Acts 15:13-21

Reaktion des Jakobus

Nachdem Barnabas und Paulus ausgeredet haben, ergreift Jakobus das Wort. Er ist der Führer der Gemeinde in Jerusalem und hat daher eine besondere Stellung. Obwohl er nicht zu den zwölf Aposteln gehört, wird er dennoch Apostel genannt (Gal 1:19). Jakobus ist der Bruder des Herrn Jesus (1Kor 15:7) und der Schreiber des Jakobusbriefes. Es ist von größter Bedeutung, dass Jakobus sich dazu äußert. Seine Worte werden von ausschlaggebender Bedeutung sein in der Diskussion über die Bedeutung des Gesetzes für die Nationen. Sein großer Eifer für das Gesetz ist für jeden deutlich. Wenn er sagt, dass die Nationen das Gesetz nicht zu halten brauchen, wird dies alle Eiferer für das Gesetz zum Schweigen bringen.

Er beginnt seine Rede damit, dass er um Aufmerksamkeit bittet für das, was er zu sagen hat. Zunächst weist er auf das hin, was Petrus gesagt hat. Jakobus gebraucht den hebräischen Namen des Petrus und spricht von Simon. Er schließt sich dessen Bericht an. Aus dem, was er sagt, zeigt sich, dass er verstanden hat, dass das Werk, von dem Petrus gesprochen hat, nicht darin bestand, Proselyten zu machen. Er hat verstanden, dass Gott damit beschäftigt ist, aus den Nationen ein Volk für sich zu erwerben, ein Volk aus den Völkern, und zwar „für seinen Namen“.

„Für seinen Namen“ konnte für die Verfechter des Gesetzes eigentlich nur bedeuten, dass es um das Volk Israel ging, denn das war doch das Volk, das Gott sich für seinen Namen auserkoren hatte. Daher müssten sich alle, die aus den Nationen zum Glauben kamen, Israel anschließen. Jakobus zeigt jedoch, dass auch schon im Alten Testament von Nationen gesprochen wird, über die der Name des Herrn unabhängig von Israel ausgerufen wurde. Es geht also nicht um eine unbekannte Erscheinung, um eine neue Lehre, sondern um etwas, über das die Propheten in den Schriften des Alten Testaments geredet haben.

Jakobus zitiert dazu ein Beispiel aus dem Propheten Amos. Das ist keine Erfüllung dessen, was Amos gesagt hat (die Erfüllung geschieht erst im Friedensreich), doch sie läuft auf dasselbe hinaus. Aus diesem Zitat wird klar, dass die Nationen im Friedensreich gesegnet werden, und zwar nicht dadurch, dass sie sich Israel anschließen, sondern dadurch, dass sie den Herrn suchen. Der Ausdruck „wie geschrieben steht“ ist das Ende allen Widerspruchs. Das untermauert, was die anderen Aposteln bereits gesagt haben.

Jakobus zitiert den Vers seinem Inhalt nach. Gott verheißt durch Amos, dass „die Hütte Davids“ wieder aufgebaut werden wird. „Die Hütte Davids“ bezeichnet die Königsfamilie. Diese ist seit der babylonischen Gefangenschaft zerfallen. Damals kam das Königtum des Hauses Davids zu Ende, obwohl Gott verheißen hatte, dass das Haus Davids bis in Ewigkeit bestehen würde (Ps 89:4; 5; 39-41).

Diese Prophezeiung des Amos ist mit dem Kommen des Herrn erfüllt. Er wurde zwar verworfen und seine Herrschaft ist nicht sichtbar auf der Erde, dennoch ist Ihm alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde (Mt 28:18). Das kann man allein im Glauben sehen. Bald wird jeder es sehen können, wenn Er in Israel auf dem Thron seines Vaters David sitzen wird. Dann werden die Nationen Ihn suchen, und Er wird über sie seinen Namen ausrufen.

So ist es auch heute. Über allen, die den Herrn im Glauben suchen, sich zu Gott bekehren und den Herrn Jesus im Glauben annehmen, ruft Er seinen Namen aus. Das ist völlig losgelöst vom Judentum und dem Beitritt zum Judentum als Proselyt. Dies ist von Ewigkeit her im Herzen Gottes gewesen, als vom Judentum noch keine Rede war. Jeder, der Gott kennt, weiß, dass Er so ist und so handelt.

