1 Samuel 16:10-13

Die Söhne Isais

Das Kommen Samuels bedeutet Frieden, denn er kommt mit einem Friedensopfer, und sein Ziel ist es, David zu salben. Das Opfer ist für den HERRN und die Mahlzeit ist für Isai und seine Söhne. Um daran teilnehmen zu können, ist Heiligkeit nötig. Sie müssen ihre Kleidung und sich selbst reinigen. Das befiehlt Samuel dann auch. Er nimmt diese Heiligung selbst in die Hand. Durch diese Handlung stellt er sie separat von allen anderen Menschen in Bethlehem, um mit ihnen die Opfermahlzeit zu halten.

Isai lässt seine Söhne einen nach dem anderen hereinkommen. Er beginnt mit dem ältesten und größten. Als Samuel ihn sieht, ist er deutlich beeindruckt von dieser Erscheinung (vgl. 1Sam 10:24). Wir sehen hier, dass selbst Propheten, die unter göttlicher Leitung reden, genauso dem Irrtum unterworfen sind wie andere Menschen. Wir sehen das zum Beispiel auch bei Nathan (2Sam 7:2-5). Hier sehen wir, dass Samuel in Wirklichkeit auf der Suche nach einem zweiten Saul ist.

Die hohe Gestalt Eliabs lässt an Saul denken. Unsere natürlichen Herzen werden schnell von dem beeindruckt, was wir sehen. Wir müssen lernen, dass Gott nie den Erstgeborenen nach dem Fleisch erwählt hat. Im Gegenteil, gerade sie stehen unter dem Urteil des Todes. Nicht Kain, sondern Abel hat Er erwählt; nicht Ismael, sondern Isaak; nicht Esau, sondern Jakob.

Gott teilt Samuel mit, wie Er auf die Menschen schaut. Es geht nicht um das Äußerliche, sondern um das Innere. Diese Lektion ist für uns schwer zu lernen, aber sie ist dennoch nötig. Der Herr sieht das Herz an, das Er auch vollkommen kennt (Jer 17:10; 1Chr 28:9; Ps 7:10; Jer 11:20; Jer 20:12).

Nach der Belehrung darüber, wie Gott auf Menschen sieht, gehen auch die nächsten Söhne Isais an Samuel vorbei. Jedes Mal sagt der HERR, dass Er diesen nicht erwählt hat. Samuel kann glücklicherweise die Stimme des HERRN von seiner eigenen Vorliebe unterscheiden. Der erste Saul hat versagt. Jeder folgende Saul wird auch versagen. Wir müssen einen Mann nach einem ganz anderen Modell haben. Das muss sogar Samuel noch lernen. Gott sieht das Herz an. Er kennt das Herz Davids, das ein Herz wie sein eigenes ist.

So gehen sieben Söhne vorbei. In der Zahl Sieben sehen wir, wie die vollkommene Herrlichkeit dessen, was der Mensch ist, vorbeigeht, um Platz für den Achten zu machen. Die Zahl Acht spricht von einem Neuanfang. [Hier lesen wir, dass Isai acht Söhne hat, wogegen in dem Geschlechtsregister in 1.Chronika 2 nur sieben genannt werden (1Chr 2:13-15)].

David wird gesalbt

Als alle Söhne vor dem Auge Samuels vorbeigezogen sind, muss er sagen, dass der HERR keinen von ihnen erwählt hat. Dann fragt er Isai, ob er denn alle seine Söhne gezeigt hat. Isai antwortet, dass noch ein Sohn da ist, der jüngste. Er hat nicht an ihn gedacht. Von den sieben Brüdern hat auch keiner an ihn gedacht. Sie haben ihn alle vergessen. Isai nennt nicht einmal den Namen seines Sohnes, David, sondern spricht von ihm als „dem Jüngsten“. Es ist deutlich, dass David nicht die Wahl von Menschen ist. So ist man auch an dem Herrn Jesus vorbeigegangen, man vergaß Ihn, achtete nicht auf Ihn. „Auch seine Brüder glaubten nicht an ihn“ (Joh 7:5).

