2 Chronicles 24:10

Joas will den Tempel erneuern

Es ist schön zu lesen, dass das Herz Joas′ schon in jungen Jahren am Haus des HERRN hängt (2Chr 24:4). Er hat sechs Jahre darin gelebt und kennt das Haus von innen wie kein anderer. Die Eindrücke, die ein Kind bis zum Alter von sechs oder sieben Jahren gewinnt, bestimmen zu einem großen Teil seine weitere Entwicklung. Im Lauf der Zeit ist Gottes Haus verfallen, und Joas will das Haus erneuern, d. h. in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen.

Wir können darin eine Lektion für die örtliche Gemeinde sehen, in der wir auch ein Auge für den Verfall haben müssen. Dieser Verfall kann durch das Hereinschleichen von Personen und Lehren oder Weltlichkeit stattfinden, die die Gemeinde in ihrer Funktion schwächen. Wir können zum Beispiel an eine Schwächung der Gemeinschaft untereinander denken, an eine Veränderung des Verhaltens der Gläubigen durch Weltgleichförmigkeit, an eine Anpassung der Lehre des Wortes Gottes an das, was die Gemeindemitglieder gerne hören möchten, an die Einführung weltlicher Elemente in die Zusammenkünfte der Gemeinde.

Joas weist die Priester und Leviten an, in den Städten Judas und in ganz Israel Geld zu sammeln (2Chr 24:5). Mit diesem Geld will er das Haus „eures Gottes“ restaurieren. Indem er von „eurem Gott“ spricht, weist er die Priester und Leviten auf ihre Verantwortlichkeit hin, die sie Gott gegenüber haben. Sie sind Gott gegenüber verpflichtet, weil sie in seinem Haus das Priestertum und den Levitendienst für Ihn ausüben sollen. Joas will auch, dass sie schnell tun, was er gesagt hat.

Wir lesen jedoch, dass die Leviten es nicht eilig haben. Ein Grund dafür mag sein, dass sie nicht wirklich mit dem Herzen am Tempeldienst beteiligt sind. Möglicherweise hat ihr Interesse im Lauf der Jahre nachgelassen. Wir werden uns nicht für das Haus Gottes, für uns die Gemeinde Gottes, einsetzen, wenn dieses Haus nicht das tiefe Interesse unseres Herzens hat. Wir werden es nicht einmal dann tun, wenn andere uns an unsere Verantwortung erinnern.

Joas zieht Jojada zur Verantwortung. Er wirft ihm vor, nachlässig gehandelt zu haben. Laut Joas versäumte es Jojada, die Leviten dazu zu bringen, „die Steuer einzubringen, die Mose, der Knecht des HERRN, der Versammlung Israels für das Zelt des Zeugnisses auferlegt hat“ (2Chr 24:6; 2Mo 30:16). Die Frage ist, ob dieser Vorwurf gerechtfertigt ist. Was Joas will, ist lobenswert. Aber die Art und Weise, wie er gehandelt hat, wirft Fragen auf. Er hat die Leviten nicht unter Berufung auf Mose losgeschickt. Alles, was er ihnen sagte, war, dass sie Geld sammeln sollten, um das Haus Gottes wiederherzustellen. Ein Herz, das sich nicht voll und ganz auf eine Arbeit für den Herrn einlässt, wird nicht so schnell bereit sein, andere um Spenden für diese Arbeit zu bitten.

Dass sein Vorwurf möglicherweise nicht gerechtfertigt ist, lässt sich auch aus dem Schweigen des geistlich gesinnten Jojada ableiten. Es gibt keine Verteidigung gegen die Kritik. Das ist keine Schwäche oder das Eingeständnis, dass das Gesagte wahr ist, sondern es spricht von geistlicher Stärke. Schweigen bei ungerechtfertigten Anschuldigungen sagt oft mehr aus als Sprechen. Dieses Schweigen sehen wir auch beim Herrn Jesus in allen Anklagen, die gegen Ihn erhoben werden.

Joas sagt, wodurch das Haus des HERRN in einen Zustand gekommen ist, der die Wiederherstellung erfordert (2Chr 24:7). Es ist die Schuld Athaljas. Sie ist die Verkörperung der Gottlosigkeit. Politische Macht, die um ihrer selbst willen ausgeübt wird, wird den Dienst an Gott immer als etwas Abscheuliches ansehen. Diese Macht wird alles in ihrer Macht Stehende tun, um den Dienst an Gott zu zerstören. Bei einer derart bösen Macht geht es nicht nur darum, die Gemeinde zu vernachlässigen, sondern sie wird die Gemeinde angreifen und alles, was für den Dienst an Gott von Wert ist, wegrauben.

Eine böse Macht veranlasst, dass „alle geheiligten Dinge des Hauses des HERRN für die Baalim verwendet“ werden. Wir sehen dies zum Beispiel in der auf populäre Weise interpretierten Leidensgeschichte Christi (The Passion). Dasselbe gilt für die Matthäus-Passion, die die Mitglieder des Kabinetts (in den Niederlanden) besuchen, weil sie so eindrucksvoll aufgeführt wird. Herz und Gewissen bleiben völlig unzugänglich. So werden die heiligen Dinge, die für Gottes Haus, die Gemeinde, zentral sind, wie Perlen vor die Säue geworfen (Mt 7:6). Die verheerenden Folgen für die Gemeinde sind unübersehbar, denn sie sind für jeden wahrnehmbar, der erleuchtete Augen des Herzens hat.

Dann startet Joas eine neue Aktion zur Eintreibung von Geld (2Chr 24:8). Auf seinen Befehl wird eine Lade angefertigt, und „draußen an das Tor des Hauses des HERRN“ gestellt. Dann, diesmal unter Berufung auf die Steuer Moses, wird in Juda und in Jerusalem dazu aufgerufen, Geld zu sammeln (2Chr 24:9). Die Reaktion auf diesen Aufruf ist ganz anders als beim letzten Mal. Alle Führer und das ganze Volk sind glücklich, zur Wiederherstellung des Tempels beizutragen (2Chr 24:10). Sie alle geben gerne und werden weiterhin geben, bis die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen sind. Die Aufsicht über die Lade liegt bei den Leviten (2Chr 24:11). Jedes Mal, wenn sie voll ist, bringen sie sie zum Beamten des Königs. Die Schreiber des Königs und der Beamte des Hauptpriesters leeren die Truhe. Ein Vertreter des Königs und ein Vertreter des Hohenpriesters sind beteiligt. Aus dem Mund von zwei oder drei Zeugen wird jede Sache bestätigt werden (2Kor 13:1). Es ist wichtig, über das eingenommene Geld zuverlässig Rechenschaft ablegen zu können (2Kor 8:20; 21).

Hier geht es nochmal um die Kombination von König und Priester. Es besteht eine enge Verbindung und Zusammenarbeit zwischen den beiden. Das sehen wir auch bei dem Herrn Jesus, dem wahren König-Priester (Sach 6:13). Nachdem das Geld auf diese verantwortungsvolle Weise aus der Lade entnommen wurde, wird sie zurückgebracht und wieder an ihren Platz beim Tempel gestellt. Auf diese Weise wird Geld im Überfluss gesammelt.

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