2 Thessalonians 2:1-12

Der Tag des Herrn ist noch nicht angebrochen

Wie schon in der Einleitung gesagt, liegt in diesem zweiten Brief der Nachdruck auf der Korrektur. Sie war nötig, weil der Feind versuchte, das Leben der Gläubigen zu lähmen. Dazu gebrauchte er Irrlehren. Um diese Irrlehren einzuführen, wollte er durch Drangsal und Verfolgung das rechte Klima schaffen.

Die Drangsal hast du in Kapitel 1 gefunden. Paulus hat klargemacht, wie sie zu sehen ist, und hat die Gläubigen mit der entsprechenden Belehrung ermutigt. Die Irrlehren werden in diesem Kapitel behandelt. Du siehst, wie der Verführer die Gläubigen mit einer falschen Botschaft bezüglich der Zukunft betrügen will. Paulus macht deutlich, wie du sie sehen musst. Übrigens findest du in diesen beiden Kapiteln die beiden Erscheinungsformen des Feindes: in Kapitel 1 den brüllenden Löwen (1Pet 5:8) und in Kapitel 2 den Engel des Lichts (2Kor 11:14).

Der Feind versuchte in seiner List mit dieser Irrlehre den Thessalonichern weiszumachen, dass der Tag des Herrn bereits angebrochen sei. Der Feind ließ sogar das Gerücht verbreiten, dass Paulus das selbst auch glaubte und lehrte. Jetzt kannst du sehen, wie Paulus diesem Irrtum entgegentritt und ihn durch die Gegenüberstellung mit der Wahrheit entkräftet.

2Thes 2:1. Er erteilt keinen Befehl. Noch weniger beginnt er ihnen schwere Vorhaltungen zu machen, dass sie so dumm seien, dem Feind für die Irrtümer die Tür zu öffnen. Nein, als Erstes bittet er sie. Dadurch will er, dass sie über das nachdenken, was er ihnen nun sagt und was das Hauptthema seines Briefes ist. Anschließend stellt er sich mitten unter sie, nicht über sie, indem er sie wieder mit „Brüder“ anspricht, wodurch er das gegenseitige Vertrauen ausdrückt.

Sein Ausgangspunkt für das Widerlegen des Irrtums und das Vorstellen der Wahrheit ist das Kommen des Herrn Jesus für die Gemeinde. Das meint er mit „wegen“. Er sagt damit: Um euch klarzumachen, was es mit dem Tag des Herrn auf sich hat, will ich euch kurz an die Entrückung der Gemeinde erinnern. Damit sagt er gleichsam zu ihnen: Habe ich euch nicht gesagt, dass der Herr Jesus zuerst für die Gemeinde kommt und dass wir Ihm in die Luft entgegengehen werden, um zu Ihm hin versammelt zu werden (1Thes 4:15-17)? Ihr, die ihr zur Gemeinde gehört, seid noch auf der Erde. Wie kann daher der Tag des Herrn angebrochen sein, da die Gemeinde noch auf der Erde ist? Sein Kommen für die Gemeinde muss nach wie vor zuerst stattfinden. Daher gibt es also keinen einzigen Grund anzunehmen, dass der Tag des Herrn schon angebrochen ist.

2Thes 2:2. Lass dir nichts weismachen. Dem Feind geht es darum, dich (und jedes Kind Gottes) davon abzuhalten, den Herrn Jesus zu erwarten. Halte deinen sicheren und festen Blick auf sein Kommen, wenn Er die Seinen zu sich nimmt. Er gebraucht dazu allerlei Betrügereien und Listen. Er greift dich in deinem Denken, deinem Verstand und deiner Fähigkeit an, Dinge zu beurteilen. Du darfst dich nicht so schnell austricksen lassen. Denk nach über das, was du hörst oder siehst, und beurteile die Dinge anhand des Wortes Gottes. Dann wirst du nicht so schnell erschüttert werden durch bestimmte Ereignisse, die durch falsche Lehrer als Gottes Handeln gedeutet werden. Du wirst auch nicht so schnell durch ihre einleuchtenden Erklärungen verwirrt und erregt werden.