Isai sagt wohl, womit David im Moment beschäftigt ist: „Siehe, er weidet das Kleinvieh.“ Er versorgt in Treue die wenigen Schafe seines Vaters. Samuel gibt den Auftrag, David zu holen. Die Art und Weise, wie die erste Begegnung Samuels mit David zustande kommt, ist ganz anders als die erste Begegnung Samuels mit Saul. David ist bei den Schafen, während Saul auf der Suche nach verlorenen Eselinnen war, die er noch nicht einmal fand. David wird buchstäblich hinter den Schafen weggeholt, um König zu werden (Ps 78:70).

Isai gehorcht und lässt David holen. Das muss auch sein, denn ohne David wird keine Mahlzeit stattfinden. Er ist die Hauptperson. Als er hineinkommt, kommt er sozusagen aus dem Nichts. Sein Name wird nicht einmal genannt. Wohl wird seine Schönheit beschrieben. Die Schönheit Davids ist anders als die von Saul. Er ähnelt dem Herrn Jesus (Hld 5:10a). Er ist rötlich, was in Israel etwas Besonderes ist. Außerdem hat er schöne Augen und ein schönes Aussehen. Darin kommen seine moralischen Eigenschaften zum Ausdruck. Seine Augen weisen auf seine Einsicht hin, die durch seinen Umgang mit Gott geprägt ist. Sein Aussehen weist auf sein Verhalten, sein Handeln hin, worin er sich ebenfalls von Gott leiten lässt. Ihn soll Samuel salben.

David wird inmitten seiner Brüder gesalbt. Saul wird gesalbt, als er allein ist. David wird danach noch zweimal gesalbt: über das Haus Juda (2Sam 2:4), und über Israel (2Sam 5:3). Hier nimmt er, wie der Herr Jesus bei seiner Taufe gesalbt wird, seinen Platz inmitten des Überrests ein. In Psalm 89 sehen wir die Verbindung zwischen Auserwählung und Salbung in Worten, die in ihrer Vollständigkeit auf den Herrn Jesus zutreffen (Ps 89:20; 21; vgl. Jes 61:1; Lk 4:18-21; Ps 45:7; 8; Heb 1:8; 9).

Auch wir sind gesalbt mit dem Heiligen Geist (2Kor 1:21; 1Joh 2:20; 27). Wir haben auf Basis des Glaubens nicht nur den Heiligen Geist in uns empfangen, sondern es ist auch die Rede von dem Heiligen Geist, der auf uns ist. Das ist nämlich der Fall, wenn es um das Verrichten eines Dienstes für Gott geht. Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen Salbung und Dienst. In diesem Zusammenhang spricht der Herr Jesus über „angetan werden mit Kraft aus der Höhe“ (Lk 24:49).

Bei der Salbung Sauls hat Samuel einige Worte gesprochen (1Sam 10:1). Bei der Salbung Davids sagt er nichts, zumindest nichts, was aufgeschrieben ist. Das heißt nicht, dass David die Bedeutung seiner Salbung nicht gekannt hat. Die Betonung liegt auf der Tatsache der Salbung.

Der wahre König ist jetzt gesalbt. Aber es gefällt Gott, dass die Art der Thronbesteigung genauso besonders sein wird wie seine Auserwählung zum König. Wer ist je nach seiner Salbung solch einen Weg zum Thron gegangen, außer dem Herrn Jesus, von dem David in so vielerlei Hinsicht ein Vorbild ist? David wird fähig für die Regierung gemacht, während zugleich die Menschen in ihrer Schlechtigkeit offenbar werden. Gott benutzt diese Bosheit, um sein auserwähltes Gefäß auf den Thron vorzubereiten. Er lehrt David dadurch, auf Ihn allein zu vertrauen. David ist hier wahrscheinlich ungefähr zwanzig Jahre alt. Er ist dreißig, als Saul stirbt. Er hatte ungefähr zehn Jahre unter Saul zu leiden.

Als Samuel David gesalbt hat, geht er zurück nach Rama. Danach lesen wir nur noch zweimal von ihm (1Sam 19:18; 1Sam 25:1). Er zieht sich nach Rama zurück, um dort gewissermaßen in Frieden zu sterben. Seine Augen haben sozusagen in David das Heil gesehen (vgl. Lk 2:27b-30), in dem das Zepter in den Stamm Juda gekommen ist (1Mo 49:10).

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