2 Corinthians 6:4-10

Der Weg der Diener Gottes (1)

2Kor 6:1. Die letzten Verse des vorigen Kapitels enthielten eine Ermahnung an alle Menschen, die noch ohne Gott und ohne Christus in der Welt leben. Diese Ermahnung lautete: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ Hier im ersten Vers steht nun eine Ermahnung, die an die Gläubigen in Korinth gerichtet ist und darüber hinaus an alle, die sich Christen nennen. Diese Ermahnung lautet: „dass ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt“. Ist es möglich, die Gnade Gottes auf eine Weise zu empfangen, die nichts ausrichtet? Das ist tatsächlich möglich.

Für ein Kind Gottes ist die Errettung fest und sicher. Das ist eine absolute Wahrheit, die sich auf den Glauben an das Werk des Herrn Jesus gründet. Dieses Werk ist völlig unabhängig von dir vollbracht und von Gott angenommen worden. Jeder, der Anteil daran hat, ist vollkommen errettet. Es gibt aber noch eine andere Wahrheit, nämlich die der Verantwortung. Wenn diese Seite der Wahrheit vorgestellt wird, geht es darum, dass andere in deinem Leben sehen können, dass du ein Kind Gottes bist. Das ist z. B. daran zu erkennen, wie du mit der Bibel umgehst. Wie reagierst du, wenn dir etwas aus der Bibel vorgestellt wird? Wenn jemand wirklich bekehrt ist, wird er die Bibel lieben und gern tun, was darin geschrieben ist. Wenn jemand aber nur die angenehmen Dinge des Christseins hören und tun will, kannst du ein Fragezeichen hinter sein Bekenntnis setzen, dass er ein Gläubiger ist. Von dieser Seite her betrachtet Paulus die Sache hier.

Zwischen den wahren Kindern Gottes können sich Menschen befinden, die nur mit dem Verstand oder mit dem Gefühl an die göttlichen Dinge herangehen, deren Herz und Gewissen jedoch nie im Licht Gottes gewesen ist. Sie sind nie mit wirklicher Reue über ihre Sünden zu Gott gegangen. Es reicht nicht aus zu wissen, dass Gott gnädig ist. Im Judasbrief wird sogar von Menschen gesprochen, die „die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren“ (Jud 1:4) Es kann also jemand auf völlig falsche Weise mit der Gnade Gottes umgehen. Die Gnade Gottes bleibt in einem solchen Fall völlig wirkungslos, oder sie bekommt eine ganz falsche Auswirkung.

2Kor 6:2. Für den, der wirklich glaubt, folgt in 2Kor 6:2 ein Wort, das als Prüfstein für eine echte Bekehrung dient. Der erste Teil dieses Verses ist ein Zitat aus Jesaja 49 (Jes 49:8a). Da geht es um die Erhörung des Knechtes des Herrn – das ist der Herr Jesus – durch Gott. Der Herr Jesus sagt dort, dass sein Werk vergeblich ist. Aber dann sagt Gott, dass Er mit dem Werk seines Sohnes seinen Segen verbinden wird (Jes 49:4-7). Die angenehme Zeit, die Zeit der Erhörung, ist angebrochen, als der Herr Jesus von Gott aus den Toten auferweckt wurde.

Eine weitere Erhörung wird erfolgen, wenn der Herr Jesus aus dem Himmel wiederkommt, um alles in Besitz zu nehmen, was Gott Ihm als Lohn für sein Werk gegeben hat. Zwischen diesen beiden Erhörungen leben wir. Aber wie großartig ist es zu sehen, dass es auch für uns eine angenehme Zeit, einen Tag des Heils gibt, und der ist jetzt. Jeder, der seine Sünden bekennt und in Reue zu Gott geht und Ihn bittet, errettet zu werden, wird erhört und empfängt diese Errettung.

Das hatte Paulus gepredigt, und das hatten die Korinther geglaubt. Daran erinnert er sie. Er sagt ihnen gleichsam: „Ihr müsst einmal daran denken, dass ihr, wenn ihr uns als Diener fallen lasst, dadurch zeigt, dass ihr unserer Predigt nie wirklich geglaubt habt. Es könnte dann alles vergeblich gewesen sein.“