Sie behaupten von sich, die eine oder andere Botschaft durch Inspiration empfangen zu haben. Aber es ist unmöglich, dass hier der Geist Gottes am Werk ist. Der Geist Gottes ist immer in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes. Deswegen müssen die Geister anhand des Wortes Gottes geprüft werden (1Joh 4:1). Lass dich daher nicht durch ihre sogenannten „geistlichen“ Kontakte überrumpeln. Lass dich auch nicht durch ihre überzeugend klingenden Argumentationen einwickeln. Prüf das, was sie sagen, anhand des Wortes Gottes. Selbst wenn sie mit einem Brief kämen, mit einem Dokument, von dem sie behaupten, dass es mit religiöser Autorität ausgestattet sei, so lass dich dadurch nicht verwirren. Es macht Satan nichts aus, welches Mittel er gebraucht, wenn es nur wirksam ist. Hauptsache, die Thessalonicher dachten, dass der Tag des Herrn schon angebrochen sei.

Eine falsche Übersetzung ist: als ob der Tag des Herrn bevorstehen würde. Das wäre ja kein Irrtum, denn der Tag des Herrn ist tatsächlich bevorstehend. Die Irrlehre, die Eingang gefunden hatte, war ja gerade, dass der Tag des Herrn bereits angebrochen war. Der Beweis sollte, so behaupteten die Verführer, die Verfolgungen sein, die die Thessalonicher mitmachten. Denn am Tag des Herrn würde es ja Bedrängnis geben. Die Leiden, die sie durchlebten, schienen den Verführern recht zu geben. Stand nicht geschrieben, dass dieser Tag ein Tag der Angst und Bedrängnis sein würde?

2Thes 2:3. Es gibt zwei Argumente, um die Irrlehre zu widerlegen, dass der Tag des Herrn bereits angebrochen sei. Das erste Argument hast du soeben gehört: Die Gläubigen sind noch nicht mit dem Herrn vereinigt, denn erst danach kommt Er mit ihnen auf die Erde. Das zweite Argument ist, dass der Gesetzlose (2Thes 2:8) noch nicht offenbart ist und deswegen das Gericht noch nicht ausgeübt werden kann.

Dieses zweite Argument vertieft Paulus nun. Wenn du das verstehst und festhältst, kann der Feind dich in diesem Punkt keinesfalls mehr verwirren. Zunächst weist Paulus auf den Abfall hin. Das ist das geistliche Klima, das vorherrschen wird, wenn die Gemeinde entrückt ist. Der Abfall ist die öffentliche Leugnung dessen, wozu man sich zuvor bekannt hat. Es geht hier um den Abfall des Christentums als der einzigen Religion, in der Gott sich als Vater, Sohn und Heiliger Geist bekanntgemacht hat. Es ist die radikale Leugnung, dass es ein Wesen gibt, das über den Menschen steht und dem der Mensch sich unterwerfen muss. Der Abfall bedeutet, dass der Mensch sich die absolute Autorität in der Welt und dem Weltall anmaßt.

Um einem Missverständnis vorzubeugen, ist es gut zu wissen, dass der Abfall nicht der Abfall von Christen ist. Ein Gläubiger kann nicht abfallen. Der Herr Jesus gibt entsprechende Sicherheit (Joh 10:27-29). Einige können zwar in der Zeit, in der wir jetzt leben – „den späteren Zeiten“ – vom Glauben abfallen (1Tim 4:1). Das betrifft jedoch Menschen, die eine Form der Gottseligkeit haben, jedoch keine wirklichen Christen sind (2Tim 3:5). Das ist aber nicht dasselbe wie der allgemeine Abfall all derer, die sich christlich nennen. Abfall ist nicht das Erkalten der Liebe bestimmter Personen oder das Einführen böser Dinge in die Gemeinde, sondern die völlige Aufgabe der Wahrheit Gottes. Der Abfall besteht darin, dass der Mensch Gott entthront und sich selbst auf den Thron setzt.