Das Urteil des Jakobus

Da Gott ein großes Volk aus den Völkern zu seinem Volk machen will, ohne dass sie dazu Juden werden müssen, urteilt Jakobus, dass den Nationen keine Schwierigkeiten gemacht werden sollen. Diese Schwierigkeiten wären das Auflegen des Jochs des Gesetzes. Die Nationen haben einen eigenen Platz in den Wegen Gottes.

Dass ihnen das Gesetz nicht auferlegt werden darf, heißt nicht, dass sie mit den Anordnungen des Herrn nichts zu hätten. Jakobus nennt vier Dinge, derer sich die Nationen sehr wohl enthalten müssen. Die Dinge, die er nennt, werden von ihm nicht als vier Gebote des Gesetzes auferlegt, um dadurch auf einem Umweg den Nationen doch Gebote aufzuerlegen. Es sind Dinge, die an sich nicht jüdisch sind, sondern sie haben mit den Rechten Gottes als Schöpfer zu tun.

Das Erste, der Götzendienst, tastet die Autorität Gottes an. Die „Verunreinigungen der Götzen“ betrifft alles, was mit Götzendienst in Verbindung steht. Dass sie sich von Götzendienst weit fern halten sollten, brauchte nicht noch einmal ausdrücklich gesagt zu werden. Sie hatten sich ja gerade vom Götzendienst bekehrt. Die Gefahr bestand aber in der Verunreinigung, die davon ausging. Das Essen von Fleisch im Götzentempel ist solch ein Beispiel für Verunreinigung (1Kor 8:10), denn das könnte anderen den Eindruck vermitteln, dass jemand doch noch ein Götzendiener war.

Was für den Götzendienst gilt, gilt auch für das Zweite, die Hurerei. Jeder, der bekehrt ist, weiß, dass Hurerei Sünde ist. Hurerei widersetzt sich dem Willen Gottes in Bezug auf die Ehe, in der die Frau nur mit dem Mann in der Heiligkeit der Ehe verbunden ist. Was gemeint ist mit „sich enthalten von der Hurerei“, bezieht sich daher auch vor allem auf Formen der Hurerei, die beschönigt und gutgeheißen werden.

Es geht um alle möglichen Eheverbindungen, die Gott Hurerei nennt, die jedoch in der Gesellschaft allgemein anerkannt werden. Wir können dabei an die Heirat denken mit einer Person, die geschieden ist, an vorehelichen Geschlechtsverkehr oder homosexuellen Verkehr. Sie missachten alle den einzigen Ehebund, den Gott eingesetzt hat.

Das dritte und vierte Verbot, sich zu enthalten „von Ersticktem und von Blut“, hat damit zu tun, dass das Blut – das Leben – Gott gehört. Er ist der Einzige, der das Anrecht auf das Leben hat. Nach dem Sündenfall wurde dem Menschen Fleisch zur Nahrung gegeben (1Mo 9:3; 4), doch der Mensch muss dabei immer beachten, dass ihm das Blut nicht zur Nahrung gegeben ist. Das Blut ist das Leben, das dem Schöpfer gehört, und deshalb muss das Blut eines Tieres, das zur Nahrung dient, zur Erde fließen, um es gleichsam Gott zurückzugeben.

Jakobus hält seinen Zuhörern kein neues Gesetz vor. Er kommt damit auch nicht den Vorurteilen der Juden entgegen, als würde er die Nationen doch auf dem Niveau der Juden behandeln. Dennoch sind die Dinge, die er aufzählt, dem Judentum nicht unbekannt. Sie mögen zwar dem Charakter nach nicht jüdisch sein, sind aber doch in Übereinstimmung mit dem Gesetz. Auch die Juden mussten sich zumindest an diese Dinge halten. Das konnten sie alle wissen, denn jeden Sabbat wurde in den Synagogen aus dem Gesetz vorgelesen. Beim Vorlesen des Gesetzes hörte jeder, der in der Synagoge anwesend war, die Predigt Moses.

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