2Kor 6:3. Paulus hatte Grund, die Korinther so anzusprechen. Es waren falsche Apostel gekommen, die ihn und seine Mitarbeiter verunglimpften, als ob sie auf ihren eigenen Ruhm und ihre eigene Ehre aus gewesen wären. In den Kapiteln 10 und 11 geht Paulus ausführlich darauf ein. Die Korinther waren geneigt, auf diese so genannten Prediger zu hören, die die Dinge des Glaubens viel bequemer darstellten, als Paulus es getan hatte. Und auf welche Weise hatte Paulus sich denn als Diener Gottes erwiesen? Sicher nicht als jemand, der selbst einen bequemen Weg ging, während er anderen predigte, dass sie ganz gewissenhaft leben müssten. Nein, seine Lebensweise war völlig in Übereinstimmung mit dem, was er anderen vorstellte. Er tat sein Äußerstes, um keinen Anstoß zu erregen. Er wäre ein Anstoß gewesen, wenn er in seinem Leben einen Unterschied zwischen dem, was er sagte, und dem, was er tat, gezeigt hätte. Was für eine Lästerung seines Dienstes hätte das zur Folge gehabt!

Genau das ist es, was so viele Menschen kritisieren, wenn du mit ihnen über das Evangelium sprichst. Sie wissen dann immer Beispiele anzuführen von „Menschen, die sonntags vorn in der Kirche sitzen und montags versuchen, dich übers Ohr zu hauen“. Deine Worte werden keine Wirkung haben, wenn du in deinem Leben nicht verwirklichst, was du sagst. Bedeutet das nun, dass du vollkommen sein musst, bevor du ein Zeugnis ablegst? Nein, es bedeutet, dass du deine Sünde bekennst, wenn du einen Fehler gemacht hast. Bei Paulus konnte niemand auf ein inkonsequentes Verhalten hinweisen, und ich hoffe, dass das bei dir auch so ist.

2Kor 6:4. Man kann sagen, dass 2Kor 6:3 die negative Seite zeigt: dafür sorgen, dass an dir nichts auszusetzen ist. Dann folgt in 2Kor 6:4 und den weiteren Versen die positive Seite: wie du zeigen kannst, dass du ein echter Diener Gottes bist. Paulus zählt in diesen Versen nicht weniger als 28 Dinge auf, aus denen hervorgeht, dass er ein echter Diener Gottes ist. Es beginnt mit „Ausharren“. Es wird schon mal gesagt: Frisch gewagt ist halb gewonnen. Es müsste aber hinzugefügt werden, dass es dabei nicht bleiben darf. Die andere Hälfte muss folgen. Ausharren zeigt sich am besten, wenn es auf die Probe gestellt wird. Der Apostel nennt dann die Dinge, durch die das geschehen kann. Bevor du diese Aufzählung auf dich einwirken lässt, solltest du daran denken, dass Gott „der Gott des Ausharrens“ genannt wird (Röm 15:5). Er will dir helfen, trotz aller Erprobungen doch auszuharren. Sieh einmal nach, welche Ermunterungen in 2. Thessalonicher 3 und Offenbarung 3 stehen (2Thes 3:5; Off 3:10).

Die erste Erprobung sind „Bedrängnisse“. Das bedeutet, dass du unter Druck kommst. Du kannst an Gläubige denken, die verfolgt werden. Du kannst aber auch an deine eigene Situation denken. Wie leicht kommst du unter Druck, weil du weißt, dass in allen möglichen Situationen auf deine Haltung und deine Reaktion als Christ geachtet wird. Höre auf das, was der Herr Jesus dir in Johannes 16 sagt: „In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden“ (Joh 16:33).

Das Zweite, „Nöte“, hat mehr mit den Dingen zu tun, die dir fehlen, die du aber nötig hast. Auch hierbei darfst du darauf rechnen, dass Gott Abhilfe schaffen wird. Bei „Ängsten“ kannst du daran denken, dass du keinen Raum hast, wo du dich bewegen kannst, dass du dich in einer Situation befindest, wo du nicht so richtig weißt, wie du dich verhalten sollst, um den Herrn nicht zu verunehren. Du fühlst dich dann ganz abhängig vom Herrn, und Er wird dafür sorgen, dass du Ihn nicht verleugnest.

Diese ersten drei Erprobungen sind allgemeiner Art. Sie gehören zusammen, und Gott benutzt sie als Mittel, durch das du dein Ausharren zeigen kannst. Dabei ist Er immer bereit zu helfen.

Lies noch einmal 2. Korinther 6,1–4.

Frage oder Aufgabe: Wie hast du die Gnade Gottes empfangen?

Der Weg der Diener Gottes (2)

2Kor 6:5. Es geht weiter mit der Erprobung deines Ausharrens. Die ersten drei Dinge haben wir betrachtet. Die drei folgenden gehören ebenfalls zusammen. Das kannst du ohne weiteres erkennen: „Schläge“, „Gefängnisse“, „Aufstände“. Das sind Dinge, die Paulus von anderen Menschen zugefügt wurden und die seinen Körper betrafen. Das waren wirklich keine Kleinigkeiten. In Apostelgeschichte liest du, wie er geschlagen und ins Gefängnis geworfen wurde (Apg 16:19-24). Dort findest du auch, wie er verschiedene Male der Mittelpunkt einer aufrührerischen Volksmenge war (Apg 19:29-31; Apg 21:27-36).