Die Phase, in der alle Christen abfallen, ist noch zukünftig. Der Abfall tritt erst ein, wenn die Gemeinde entrückt ist und nur Namenschristen übriggeblieben sind. Was sich dann Christenheit nennt, wird insgesamt abfallen. In dem geistigen Klima, das dann vorherrschen wird, wird eine Person gedeihen, die die Verkörperung des Widerstandes gegen Gott ist. Diese Person ist die Zusammenballung aller Gesetzlosigkeit. Sie wird „der Mensch der Sünde“ und „der Sohn des Verderbens“ genannt.

Über diesen Menschen hat die Sünde absolute Autorität. Die Sünde verfügt unbeschränkt und ungehindert über diesen Menschen. Es gibt keine einzige Verbindung zu Gott oder etwas, das von Gott kommt. Dieser Mensch hat sich als ein williges Instrument der Sünde ausgeliefert, so dass sich die Sünde in all ihrer Abscheulichkeit in ihm offenbaren kann. Ein solcher Mensch kann nichts anderes sein, als „der Sohn des Verderbens“. So hat der Herr Jesus auch Judas genannt (Joh 17:12). Dieser Name gibt den Charakter an. Wir lesen zum Beispiel auch von einem „Sohn des Friedens“ (Lk 10:6), wenn jemand durch Frieden gekennzeichnet ist, der den Frieden sozusagen zum Vater hat und diesen Charakter offenbart. „Der Sohn des Verderbens“ findet seinen Ursprung im Verderben, seine Handlungen werden durch Verderben gekennzeichnet und sein Ende wird im Verderben sein.

2Thes 2:4. Bevor er jedoch sein Ende erreicht, wird er alle geistliche Führung an sich reißen. Die Person des Antichrists wird offenbar. Das ist die Person, die in Daniel 11 der König genannt wird, der nach seinem Gutdünken handeln wird (Dan 11:36). Paulus zitiert diesen Vers hier. Dieser Vers macht ebenfalls deutlich, dass der Antichrist ein Jude ist. Im Neuen Testament siehst du ihn als den abgefallenen Führer des Christentums (er leugnet den Vater und den Sohn) und des Judentums (er leugnet, dass Jesus der Christus ist) (1Joh 2:22; 23). In Offenbarung 13 siehst du ihn als das Tier, das aus der Erde heraufsteigt (Off 13:11-18). Die Beschreibung hat erstaunlich viel Ähnlichkeit mit Christus als dem Lamm. Der Antichrist ahmt Ihn nach, er tut so, als wäre er der Christus, ist aber in jeder Hinsicht der Gegenspieler Christi.

Wenn er an der Macht ist, wird er jede Form des Gottesdienstes untersagen. Dadurch macht er den Weg für ein bis dahin ungekanntes gotteslästerliches Auftreten frei: Er wird alle Juden und Namenschristen dazu bringen, ihn als Gott zu verehren (vgl. Hes 28:2). Er wird sich dazu in den Tempel Gottes setzen, das ist der Tempel in Jerusalem, das Zentrum des jüdischen Gottesdienstes. Für diese Anbetung wird der Antichrist ein Bild vom Diktator des wiedererstandenen Römischen Reiches machen lassen und im Tempel aufstellen. Die Anbetung des Bildes wird vom Antichrist entgegengenommen.

Dass er sich in den Tempel setzt, beweist einmal mehr, dass der Antichrist ein Jude ist. Die (abgefallenen) Juden würden ihn sonst nie als Christus oder Messias akzeptieren und auch nicht zulassen, dass er den Tempel Gottes in Besitz nehmen könnte. Der Herr Jesus hat von ihm gesagt, dass er in seinem eigenen Namen kommen würde und die Juden ihn annehmen würden (Joh 5:43).

Lies noch einmal 2. Thessalonicher 2,1–4.

Frage oder Aufgabe: Welche Beweise findest du in diesem Abschnitt dafür, dass der Tag des Herrn noch nicht gekommen ist?

