätten sie sich dann nicht tief vor dem Herrn gebeugt und Ihm bekannt, dass so etwas in ihrer Mitte vorkommen konnte? Du kannst sicher sein, dass der Herr dann deutlich gemacht hätte, was geschehen musste. Auch für uns ist das sehr wichtig. Stell dir vor, dass in einer Versammlung eine Sünde offenbar wird und dass es sich um eine Sünde handelt, die selbst in der Welt als Schande angesehen wird, wie es in Korinth der Fall war. Was tun wir dann? Tun wir so, als wäre nichts geschehen? Machen wir mit unseren Zusammenkünften weiter, als wäre alles in Ordnung, und preisen wir uns glücklich wegen all der Segnungen, die wir bekommen haben? Oder tragen wir Leid darüber? Schämen wir uns? Gehen wir damit zum Herrn, um Ihn zu fragen, was wir tun sollen? Ich hoffe, wir tun Letzteres.

1Kor 5:3-5. Für Paulus war die Sache ganz klar. Lange Erklärungen mit tausend Entschuldigungen waren für ihn überflüssig. Er hatte den Übeltäter bereits dem Satan überliefert. Was Paulus hier tut, ist eine persönliche Sache. Als Apostel hatte er dazu die Vollmacht. So etwas können wir nicht tun. Aber du siehst, dass er es im Blick auf das Wohl des Übeltäters tut. Das Fleisch muss verderben, aber der Geist errettet werden. Der Übeltäter war den Lüsten seines Fleisches gefolgt. Dadurch, dass Paulus ihn dem Satan überlieferte, bekam dieser freie Hand, ihn spüren zu lassen, was das Fleisch eigentlich ist. Satan ist hier also ein Instrument in der Hand Gottes, um eins seiner Kinder spüren zu lassen, wie töricht es ist, der eigenen Genusssucht zu frönen. Dass es sich hier um einen Gläubigen handelt, geht aus dem zweiten Brief an die Korinther hervor. Dort lesen wir von der guten Auswirkung, die die angewandte Zucht hatte (2Kor 2:1-11; 2Kor 7:2-16).

Obwohl es sich hier um eine persönliche Tat von Paulus als Apostel handelte, tat er es doch nicht ohne die Korinther. Er fühlte sich im Geist mit ihnen verbunden und erwartete von ihnen, dass sie sich als eins mit ihm betrachteten. Dann würden sie sich dem anschließen, was er mit dem Übeltäter tat. Es ist nämlich sehr wichtig, dass eine Zuchtmaßnahme, die auf einen Gläubigen angewandt wird, von allen anerkannt wird. Das bedeutet, dass alle sich daran beteiligen, wenn in einer Versammlung jemand hinausgetan werden muss. So jemand muss wirklich ganz allein stehen. Das scheint eine harte Maßnahme zu sein. Es kann auch so aussehen, als hielten sich die Gläubigen, die das tun müssen, für besser. Aber sind wir dem Wort Gottes deshalb gehorsam, weil wir meinen, besser zu sein? Ist es nicht unsere Pflicht? Hinzu kommt, dass der Übeltäter vom Wesen her nicht schlechter ist als wir. Wir sind genauso! Wenn wir das verstehen, wird uns das vor einer harten Einstellung bewahren. In einer Familie siehst du dasselbe. Eltern müssen ihre Kinder bestrafen, wenn sie falsche Dinge getan haben. Das tun die Eltern nicht, weil sie besser sind, sondern aus Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes und um ihre Kinder vor schlimmeren Dingen zu bewahren. Eltern sollen ihre Kinder auch nicht im Jähzorn oder aus Böswilligkeit strafen. Eltern, die ihre Kinder wirklich lieben, werden sie aus Liebe strafen, weil sie wissen, dass (eine gerechte) Strafe eine gute Wirkung hat.

Noch etwas: Die Versammlung hat die Macht oder Autorität zu Maßnahmen, die sie ergreifen muss, von dem Herrn Jesus. Die Versammlung ist die Versammlung Jesu Christi. Die Maßnahmen, die eine örtliche Versammlung trifft, gelten daher auch für alle örtlichen Versammlungen auf der ganzen Welt (siehe auch 1Kor 4:17).

Lies noch einmal 1. Korinther 5,1–5.

Frage oder Aufgabe: Was musst du tun, wenn sich zeigt, dass in der örtlichen Versammlung Sünde vorhanden ist?

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