Dann folgt wieder eine Dreiergruppe, die zusammengehört: „in Mühen, in Wachen, in Fasten“. Es besteht allerdings ein Unterschied zu den vorhergehenden Erprobungen. Die vorhergehenden waren unfreiwillige Erprobungen. Ein Leben, aus dem ein Zeugnis für den Herrn Jesus hervorleuchtet, löst bei anderen Menschen oft eine negative Reaktion aus. Mühen, Wachen und Fasten dagegen sind Situationen, denen sich der Diener sozusagen selbst aussetzt. Es sind Dinge, in die er sich freiwillig begibt, die er freiwillig auf sich nimmt. Es gibt genug Christen, die damit zufrieden sind, dass sie von der Hölle errettet sind, die sich aber der Mühe der Verbreitung ihres Christseins entziehen. Der Ausdruck „Mühen“ bedeutet angestrengtes Arbeiten. „Wachen“ bedeutet in erster Linie, dafür zu sorgen, dass man nicht einschläft, weil Gefahren drohen. Geistlich angewandt auf dich und mich bedeutet es, die Augen gut offen zu halten und scharf darauf zu achten, von welcher Seite die geistlichen Gefahren kommen können, die dein Christsein auf Sparflamme setzen wollen. Du lässt dich dann nicht einlullen durch alles mögliche Gerede von Menschen, die erzählen, dass man es nicht so genau zu nehmen braucht und dass alles von selbst gut wird. Für das Fasten gilt dasselbe. Es bedeutet in erster Linie, dass man keine Nahrung zu sich nimmt. Es bedeutet auch, dass man freiwillig auf bestimmte Freuden verzichtet, die an sich nicht falsch sind, dich aber in einem bestimmten Moment vom wirklichen Ziel deines Lebens ablenken können. Ein bisschen Entspannung ist nicht verkehrt. Aber es ist sicher falsch, dich genau dann entspannen zu wollen, wenn deine Mitarbeit als Christ gefordert ist, z. B. wenn man dich bittet, mitzugehen, um das Evangelium zu verkündigen. Du kannst dich diesen drei Dingen also entziehen, aber der echte Diener Gottes tut das nicht und beweist dadurch, dass er verstanden hat, worum es in seinem Leben als Diener geht.

2Kor 6:6. Was in den 2Kor 6:6-10 folgt, sind Kennzeichen, die Gott bei seinen Dienern sucht und die durch die vorhergehenden Umstände deutlich zum Vorschein kommen werden. Das erste ist „Reinheit“. Reinheit heißt, dass du dich selbst von der Welt unbefleckt bewahrst und keine Freundschaft mit ihr schließt. „Erkenntnis“ bedeutet, dass du Gott kennst und weißt, was Er von dir erwartet. Dazu hast du die Bibel. „Langmut“ ist die Geduld, die du bei den Kontakten aufbringen kannst, die du hast. Indem du „gütig“ bist, lässt du andere etwas von der Güte Gottes empfinden. Die Kraft, um dich so zu offenbaren, hast du nicht aus dir selbst, sondern durch den „Heiligen Geist“. „Ungeheuchelte Liebe“ ist aufrichtige und nicht vorgetäuschte Liebe. Liebe ist die Natur Gottes, und die darfst du zeigen. Das bedeutet nicht, dass du das Böse gutheißt oder so tust, als ob es nicht da wäre.

2Kor 6:7. Deshalb muss der Diener mit dem „Wort der Wahrheit“ umgehen und es auf alle möglichen Situationen anwenden können. Wenn er das in Abhängigkeit von Gott tut und nicht mit menschlicher Weisheit, wird die „Kraft Gottes“ gespürt werden.

Die „Waffen der Gerechtigkeit“ betreffen das praktische Leben des Dieners. Wenn man ihn nicht ungerechter Praktiken beschuldigen kann, weil er jedem das gibt, worauf er ein Recht hat, ist das eine Waffe, mit der er Beschuldigungen, die von allen Seiten erhoben werden können, abwehren kann. Denn ein Diener ist immer Kritik ausgesetzt. Das ist etwas, womit du einfach rechnen musst, wenn du für den Herrn leben und arbeiten willst. Nicht dass du dich über alle Kritik erhaben fühlen sollst. Das wäre Hochmut.