Der Gesetzlose

2Thes 2:5. In den vorigen Versen hat Paulus eigentlich nicht viel mehr getan, als die Gläubigen in Thessalonich an das zu erinnern, was er ihnen schon früher gesagt hatte. Dieses Thema gehört offensichtlich zur Grundausstattung jedes Gläubigen. Er wird nicht ausführlich darauf eingegangen sein, weil er nur kurz bei ihnen war. Dennoch weist er auf das hin, was er damals gesagt hat. Dadurch will er ihre Erinnerung auffrischen.

Es ist auch nicht so, dass Paulus dieses Thema mal eben zwischen Tür und Angel erwähnt hat. Man erkennt das im Deutschen nicht, aber er sagt, dass er wiederholt darüber gesprochen hat. Dadurch steckt ein gewisser Tadel in seinen Worten, zwar freundlich, aber doch bestimmt. Wenn sie verstanden hätten, was er gesagt hatte, wären die Schwierigkeiten, die sie nun mit ihren Umständen hatten, nicht entstanden. Durch die „Vergesslichkeit“ der Thessalonicher können wir nun jedenfalls von den Belehrungen über die Zukunft profitieren.

2Thes 2:6-7. Nun setzt Paulus seine Belehrungen fort. Dabei knüpft er an das Wissen an, das er bei ihnen als bekannt voraussetzen konnte. Sie wussten, dass die Offenbarung des Antichrists zurückgehalten wurde. Dieses Zurückhalten geschieht durch ein „was“ (2Thes 2:6) und ein „der“ (2Thes 2:7). Da ist „etwas“, was zurückhält, und „jemand“, eine Person, die zurückhält. Die Frage ist, woran wir bei „was“ und bei „der“ denken müssen, was damit gemeint ist. Verschiedene Ausleger haben unterschiedliche Erklärungen gegeben. Ich werde dir sagen, welche mir am meisten zusagt und warum.

„Was zurückhält“, ist die Gemeinde. Paulus hat dargelegt, dass der Tag des Herrn nicht angebrochen sein konnte, solange die Gemeinde auf der Erde ist. Er hat auch dargelegt, dass, bevor der Tag des Herrn anbricht, zuerst der Abfall kommen muss, der mit dem Offenbarwerden des Antichrists zusammenhängt. Die Anwesenheit der Gemeinde auf der Erde bedeutet jedoch, dass es noch keine vollständige Leugnung Gottes und Christi gibt.

„Der zurückhält“, das ist der Heilige Geist. Dass es um den Heiligen Geist geht, wird mir dadurch deutlich, dass dahinter steht, „bis er aus dem Weg ist“. Wenn die Gemeinde entrückt wird, wird auch der Heilige Geist weggenommen. Wird Er dann nicht mehr auf der Erde anwesend sein? Doch, allerdings nicht in der Art und Weise, wie das der Fall war, als die Gemeinde noch auf der Erde war. Da wohnte Er in der Gemeinde. Am Pfingsttag, bei der Ausgießung des Heiligen Geistes, kam Er, um in den Gläubigen Wohnung zu nehmen.

Vor dieser Zeit wirkte Er auf der Erde. Davon kannst du schon in den ersten Versen der Bibel etwas lesen (1Mo 1:2). Jedes Werk Gottes auf der Erde geschah (und geschieht immer noch) durch den Heiligen Geist. Aber erst nachdem der Herr Jesus das Werk auf dem Kreuz vollbracht hatte und in den Himmel zurückgekehrt war, kam der Heilige Geist hernieder, um auf der Erde zu wohnen (Joh 7:39). Wie das geschah, kannst du in Apostelgeschichte 2 (Apg 2:1-4) nachlesen. Sein Kommen auf die Erde bedeutete das Entstehen der Gemeinde. Sein Wohnort ist die Gemeinde (1Kor 3:16; Eph 2:22). Du siehst, wie sehr die Gemeinde und der Heilige Geist miteinander verbunden sind.

