Acts 18:21

Kurzer Besuch in Ephesus

Im Anschluss an die Zeit von anderthalb Jahren, die Paulus nun schon in Korinth ist, bleibt er dort noch viele Tage. Dann kommt der Augenblick, wo er Abschied von den Brüdern nimmt. Er segelt in Begleitung von Aquila und Priscilla mit dem Schiff nach Syrien. Das zeigt, dass auch Aquila und Priscilla nicht an einen Ort gebunden sind. Sie sind flexibel und ziehen einfach an einen anderen Ort um, wenn der Dienst für den Herrn es erfordert.

Es gibt noch eine beachtenswerte Bemerkung des Lukas über Paulus. Paulus, der sich so gegen das Gesetz gestemmt hat, unterwirft sich einer jüdischen Anordnung. Jedenfalls lässt das Scheren seines Kopfes in Verbindung mit einem Gelübde darauf schließen. Das erinnert nämlich an das Gelübde eines Nasiräers (4Mo 6:18). In Kapitel 21 macht er etwas Ähnliches (Apg 21:23). Dort will er wohl den Juden ein Jude sein (1Kor 9:20). Hier können wir in Anbetracht der äußerst feindlichen Haltung der Juden nicht unbedingt daran denken.

Lukas teilt nicht mit, welcher Art das Gelübde war. Es kann sein, dass Paulus unter dem Druck der Umstände in Korinth dem Herrn ein Gelübde gegeben hat, dass er sein Haupt scheren ließe, wenn der Herr ihm helfen würde. An sich muss ein Gelübde nicht verkehrt sein. Man kann auch heute noch ein Gelübde ablegen (doch siehe Pred 5:1-6). Die Frage ist allerdings, ob ein Gelübde zur Stellung eines Christen passt und ob Paulus hier nicht unterhalb dieser Stellung handelt, denn sein Handeln erinnert an einen alttestamentlichen Brauch.

Wir mögen diese Überlegungen auf uns selbst anwenden, jedoch nicht auf Paulus. Wir wissen einfach nicht, was ihn bewogen hat. Lukas sagt nicht mehr, als dass er sein Haupt scheren ließ, dass er das wegen eines Gelübdes tat und dass er es in Kenchreä machen ließ. Es steht nicht im Widerspruch mit seiner Predigt gegen das Gesetz, denn er legt niemandem etwas in den Weg, der das Gesetz halten will. So braucht es für uns auch kein Problem zu sein, wenn messianische Juden das Gesetz halten wollen. Paulus widersetzt sich jedoch scharf gegen das Gesetz, wenn es den Nationen auferlegt wird. Das muss auch unsere Reaktion auf die Predigt des Gesetzes sein.

Nachdem Paulus in Kenchreä sein Haupt scheren ließ, setzen sie von Griechenland aus in die Türkei über. Nachdem sie in Ephesus angekommen sind, geht Paulus ohne das Ehepaar seinen eigenen Weg. Das Ehepaar bleibt in Ephesus zurück, als Paulus später weiterreist. Doch bevor er weiterreist, besucht er zuvor noch die Synagoge, wo er sich mit den Juden unterhält. Was er den Juden über Christus erzählt, stößt nicht auf Widerstand, sondern eher auf Wertschätzung, denn sie bitten ihn, noch längere Zeit zu bleiben. Für den Augenblick muss es jedoch bei dieser einmaligen Unterhaltung bleiben, denn nicht Ephesus ist das Ziel seiner Reise, sondern Jerusalem. Das scheint zumindest die Erklärung für die Eile zu sein, mit der er weiter wollte.

Er reist mit dem Versprechen ab, wieder zu ihnen zurückzukehren. Allerdings sagt er dazu, dass er das tun wird, wenn es dem Willen Gottes entspricht. Die Einlösung seines Versprechens finden wir in Kapitel 19.

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