1 Samuel 11:4

Das Volk hat Angst vor Nahas

Der erste Feind, mit dem Saul es zu tun bekommt, sind nicht die Philister, sondern der Ammoniter Nahas. Nahas bedeutet „Schlange“. David wird es mit dem Sohn von Nahas zu tun bekommen (1Chr 19:1-4). Die Drohung, die Nahas ausspricht, ist einer der Gründe, warum das Volk einen König haben wollte (1Sam 12:12).

Nahas belagert Jabes-Gilead. Gilead liegt nicht im gelobten Land, sondern auf der anderen Seite des Jordans. Das ist das Gebiet, das als erstes bedroht wird, wenn feindliche Mächte in das Land einfallen wollen. Die Männer von Jabes schlagen dem Feind vor, einen Bund miteinander zu schließen. Als Gegenleistung müssen sie sich dem Feind unterwerfen. Gott anzurufen, wird nicht bedacht. So sehr sind die Bewohner der Stadt von Gott entfremdet.

Nahas will auf diesen Vorschlag eingehen, aber er kommt auf eine Idee. Er stellt eine Bedingung, wodurch das Volk noch tiefer erniedrigt werden wird. Seine Bedingung, das rechte Auge auszustechen, wird das Volk ausschalten, da sie dann nicht mehr mit dem Bogen schießen können. Nahas spricht nicht nur über eine Schmach für Jabes allein, sondern über die Schmach, die dadurch über „ganz Israel“ kommt.

„Die Schlange“ ist sich der Einheit des Volkes Gottes mehr bewusst als die Bewohner von Jabes. In Richter 21 wollte Jabes neutral sein (Ri 21:8; 9). Solange es andere betrifft, kümmert man sich nicht darum und will neutral bleiben. Von dieser Schmach auf Jabes wird das ganze Volk betroffen sein, es würde eine Schmach auf ganz Israel gelegt werden. Diese Antwort von Nahas ist für Israel vielleicht als Rache für die Schande der Niederlage gedacht, die Jephta den Ammonitern zugefügt hat (Ri 11:32; 33).

Unter dieser Drohung sieht Jabes, wo es sie jetzt selbst betrifft, doch die Einheit des Volkes Gottes und sucht darin auch Unterstützung. Die Ältesten von Jabes bitten um einen Aufschub und geben den Grund dafür an. Sie wollen einen Hilferuf an Israel ausgehen lassen. Als andere die Hilfe von Jabes brauchten, reagierte Jabes nicht. Jetzt, wo sie selbst in Not sind, wollen sie, dass andere ihnen helfen.

Nahas, von seiner eigenen Kraft und der Schwachheit Israels überzeugt, gibt Jabes die Möglichkeit, andere zu Hilfe zu rufen. Israel muss wohl sehr schwach gewesen sein, dass Nahas so selbstsicher handeln kann. Es scheint auch so, dass Israel zu dieser Zeit keine zentrale Autorität hat. Außerdem können wir hieraus schließen, dass weder Nahas noch die Bewohner von Jabes von der Wahl Sauls zum König gehört haben. Das wird noch deutlicher, als die Boten in 1Sam 11:4 in das Gibea von Saul kommen und ihre Sache dem Volk vorlegen, ohne sich direkt an Saul zu wenden.

In ihrer Mission, Unterstützung für ihren Widerstand gegen Nahas zu gewinnen, kommen die Boten auch nach Gibea, womit hier der Name Sauls verbunden wird. Als Gibea von ihrer Situation hört, weinen sie darüber. Ihr Weinen ist kein Weinen der Trauer, wodurch sie sich zu Gott wenden, sondern der Feigheit, weil sie Angst vor dem Feind haben. Es scheint, dass auch sie nichts von dem zum König gesalbten Saul wissen. Sie bitten Saul zumindest nicht, zu kommen.

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