Durch die Anwesenheit sowohl der Gemeinde als auch des Heiligen Geistes auf der Erde wird die volle Offenbarung des Bösen noch zurückgehalten. Ein Beispiel für dieses Zurückhalten ist das Misslingen spiritistischer Dinge, wenn ein betender Gläubiger anwesend ist. Häufig verstummt ein gottloses oder unsittliches Gespräch, wenn ein treuer Gläubiger zu Leuten stößt, die ihn auch als solchen kennen.

Dieses „Zurückhalten“ hört auf, wenn die Gemeinde entrückt wird. Und wenn die Gemeinde entrückt wird, kann es nicht anders sein, als dass auch der Heilige Geist die Erde verlässt. Die Gemeinde ist in alle Ewigkeit sein Wohnort. Einen Beweis dafür findest du in den Worten des Herrn Jesus über den Heiligen Geist, nämlich, dass Er bis in Ewigkeit bei und in den Gläubigen sein würde (Joh 14:15-17). Wenn die Gemeinde entrückt ist, wohnt der Heilige Geist nicht mehr auf der Erde. Was sein Werk betrifft, so wird es wieder so sein wie in der Zeit, bevor die Gemeinde auf der Erde war.

Die völlige Offenbarung des Bösen wird also noch zurückgehalten. Dennoch ist „die Gesetzlosigkeit“ schon wirksam. Für die Ungläubigen, die dafür blind sind, ist das noch ein „Geheimnis“. Die Ungläubigen arbeiten sogar intensiv an der Gesetzlosigkeit mit. Für dich braucht das jedoch kein Geheimnis zu sein. Du darfst verstehen, was Paulus hier über diese Erscheinung sagt. Dass es für sehr viele Gläubige dennoch ein Geheimnis ist, liegt daran, dass sie die Schrift nicht lesen. Wenn du die Schrift liest, brauchst du dich über die zunehmende Gesetzlosigkeit also nicht zu wundern.

Bei Gesetzlosigkeit musst du nicht an die Übertretung des Gesetzes denken. Gesetzlosigkeit geht viel weiter. Gesetzlosigkeit ist das Wesen der Sünde, denn die Sünde ist die Gesetzlosigkeit (1Joh 3:4). Es ist die völlige Verneinung jeder Form von Autorität. Ist es nicht genau das, was du in deiner Umgebung wahrnimmst? Merkst du nicht, dass der Mensch immer autonomer, unabhängiger und selbstständiger sein will? Er ist immer weniger bereit, sich einer Autorität zu unterwerfen, schon gar nicht der Autorität Gottes.

2Thes 2:8. Dieses Wirken des Geheimnisses der Gesetzlosigkeit nimmt immer weiter zu, bis der Mensch der Sünde, der Gesetzlose sich vollständig offenbaren kann. Lass dich daher nicht durch Stimmen verführen, die dich glauben lassen wollen, dass die Welt durch das Evangelium für Christus gewonnen werden wird. Das ist ein großer Irrtum. Hier liest du, wie die Zukunft der Welt aussieht. Das bedeutet nicht, dass du das Evangelium nicht weitergeben sollst. Es ist geradezu ein Ansporn. Das Evangelium richtet sich allerdings an den Einzelnen, nicht an die Masse. Die Masse wird, wie gesagt, abfallen, sich gegen Gott auflehnen und den Antichrist anbeten.

2Thes 2:8 beginnt mit „und dann“. Das bedeutet: Zu diesem Zeitpunkt – und nicht früher – wird der Gesetzlose offenbart. Die Gesetzlosigkeit, die bereits im Verborgenen wirkt, wird zu der Zeit in einer Person Gestalt annehmen. Es ist dasselbe, was Johannes über die vielen Antichristen schreibt, obwohl doch nur einer der Antichrist ist (1Joh 2:18). Alles verläuft nach dem Plan Gottes. Daran können Satan und seine Dämonen nichts ändern. Nein, es ist sogar so, dass sie gegen ihren Willen an seinem Zustandekommen mitwirken.

