Acts 16:33

Die Bekehrung des Kerkermeisters

Durch das Erdbeben ist auch der Kerkermeister aufgewacht. Als er erkennt, dass die Türen offenstehen, kann er nichts anderes schlussfolgern, als dass alle Gefangenen geflohen sind. Es war seine Aufgabe, sie zu bewachen, und er empfindet, dass er versagt hat. Er will Hand an sich selbst legen. Aber Gott verhindert das und lässt ihm das Heil verkündigen. In dem Augenblick, als der Mann sich selbst töten will, ertönt die Stimme des Paulus durch die Dunkelheit.

Paulus kann nicht gesehen haben, dass der Mann Selbstmord begehen wollte. Es war stockdunkel und er war im innersten Gefängnis. Gott hat ihm die Situation klar gemacht. Er ruft daher: „Wir sind alle hier“. Der Gott, der die Fesseln löste, verhindert auch, dass nur ein Gefangener entkam. Niemand kann Ihm widerstehen und entkommen. So werden alle Sünder in der Hölle bis in alle Ewigkeit von der Macht Gottes festgehalten.

Die Worte des Paulus halten den Mann davon ab, Hand an sich selbst zu legen. Das heißt also, dass er Paulus glaubt. Er will zu Paulus hingehen, doch dazu braucht er Licht. Das bekommt er. Dann springt er hinein und fällt zitternd vor Paulus und Silas nieder. Wir lesen nicht, dass es das Erdbeben war, das den Kerkermeister erzittern ließ, sondern die Stimme des Paulus, die aus dem Stockdunkeln zu ihm drang. Er muss das als die Stimme Gottes erkannt haben, des Gottes, für den die Finsternis hell ist wie der Tag (Ps 139:12).

Die Gnade wirkt für den überzeugten Sünder niederschmetternd. Zugleich bewirkt die Gnade auch die Frage nach der Errettung. Mit dieser Frage richtet sich der Kerkermeister an Paulus und Silas. Er nennt sie nun „ihr Herren“ und erkennt sie damit als über ihm stehend an. Er fragt nach dem Weg der Errettung, weil er möglicherweise schon früher davon gehört hat. Damals hat er vielleicht darüber gelacht, doch nun fragt er in seiner Not danach. So wirkt Gott immer bei der Bekehrung von Sündern.

Der Kerkermeister fragt: „Was muss ich tun, um errettet zu werden?“ Er denkt also, dass man etwas für seine Errettung tun muss. Doch um errettet zu werden, braucht niemand etwas zu tun, nein, es ist sogar unmöglich, selbst etwas dazu beizutragen. Daher bekommt er auch keine Anweisung, bestimmte Werke zu tun. Paulus stellt ihm den einzigen Weg vor, wie jemand errettet werden kann, und das ist der Glaube an den Herrn Jesus.

Entscheidend ist, dass er sein Vertrauen auf den Herrn Jesus setzt. Er muss seinen Anker zum Herrn Jesus auswerfen. Das ist keine Leistung, sondern Notwendigkeit. Glaube ist ebenso wenig eine Leistung, wie wenn jemand in Todesnot den Rettungsring ergreift, der ihm zugeworfen wird.

Paulus redet nicht nur über die Errettung des Kerkermeisters, sondern auch über die Errettung seines Hauses. Errettung bedeutet, dass es zu einer radikalen Trennung mit der Welt kommt. Wir haben schon bei Lydia gesehen, dass es die normale Ordnung ist, dass dort, wo ein Familienoberhaupt zum Glauben kommt, Gott die Errettung auch auf die Hausgenossen ausdehnt (Apg 16:15). Das Haus, in dem das Licht des Evangeliums angezündet ist, befindet sich nicht mehr im Bereich der Welt, sondern in einem Bereich, wo der Heilige Geist wirkt und das Wort durch Ihn geredet wird. Die Ordnung in diesem Haus ist seine Ordnung.

Nachdem Paulus und Silas darüber gesprochen haben, dass man nur durch den Glauben an den Herrn Jesus errettet werden kann, reden sie nun „das Wort des Herrn“ zu ihm und zu allen, die bei ihm in seinem Haus sind. Wer zum Glauben gekommen ist, hat sein Leben unter die Autorität des Herrn gestellt. Der Herr macht durch sein Wort („das Wort des Herrn“) klar, wie man Ihm dienen kann. Paulus und Silas belehren sie darüber.

Der Kerkermeister zeigt, dass er bekehrt ist, indem er Paulus und Silas in dieser Nachtstunde zu sich nimmt. Aus dem Schlafen wird nichts, dazu gibt es kein Bedürfnis mehr. Hier ist ein Mann, der innerlich eine große Veränderung erfahren hat und das auch äußerlich beweist. Er nimmt seine früheren Gefangenen, deren Bruder er jetzt geworden ist, in sein Haus auf und versorgt sie, indem er ihnen die Striemen abwäscht. Direkt danach wird er getauft, zusammen mit all den Seinen. Nun scheint in Philippi in einem weiteren Haus ein Licht, nachdem es bereits im Haus der Lydia angezündet worden war. Der Kerkermeister erfreut sich im Glauben. Zuvor war ihm die Traurigkeit seines Elends bewusst geworden und er hat das Evangelium zu seiner Rettung gehört und angenommen.

Lydia war bereits eine gottesfürchtige Frau (Apg 16:14), die aber doch noch errettet werden musste, so wie wir es bei Kornelius gesehen haben (Apg 10:1; 2; Apg 11:14). Der Kerkermeister war ein gottloser Mann. Auch er brauchte Errettung. Sowohl gute als auch schlechte Menschen haben die Errettung nötig.

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