Acts 27:6

Eine schwierige Überfahrt

In Myra muss das Schiff gewechselt werden. Der Hauptmann geht auf die Suche nach einem Schiff, das nach Italien fährt. Er findet ein Schiff aus dem ägyptischen Alexandria. Der Hauptmann geht mit seinen Gefangenen hinüber auf ein ägyptisches Schiff. Das bedeutet, dass dieses Schiff zum Schiff des christlichen Zeugnisses wird. In der Schrift sehen wir in Ägypten im Allgemeinen ein Bild der Welt. Durch den Wechsel des Gefangenen Paulus zu diesem Schiff sehen wir bildlich, wie die Welt Einfluss auf die Kirche bekommt. Die Welt nimmt die Kirche in sich auf. Auf dieses Schiff vertraut die ganze Besatzung, doch wie wird dieses Vertrauen beschämt. Über dieses Schiff kommt ein großer Sturm, und am Ende geht es verloren. Es wird noch alles versucht, das Schiff fahrend oder treibend zu erhalten, und zwar solange, bis es keine Rettung mehr gibt.

Das erste Kennzeichen der Fahrt mit diesem Schiff ist, dass es nur langsam vorwärts geht und mit Mühe gefahren wird, weil ihnen der Wind entgegen ist. Geistlich angewendet sehen wir, dass in der Gemeinde Trägheit, Gegenwind und Mühe verursacht werden durch das Festhalten an religiösen Formen (Heb 5:11; 12) und falscher Lehre (Eph 4:14). Diese Dinge hindern das geistliche Wachstum. Dann wird es Zeit, zur Besinnung zu kommen und nicht weiterzumachen, sondern uns vor den drohenden Gefahren warnen zu lassen.

Das ist der Augenblick, wo Paulus aufsteht, um eine Warnung auszusprechen. Die Zeit war angebrochen, dass das Segeln gefährlich wurde. Durch den Gegenwind war viel Zeit verlorengegangen. Lukas erwähnt, dass auch „die Zeit des Fastens schon vorüber war“, womit er das Fasten des großen Versöhnungstages bezeichnet. Dieses Fasten fiel auf Ende September, Anfang Oktober. Das ist eine Zeit, in der es gefährlich wurde, weiterzufahren. Die darauffolgende Winterzeit war noch viel gefährlicher.

Wir haben Paulus auf dieser Reise noch nichts sagen hören, doch jetzt meldet er sich zu Wort. Er sagt, was er voraussieht, was geschehen wird, wenn die Reise fortgesetzt wird. Er konnte das sagen, weil der Herr es ihm in seinem Umgang mit Ihm gesagt hatte. Er konnte das auch wegen seiner großen Erfahrung mit Seereisen sagen. Er war an Schiffsreisen gewöhnt. Er hat die Gefahren des Meeres kennengelernt und hat auf drei Schiffsreisen sogar Schiffbruch erlitten (2Kor 11:25; 26). Er hatte also durchaus Ahnung von der Seefahrt. Paulus sagt oder denkt nicht, dass schon alles klappen wird oder dass er schon gerettet werden wird, weil er ja die Garantie vom Herrn hat, in Rom anzukommen. Das sagt ja noch nichts über die Mannschaft aus, für die er Sorge empfindet.

Auch hier liegt die Anwendung bezüglich der Entwicklung der christlichen Kirche auf der Hand. In seinen Briefen warnt er vor Stürmen, die an das Schiff schlagen werden (1Tim 4:1-3; 2Tim 3:1-9; vgl. Apg 20:29; 30). Wer sich nicht warnen lässt, wird großen Schaden im Glaubensleben nehmen und möglicherweise sogar Schiffbruch erleiden.

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