Wenn der Gesetzlose einmal offenbart ist, wird eine Zeit des Schreckens anbrechen, wie es sie noch nie gegeben hat. Von diesem Schreckensregime liest man hier nichts. Das kannst du im Buch der Offenbarung nachlesen. Hier erfährst du nur kurz und beeindruckend von seinem ruhmlosen, erniedrigenden und abscheulichen Ende. Er endet nicht dadurch, dass er in einem Kampf auf Leben und Tod den Kürzeren zieht. Der Herr Jesus wird ihn persönlich durch nichts anderes als den Hauch seines Mundes verzehren (vgl. Jes 11:4). Dabei kannst du auch an sein Wort, an ein Machtwort denken (Ps 33:6; Off 1:16).

Stell dir diesen gesetzlosen Menschen vor, der sich selbst über alles erhebt und sich selbst zu Gott macht, statt sich Gott zu unterwerfen. Dieser aufgeblasene, großtuerische Lästerer wird durch eine einfache Handlung (doch voller Macht!) verzehrt. Und durch wen? Durch den Menschen, der sich auf der Erde selbst erniedrigt hat und gehorsam geworden ist bis zum Tod und der danach von Gott verherrlicht worden und der Herr aller geworden ist. Seine Erscheinung, wenn Er also sichtbar auf die Erde kommt, bedeutet das Ende des Gesetzlosen.

„Verzehren“ und „vernichten“ bedeuten nicht das Ende seiner Existenz. Damit wird ausgedrückt, dass Schluss ist mit seiner Stellung und der Ausübung von Autorität. In Offenbarung 19 siehst du, wie das geschehen wird (Off 19:20). Dort wird der Gesetzlose „der falsche Prophet“ genannt. Gemeinsam mit dem Tier – das ist der Diktator des dann wiedererstandenen Römischen Reiches (des vereinigten Europa) – wird er ohne Prozess lebendig in den Feuersee geworfen. Diese beiden monsterähnlichen Personen werden als erste in der Hölle sein. Sie sind dort auch die Einzigen während der 1000 Jahre des Friedens, die auf der Erde nach ihrer Verurteilung folgen werden. Wenn die 1000 Jahre vorüber sind, wird auch der Teufel dorthin geworfen werden (Off 20:10) und schließlich alle Ungläubigen (Off 20:11; 12; 15).

Lies noch einmal 2. Thessalonicher 2,5–8.

Frage oder Aufgabe: Nenne Situationen, die zeigen, dass das Geheimnis der Gesetzlosigkeit schon wirksam ist.

Die Zukunft derer, die verlorengehen

2Thes 2:9. In diesen Versen kommt Paulus noch auf einige Besonderheiten des Antichrists zu sprechen. Der Antichrist ist nicht nur gottlos und auf sich selbst ausgerichtet, er ist auch der große Verführer. Er wirkt in „aller Macht und allen Zeichen und Wundern“. Dadurch verführt er die, die kein Leben aus Gott haben. Doch auch Gott gibt diese Dinge. Du kannst das im Leben des Herrn Jesus und der Apostel und in der ersten Gemeinde sehen (Apg 2:22; Röm 15:19; 2Kor 12:12; Heb 2:4).

Der Antichrist äfft auch darin den Herrn Jesus nach. Die Quelle, aus der er sein Handeln speist, ist die Lüge. Das bedeutet, dass Satan ihn inspiriert, denn Satan ist der Vater der Lüge (Joh 8:44). Satan tut alles, um Menschen zu verführen. Die Zeichen zu Beginn des Christentums dienten zum Segen der Gläubigen und unterstrichen die Wichtigkeit des Wortes Gottes. Das Wort Gottes war damals noch nicht vollständig. Nachdem es vollständig ist, brauchen wir nicht mehr die Bestätigung durch Zeichen und Wunder.

Wir leben in der Zeit des Glaubens, nicht des Schauens (2Kor 5:7). Gott erwartet von jedem Menschen Glauben an sein Wort. Du weißt, dass die Zeit des Glaubens ihrem Ende entgegengeht. Wir leben in den letzten Tagen. Der kommende Abfall zeichnet sich stets schärfer ab. Ein Zeichen dafür ist das abnehmende Interesse am Wort Gottes. Die Tatsache, dass sehr viele Menschen neue moderne Bibelübersetzungen kaufen, ist kein Beweis für eine Erweckung. Das entspricht mehr der Befriedigung eines spirituellen Bedürfnisses. Man liest sie parallel zum Koran. Der Sprachgebrauch ist den Erfordernissen der Zeit angepasst. Und welche Zeit ist das wieder? Genau, die Endzeit.

