Acts 1:24

Der Nachfolger des Judas wird erwählt

Petrus weiß, dass die Worte aus den Psalmen (Ps 69:26; Ps 109:8) auf Judas anzuwenden sind, obwohl sein Name dort nicht genannt wird. Das bedeutet auch, dass das, was mit Judas geschah, kein Sieg Satans ist. Judas wurde lediglich gebraucht, um das Wort Gottes zu erfüllen. Das nimmt von der eigenen Verantwortung, die Judas hatte, nichts weg. Er öffnete sich für Satan.

Das Zitat aus Psalm 69,26 kündigt sein Gericht an, während das Zitat aus Psalm 109,8 über die Nachfolge des frei gewordenen Platzes bei den Zwölfen redet. Bei ihrer Wahl eines Nachfolgers lassen sich die Apostel durch die Schrift leiten (siehe Apg 1:16), und sie wollen ihr auch gehorsam sein. Sie glauben an die Inspiration der Schrift und an ihre praktische Anwendung in ihrer Situation.

Wie wichtig ist das auch für uns. Die Kraft der Schrift, um uns auch heute in allerlei Situationen in der Gemeinde zu führen, ist unvermindert vorhanden. Die Frage ist jedoch, ob wir das noch mit derselben Überzeugung glauben wie die Jünger damals. In Anbetracht unserer Kenntnis der Schrift und wie wir sie häufig nach eigenem Gutdünken auslegen, ist zu befürchten, dass wir weit von dem Glauben der ersten Jünger abgewichen sind.

Petrus hat nicht nur Einsicht in die Schriften, er weiß auch um die Voraussetzungen, denen der, der den Platz des Judas einnimmt, entsprechen muss. Er weiß um Männer, die auch mit dem Herrn als seine Jünger umhergezogen sind, außer den zwölf, die der Herr Jesus zu einem besonderen Dienst ausgewählt hatte. Solche Jünger haben Ihn auch kennengelernt als den, der unter ihnen „ein- und ausging“. Das ist ein Hinweis auf den vertrauensvollen Umgang des Herrn mit seinen Jüngern

Die Zeit des öffentlichen Dienstes des Herrn Jesus hat mit der Taufe des Johannes begonnen und reicht bis zu seiner Himmelfahrt. Um ein Apostel werden zu können, musste jemand die ganze Zeit mit Ihm gegangen sein. Wenn jemand dieser Voraussetzung entsprach, war er auch ein Zeuge seiner Auferstehung, und darum geht es hauptsächlich.

Es ging nicht darum, dass jemand von dem Weg des Herrn auf der Erde zeugen konnte, sondern von seiner Auferstehung. Damit wird die Wichtigkeit der Auferstehung unterstrichen. Sie musste bezeugt werden können. Die Auferstehung nimmt in der Apostelgeschichte einen wichtigen Platz ein. Ohne die Auferstehung haben Predigt und Lehre keine Kraft oder Klarheit.

Zwei Männer sind da, die den Voraussetzungen entsprechen, um die Stelle des Judas einnehmen zu können. Es ist der bevorrechtigte Platz, von dem Judas abgefallen ist, weil er das Geld liebte. Seine Entscheidung für das Geld war eine fatale Wahl und ließ ihn zu seinem eigenen abscheulichen Ort im ewigen Verderben gehen (Joh 17:12). Die zwei Kandidaten werden dem Herrn vorgestellt. Vielleicht gehörten sie zu den 72 Jüngern, die von Ihm ausgesandt worden waren (Lk 10:1).

Die Apostel legen die Sache dem Herrn im Gebet vor, nachdem sie die Schrift befragt haben und sich dadurch leiten lassen und sie auf die Voraussetzungen anwenden. Das Lesen des Wortes Gottes und das Gebet gehören immer zusammen. Sie stützen sich auf die Schrift, bitten den Herrn, einen von beiden, die den Anforderungen entsprechen, zu bestimmen. Die Apostel bestimmen nicht selbst, wer die Stelle des Judas einnehmen soll. Sie überlassen die Entscheidung dem Herrn. So wie Er die Nacht im Gebet verbrachte, bevor Er die Zwölf aussandte (Lk 6:12; 13), beten die Jünger hier ebenfalls für die richtige Entscheidung.

Sie reden den Herrn als den „Herzenskenner“ aller an (vgl. Apg 15:8). Er allein kennt das Herz jedes Menschen und weiß, was sich darin für Ihn findet. Diese Haltung der Abhängigkeit und der Hingabe an seinen Willen ist für das Kennenlernen seines Willens von entscheidender Bedeutung. Sie sagen im Gebet auch, wie sie zu dem Gebet kommen. Sie verantworten sich sozusagen, indem sie auf die Ereignisse verweisen. Das weiß der Herr zwar alles, doch Er möchte gern, dass wir Ihm sagen, warum wir Ihn um eine Entscheidung bitten. Für uns ist wichtig, dass wir unsere Motive für eine Bitte in Worte fassen.

Nachdem sie sich so im Gebet an den Herrn als Herzenskenner aller gerichtet haben, werfen sie das Los. Das ist zu dem Zeitpunkt noch ein erlaubtes Mittel, um den Willen Gottes kennenzulernen (Spr 16:33). Es ist zugleich das letzte Mal, dass wir in der Bibel etwas über den Gebrauch des Loses lesen. Nach dem Kommen des Heiligen Geistes ist keine Rede mehr davon, ein Los zu werfen. Nachdem der Heilige Geist gekommen ist, ist Er es, der den Willen Gottes deutlich macht (Apg 13:2).

Das Los fällt auf Matthias. Er wird den Elfen hinzugefügt. Dadurch kann man wieder von „den Zwölfen“ sprechen (siehe Apg 2:14; Apg 6:2). Durch den Gebrauch des Ausdrucks „die Zwölf“ macht der Heilige Geist klar, dass die Wahl von Gott anerkannt ist.

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