2 Samuel 19:43

Deutsche Versen (42-44)

Israel und Juda streiten um David

Danach kommt der Moment, in dem sich die Männer Israels zu Wort melden. Sie beklagen sich über das Verhalten ihrer Brüder, der Männer von Juda. David selbst hat durch seine Bevorzugung von Juda dazu beigetragen. Die Folge ist Eifersucht. Wir sehen, dass der Bruch, der unter der Herrschaft von Davids Enkel Rehabeam stattfinden wird, hier bereits verborgen vorhanden ist.

In der Kirchengeschichte ist Uneinigkeit nicht immer – oder vielleicht besser: meistens nicht – das Ergebnis von Unterschieden in Lehrmeinungen, sondern von Unterschieden im Charakter derjenigen, die bestimmte Lehrmeinungen vertreten. Was unter dem Deckmantel des Unterschieds in der Lehreauffassung geschieht, ist in Wirklichkeit ein Streit zwischen Menschen, die sich einander nicht unterordnen wollen.

Die Männer von Israel reagieren fleischlich. Die Antwort der Männer von Juda ist genauso fleischlich. Das weise Wort Salomos, „eine milde Antwort wendet den Grimm ab, aber ein kränkendes Wort erregt den Zorn“ (Spr 15:1), wird von keiner Seite beherzigt. Die Männer von Israel meinen, dass sie mehr Recht auf David haben, weil sie zahlenmäßig stärker sind. Es entsteht ein Streit unter Gottes Volk zwischen Juda mit einem Teil Israels auf der einen und dem Rest Israels auf der anderen Seite. Der Streit dreht sich um die Frage, wer das meiste Anrecht auf David hat. Ist es richtig, so zu sprechen? Ist David nicht der König des ganzen Volkes?

Wir müssen aufpassen, dass wir den Herrn Jesus nicht für unsere Gruppe beanspruchen. Das kann leicht passieren, wenn wir meinen, dass wir treuere Gläubige sind als andere, oder dass wir mehr Kenntnis haben als andere, oder dass wir denken, dass wir mehr Geistesgaben besitzen als andere. Lasst uns darum beten, dass der Herr uns davor bewahrt, zu unseren Brüdern und Schwestern, wo immer sie sich befinden, von Ihm zu sprechen, in dem Sinn, als hätten wir ein größeres Recht auf Ihn als der andere.

Das ist das Übel, das Paulus bei den Korinthern verurteilt (1Kor 1:12; 13). Die Gruppe, die Christus als ihren führenden Haupt beansprucht, ist die schlimmste. Sie sind sogar schlimmer als die Korinther, die Petrus oder Paulus zu ihrem Parteihaupt wählten. Das mag seltsam klingen, aber es ist trotzdem wahr. Paulus listet vier Parteien auf, jede mit ihrem eigenen Führer. Einer dieser Parteiführer ist Christus. Aber kann Er mit irgendeinem Menschen gleichgesetzt werden? Doch genau das ist es, was die Korinther tun. Christus wird zu einem Parteiführer gemacht, neben Paulus und Petrus und Apollos! Was diese Partei damit sagt, ist: „Wir sind die Einzigen, die den richtigen Standpunkt vertreten. Wer sich Paulus oder Apollos oder Petrus anschließt, gehört nicht dazu.“ Jeder Gläubige gehört jedoch zu Christus, auch wenn er sich vielleicht unglücklicherweise einer Gruppe angeschlossen hat, die sich nach einem bestimmten Diener nennt.

Christus lässt sich nicht in eine Schublade stecken – und seine wahren Diener auch nicht, denn sie wollen nicht an der Spitze einer Partei stehen oder in eine Schublade gesteckt werden. Wenn Paulus sagt, dass Christus nicht zerteilt ist, will er damit sagen, dass Christus nicht von der einen oder anderen Gruppe als Parteiführer beansprucht werden kann.

Du erkennst sicher dieses Bild in der Christenheit um dich herum wieder. Was für eine Zerteilung! Die eine Gruppe benennt sich nach Luther, eine andere nach Calvin. Es gibt auch Gruppen und Gemeinden, in denen Menschen zusammenkommen, nur weil sie in bestimmten Teilen oder Themen aus der Bibel übereinstimmen, zum Beispiel der Taufe, während andere, die anders darüber denken, sich nicht dort anschließen können. Die Tatsache, dass der Herr Jesus der Einzige ist, durch den die Christen zusammengehören, gerät zunehmend in den Hintergrund. Lasst uns also Ihn und das, was Er in seinem Wort sagt, wieder in den Vordergrund stellen!

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