1 Samuel 8:7

Samuel soll auf das Volk hören

Aus der Antwort des HERRN in 1Sam 8:7 könnten wir schließen, dass die persönlichen Gefühle Samuels verletzt sind und dass das Verlangen des Volkes ihm deshalb nicht gefällt. Das ist jedoch nur eine Vermutung. Wenn aber etwas an Verletztheit vorhanden sein sollte, dann lässt sich Samuel in jedem Fall nicht dadurch leiten. Er bringt diese Dinge vor den HERRN. Seine Reaktion ist Gebet. Das sollte die Reaktion auf jede Enttäuschung sein, der man im Leben begegnen kann. Er ist der geistliche Führer und wird zur Seite gesetzt, aber er beklagt sich nicht und klagt das Volk auch nicht an – im Gegensatz zu Elia (Röm 11:2b).

Er fühlt sich auch nicht beleidigt. Ein Mann mit seinem Geist und seiner Gesinnung kann das ertragen. Nie hat er seine eigenen Interessen gesucht. Er hat seine Position auch nicht eingefordert. Es ist die Position, die der HERR ihm gegeben hat. Er ist auch nicht plötzlich als Prophet erschienen, sondern in diese Stellung hineingewachsen. Jeder konnte sein ganzes Leben beobachten. Er hat auch den Tod von Eli und seinen Söhnen nicht dazu benutzt, Führer des Volkes zu werden. Immer hat er auf Gottes Zeit und Gottes Auftrag gewartet. Dass das Volk diesen Mann verwirft, ist dann auch nicht zu entschuldigen.

Der HERR besänftigt die verärgerten Gefühle Samuels, indem Er ihn an die dauernde Undankbarkeit des Volkes Ihm selbst gegenüber erinnert. Gott sagt dann auch zu Samuel, dass das Volk, indem sie einen König wie alle Völker verlangen, in Wirklichkeit Ihn als König verwirft. Gott wird von seinem Volk ein größeres Unrecht angetan, als sie es Samuel antun. Diese Antwort des HERRN ist auch eine Ermutigung für Samuel, falls er sich fragen würde, ob sie ihn verwerfen, weil er auf die eine oder andere Weise versagt hat. Ein geistlich gesinnter Mensch wird in solchen Situationen zuerst sich selbst prüfen.

Samuel soll auf die Stimme des Volkes hören. Er muss ihnen vorstellen, worum sie bitten, auch wenn sie nicht in Übereinstimmung mit Gottes Willen bitten. Sie müssen lernen, was es heißt, einen König nach ihrem eigenen Geschmack zu haben. Erst wenn sie das erfahren haben, gibt Gott ihnen den König nach seinem Herzen. In dem Buch Hosea kommt Gott auf ihre Bitte hier zurück. Da hören wir, dass Er ihnen einen König in seinem Zorn gegeben hat (Hos 13:10; 11).

Auf die Stimme des Volkes zu hören, ist Demokratie. Das finden wir in der Politik und in der Kirche. Es gibt nichts Undeutlicheres und Unbeständigeres als den Willen des Volkes (vgl. Apg 19:32; Lk 23:23). Wenn der Mensch etwas unbedingt will, gibt Gott manchmal, was er fordert (Ps 106:15; Ps 78:26-31). Manchmal enthält uns Gott in seiner Liebe etwas vor und manchmal gibt Er uns etwas in seinem Zorn.

Gott kennzeichnet das Volk durch das fortwährende Verwerfen von Ihm. Samuel macht nun dieselbe Erfahrung. Die Auflehnung des Volkes zeigte sich auch bei mehr als einer Gelegenheit gegenüber Mose und Aaron. Das Verlangen, einen König zu haben, ist der Tiefpunkt von einer jahrzehntelangen Unzufriedenheit mit dem Ort, an den die Gnade sie gebracht hat. In seiner Gnade verbindet Gott Samuel mit sich selbst und lässt ihn an der Schmach teilhaben, die das Volk Ihm immer wieder angetan hat (vgl. Mt 10:24; Joh 15:18; 20). Paulus sehnte sich nach einer solchen Gleichgestaltung mit Christus (Phil 3:10; 11).

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