Acts 16:19-25

Ins Gefängnis geworfen

Wenn Satan sein Ziel nicht mit Schmeichelei erreichen kann, verwandelt er sich in einen brüllenden Löwen (1Pet 5:8). Seine Instrumente sind die Herren des Mädchens. Ihre Einnahmequelle ist durch diese Menschen versiegt. Daher sind sie am allerwenigsten dankbar für die Befreiung des Mädchens, sondern besonders böse, da sie ihren Gewinn dahinschmelzen sehen. Sie schleppen Paulus und Silas direkt vor die Obrigkeit, die durch zwei Vorsteher repräsentiert wird. Die Vorsteher waren römische Beamte, eine Art Bürgermeister.

Die Herren des Mädchens, das durch Paulus befreit wurde, beschuldigen Paulus und Silas, einen Aufruhr angezettelt zu haben. Das ist eine schwere Anklage, denn alles, was die Einheit und die Ruhe des Römischen Reiches bedroht, wird hart bestraft. In ihrer Durchtriebenheit machen diese Menschen das, was Paulus und Silas getan haben, zu einem politischen Thema. Sie wissen, dass sie damit die Chance haben, dass sie verurteilt werden. Auch spielen sie auf den Hass gegenüber den Juden an, indem sie sprechen über „diese Menschen, die Juden sind“.

Weiterhin beschuldigen sie Paulus und Silas, dass sie Gebräuche verkündigen, die gegen die römischen Gebräuche sind. (Lukas und Timotheus waren in ihren Augen weniger wichtig, so dass sie sie laufen ließen.) Gebräuche haben mit Kultur zu tun. Sie beschuldigen sie, dass sie ihre Kultur mit dem Evangelium zerstören würden. Die Kultur hat Gott in den Nationalcharakter hineingelegt. Sie ist bei jedem Volk unterschiedlich, kann jedoch in der Hand Satans zu einem Mittel werden, dem Evangelium zu widerstehen. Nachdem die Beschuldigungen ausgesprochen sind, stellt sich auch die Volksmenge, die immer auf eine Abwechslung aus ist, gegen Paulus und Silas.

Die Vorsteher halten eine genauere Untersuchung für unnötig. Ohne weiteren Prozess werden den beiden Dienern Gottes von den Hauptleuten die Kleider vom Leib gerissen. Dann befehlen sie, dass sie gegeißelt werden. Die Männer, die die Geißelung durchführen, nehmen ihre Aufgabe nicht auf die leichte Schulter und verabreichen den beiden Predigern „viele Schläge“.

Gott lässt zu, dass seine Diener geschlagen werden, und es ist ihnen eine Ehre, sich nicht zu widersetzen. Dadurch wird ein noch herrlicheres Zeugnis von seinem Wort und seinen Knechten gegeben. Was den Leib betrifft, so ist die Welt stärker als die Christen, wenn Gott es zulässt; doch in der Seele ist der Christ über den Umständen, sofern er sich der Gegenwart Gottes bewusst ist. Seine Anwesenheit ist größer als alle Umstände und kann alles andere überwinden (1Joh 5:4). Man kann sich dann in dem Leiden freuen (Apg 5:41, Röm 5:5).

Nach der Geißelung werden sie ins Gefängnis geworfen. Der Kerkermeister bekommt den Befehl, sie sorgfältig zu verwahren. Dieser überlässt nichts dem Zufall. Er wirft sie ins innerste Gefängnis, tiefer geht es nicht. Und als wäre das noch nicht sicher genug, schließt er ihre Füße sorgfältig in den Stock ein. Ein Entkommen ist unmöglich. Es scheint so, als wären sie völlig ausgeschaltet und habe der Feind gewonnen. Wie entmutigend konnte es sein, wenn sie daran dachten, dass das ihr Empfang in Europa war, obwohl sie doch klar die Leitung des Herrn Jesus erkannt hatten, hierher zu kommen.

Beten und Singen im Gefängnis

Doch siehe, und vor allem: Höre einmal, wie die Evangelisten auf alle erlittenen Peinigungen und Demütigungen reagieren. Statt mutlos zu werden oder Klagelieder anzustimmen oder Gott um Rache anzuflehen wegen der erlittenen Schmach, beten und singen sie. Beten und Singen sind mächtige Waffen, mit denen große Siege über den Feind errungen werden (2Chr 20:21-30; Apg 4:23-31). Sie suchen ihre Stärke in Gott und preisen Ihn für das, was Er ist. Sie tun das nicht leise, sondern für alle Gefangenen hörbar.

Die Gefangenen schreien sie nicht an, ihren Mund zu halten, sondern hören ihnen zu. So etwas haben sie noch nie erlebt und gehört. Je schwieriger unsere Umstände sind, desto beeindruckender wird unsere Freude für die sein, die uns beobachten.

Während Paulus und Silas beten und singen und die Gefangenen ihnen zuhören, greift Gott plötzlich ein. Er antwortet auf das Singen und Beten seiner Diener mit einem plötzlichen, großen Erdbeben. Es ist ein ganz besonderes Erdbeben. Es beschränkt sich auf ein Gebäude. Der Boden reißt nicht auf, auch bleiben alle Mauern stehen. Nur die Türen öffnen sich und die Fesseln aller Gefangenen lösen sich! Ein zusätzliches und möglicherweise noch größeres Wunder ist, dass niemand die Gelegenheit ausnutzt, um zu fliehen. Sie sind alle wie „am Boden festgenagelt“. Derartige besondere Erdbeben sind im Leben eines Menschen nötig, damit er die Notwendigkeit des Heils erkennt.

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