Sieh um dich her. Die Frage nach sichtbaren und fühlbaren Elementen, die eine Hilfe für die Glaubenserfahrung sein sollen, nimmt überhand. Christen – unter ihnen sogar echte – haben immer größeres Interesse an Formen und Reliquien. Das bereitet den Weg, auf dem „Macht und Zeichen und Wunder“ in die bekennende Gemeinde hineinkommen können. Der Geist des Antichrists ist stark am Wirken.

Filme, in denen sogenannte gute oder weiße Magie zum Einsatz kommt, um das Böse zu überwinden, werden enorm besucht. Harry Potter, Der Herr der Ringe und Narnia werden Christen „verkauft“, damit sie angeregt werden, Gutes zu tun. Was für eine Verführung! Der gegenteilige Effekt wird erreicht: Christen werden an die Magie verkauft! Und eins muss klar sein: Es gibt keine gute oder weiße Magie. Magie kommt aus der Lüge.

2Thes 2:10. Satan gebraucht allen „Betrug der Ungerechtigkeit“. Nichts ist ihm zu abwegig. Alles ist zu gebrauchen, wenn es nur seinem Ziel dient. Es gibt keine Spur von Aufrichtigkeit. Er wird die Menschen absolut gewissenlos manipulieren und mit sich ins Verderben reißen. Das ist sein Ziel, weil er meint, Gott damit am meisten schaden zu können. Und auch daran erkennt man, dass er Gott nicht kennt.

Sein Betrug findet gierigen Eingang nur bei „denen, die verlorengehen“. Das sind die Menschen, für die das Wort vom Kreuz Torheit ist (1Kor 1:18). Ihnen wurde das Evangelium, die Wahrheit, angeboten, aber sie haben es als lächerlich abgewiesen. Sie hatten keine Liebe zur Wahrheit. Sie wollten ihr Herz der Wahrheit nicht öffnen, die Predigt sagte ihnen nichts. Sie wollten nicht errettet werden.

2Thes 2:11. Darum wird Gott dafür sorgen, dass sie der Lüge glauben. Du siehst, dass es ihre eigene Entscheidung sein wird. Ihre Haltung gegenüber der Wahrheit ist daran schuld, dass sie verlorengehen. Gott wollte sie erretten (1Tim 2:4), sie wollten aber nicht. Er hat sie viele Male durch seine Knechte gebeten, sich mit Ihm versöhnen zu lassen (2Kor 5:20). Sie haben Ihn jedoch immer wieder abgewiesen. Sie gehen verloren, weil sie dem Evangelium nicht gehorcht haben (2Thes 1:8) und weil sie es nicht aufgenommen haben, so wie die Thessalonicher und du es wohl getan haben (1Thes 1:6; 1Thes 2:13).

Es geht also um Menschen, denen der Weg zur Errettung vorgestellt wurde, die ihn aber nicht gegangen sind. Es geht also nicht um Menschen, die das Evangelium noch nie gehört haben. Das bedeutet, dass dieses Gericht der Verhärtung vor allem über unsere westliche Welt kommen wird, wo das Wort des Evangeliums so klar erklungen ist. Obwohl sie dann noch nicht gestorben sind, wird es für sie zu spät sein, sich noch bekehren zu können. Sie haben ihre Zeit, wie Pharao, vorübergehen lassen (Jer 46:17). Das Gericht der Verhärtung trifft die Heiden (Röm 1:22-32), trifft Israel, ausgenommen ein Überrest (Röm 11:25), und trifft hier die Christenheit nach der Entrückung der Gemeinde.