2Kor 6:8. Aber es geht hier um einen Diener, der in allem seinem Herrn gefallen will. In diesem Fall gehst du „durch Ehre und Unehre“: Manchmal wirst du bejubelt und ein anderes Mal geschmäht. Je größer ein Diener ist, desto mehr wird über ihn gesprochen, im negativen wie im positiven Sinn: Er geht „durch böses Gerücht und gutes Gerücht“; der eine hält ihn für einen „Verführer“, für den anderen ist er „wahrhaftig“.

2Kor 6:9. In der Welt ist er „unbekannt“, aber Gott ist er „wohlbekannt“. Was die Welt betrifft, so ist er ein „Sterbender“, der Welt nützt er nichts. Das liegt daran, dass er nicht für die Welt, sondern für Gott „lebt“.

Alles, was ihm begegnet, nimmt er als „Züchtigung“ aus der Hand Gottes an. Zucht ist keine Strafe, sondern Erziehung. Für diese Erziehung gebraucht Gott allerlei Mittel, z. B. die, die du in den 2Kor 6:4; 5 gelesen hast. Das Ziel, das Gott damit verfolgt, ist, dich dazu zu bringen, das Falsche aus deinem Leben wegzutun, um Ihm ähnlicher zu werden. Daher ist die Folge von Zucht nicht, dass du dadurch „getötet“ wirst.

2Kor 6:10. Es ist nicht angenehm, Züchtigung zu erfahren, nein, sie kann dich „traurig“ machen (Heb 12:11). Aber mit dem, was du darin an Liebe und Sorge von Seiten Gottes erfährst, kannst du wieder andere „erfreuen“. Ein Diener besitzt in dieser Welt keine Reichtümer. Diesbezüglich ist er „arm“. Sein wahrer Reichtum ist in Christus, und damit kann er „viele reich machen“. Das Ende von 2Kor 6:10 zeigt, dass er eigentlich in dieser Welt überhaupt nichts besitzt. Sein wirklicher Besitz ist Christus, und wer Ihn hat, hat alles, denn alles ist von Ihm.

Du siehst, dass es keine Kleinigkeit ist, sich für einen Diener Gottes auszugeben. Ich hoffe, dass du dadurch nicht entmutigt, sondern im Gegenteil ermuntert wirst. Denn es sind doch eine Menge reicher Verheißungen darin eingeschlossen.

2Kor 6:11. Vielleicht kannst du dir ein wenig vorstellen, was für einen tiefen Eindruck diese Verse auf die Korinther machen mussten. Paulus hatte ihnen sein Herz geöffnet. Er hatte sich nicht zurückgehalten, sondern sein Herz vor ihnen ausgeschüttet. Sie sollten wissen, was für sie darin verborgen war. Er liebte sie von ganzem Herzen, und alles, worüber er in den vorhergehenden Versen gesprochen und was er durchgemacht hatte, hatte er um ihretwillen durchgemacht und erlebt, um ihnen das Evangelium bringen zu können.

Siehst du, wie er sie ganz persönlich als „Korinther“ anspricht? In zwei weiteren Briefen spricht er die Empfänger ebenso persönlich an: die Galater (Gal 3:1) und die Philipper (Phil 4:15). In allen drei Fällen spricht er aus einem übervollen Herzen.

2Kor 6:12. Hier in Korinth wollte er wieder den besonderen Platz in ihrem Herzen haben, den er früher gehabt hatte. Nein, sie nahmen keinen engen Raum in ihm ein. Aber sie selbst waren engherzig. Sie hatten in ihrem Herzen nur ein kleines Plätzchen für Paulus. Sie konnten ihn nicht mehr so richtig wertschätzen.

2Kor 6:13. Er bittet sie darum, ihr Herz wieder weit für ihn und seinen Dienst zu öffnen. Er erbittet das als eine Art Vergeltung, die er von ihnen verdient hatte. Hatte er sich nicht mit seinem ganzen Leben für sie eingesetzt? Mussten sie ihn dann nicht mit besonderer Liebe lieben? Sie waren doch „seine Kinder“. Du merkst an der ganzen Art zu schreiben, wie Paulus sein Bestes tut, um ihr Herz wieder zu gewinnen. Er verlangte danach, dass das Verhältnis zwischen ihm und den Korinthern wieder gut würde und sie wieder auf seinen weisen Rat hörten. Dabei hatte er nur die Ehre des Herrn und das Wohl der Gläubigen im Auge.

Lies noch einmal 2. Korinther 6,5–13.

Frage oder Aufgabe: Was ist in deinem Leben von den Dingen zu finden, die in den 2Kor 6:4-10 aufgezählt werden?

Copyright information for GerKingComments