Was nach der Entrückung der Gemeinde als Christenheit übrigbleibt, ist eine christuslose Christenheit. Die Christenheit besteht dann aus Menschen, die ihr Bekenntnis als Christen ohne jegliche Verbindung mit dem Christus Gottes aufrechterhalten. Sie sind eine leichte Beute der „wirksamen Kraft des Irrwahns“, die Gott senden wird.

Es wird ihnen dann unmöglich sein, sich noch zu bekehren. Nach der Entrückung der Gemeinde gibt es also keine Gelegenheit mehr für die, die vor diesem Zeitpunkt der Wahrheit nicht geglaubt haben. Für die, die einmal das Evangelium gehört und dann abgewiesen haben, gibt es also nach der Entrückung der Gemeinde keine zweite Chance! Der Wahrheit wollten sie nicht glauben, dann werden sie der Lüge glauben.

Gott gebraucht Satan, um das Gericht, das Er festgesetzt hat, auszuführen. Er hat die Macht, Satan und seine Dämonen für die Erfüllung seiner Ziele zu gebrauchen. Er gebrauchte den Teufel, um seinen Knecht Hiob zu prüfen. Er gebrauchte einen Lügengeist, um Ahab zu verführen, damit dieser im Kampf fiele (1Kön 22:19-23).

2Thes 2:12. Die Vergeltung, die Gott über Menschen bringt, steht in engem Zusammenhang mit der Übertretung, die sie begangen haben (Hes 14:9). Haben diese Menschen der Lüge des Teufels den Vorzug vor der Liebe zur Wahrheit gegeben, so wird Gott dafür sorgen, dass sie die Lüge des Teufels zu ihrem eigenen Gericht annehmen. Die Lüge, der sie glauben werden, ist die Behauptung des Antichrists, dass er Gott sei (2Thes 2:4). Du siehst, wie Gott heutzutage immer mehr aus der Gesellschaft verbannt wird und der Mensch immer mehr in den Mittelpunkt rückt. Nun, bald wird die Bewunderung des Menschen für den Menschen ihre Vollendung finden, die nicht rückgängig gemacht werden kann, wenn nämlich der Mensch seine ganze Huldigung dem Menschen der Sünde darbringen wird.

Das ist die Folge davon, dass man der Wahrheit nicht glaubt. Es geht um den Glauben an die Wahrheit. Das ist nicht eine Sache des Verstandes, sondern des Herzens. Daher hast du soeben von der „Liebe“ zur Wahrheit gelesen. Liebe ist eine Sache des Herzens. Die Wahrheit ist daher auch keine theoretische, theologische Kenntnis des Kopfes, sondern die Beziehung zu einer Person. Diese Person ist der Herr Jesus.

Er ist die Wahrheit (Joh 14:6). Willst du die Wahrheit über Gott wissen? Du lernst sie kennen, wenn du dich mit Ihm beschäftigst. Willst du die Wahrheit über den Menschen wissen? Dann musst du auf Ihn sehen. Was ein Mensch für Gott sein soll, siehst du an Ihm. Was der Mensch als Sünder ist, fehlt bei Ihm vollständig. Jede Tat, jedes Wort, jeder Gedanke Gottes wird an Ihm vollkommen sichtbar und ist gleichzeitig Maßstab für alles, was du als Mensch tust, sagst und denkst.

Wer der Wahrheit nicht glaubt, keine innere Verbindung zu ihr hat und keine Liebe zu ihr empfindet, legt seine eigenen Normen zugrunde. Das sind per Definition Normen, die den sündigen Menschen so leben lassen, wie er das gern will. Ein solches Leben zeigt sich in „Wohlgefallen ... an der Ungerechtigkeit“. Der Mensch wählt wohlüberlegt und bewusst die Befriedigung der Bedürfnisse des eigenen Ichs. Was Gott will und was zur Ehre des Herrn Jesus ist, kommt ihm nicht in den Sinn. Das Gericht Gottes an ihm ist gerecht.

Lies noch einmal 2. Thessalonicher 2,9–12.

Frage oder Aufgabe: Was fängst du mit dem an, was du hier über die schreckliche Zukunft der Ungläubigen gelernt hast?

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