Acts 4:23-31

Die Ihren

Nachdem Petrus und Johannes entlassen sind, gehen sie direkt zu „den Ihren“, zu ihren eigenen Leuten, mit denen sie verbunden sind, zu ihrer eigenen geistlichen Familie. Sie bilden eine Gemeinschaft, die vom Heiligen Geist zusammengebracht wurde und deren Mittelpunkt der Herr Jesus ist. Ihre Verbindungen befinden sich nicht mehr bei dem jüdischen Volk, das sich in Feindschaft „gegen den Herrn und gegen seinen Christus“ gestellt hat (Apg 4:26). Sie haben sich davon und von der Welt abgesondert.

Sie brauchten sich nicht zu fragen, wo ihre Geschwister zu finden sind. Die Gläubigen kamen sehr oft zusammen. Möglicherweise gingen Petrus und Johannes zum Obersaal, zu dem vertrauten Ort, wo wir die Gläubigen schon öfter versammelt gefunden haben (Apg 1:13; Apg 2:1). Später sehen wir, dass Petrus, der wieder im Gefängnis gesessen hat und wieder freigelassen wurde, auch dann weiß, wo er Gläubige finden kann (Apg 12:12). Was für ein Segen, zu solch einer Gemeinschaft zu gehören, zu der man hingehen kann, wo man empfangen wird und wo man seine Erlebnisse teilen kann, weil dort ein herzliches Interesse daran besteht.

Petrus und Johannes berichten ausführlich all das, was die Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt haben. Von ihrem eigenen deutlichen und unerschrockenen Zeugnis hören wir nichts. Es gibt keine Berichte von einem mutigen Auftreten. Es geht den Aposteln vor allem um die Bedrohung, dass kein Zeugnis mehr gegeben werden soll. Das ist ihre Not, und die wollen sie ihnen mitteilen.

Die Not dem Herrn vorgelegt

Die Reaktion der Jünger auf den Bericht des Petrus und Johannes zeigt die große Verbundenheit untereinander. Nachdem sie von den Ereignissen berichtet haben, wendet sich die ganze Versammlung in einer spontanen Gebetstunde zu Gott. Jetzt ist es eine gemeinschaftliche Not geworden. Dieses Gebet kommt aus dem Zeugnis und dem Dienst für den Herrn hervor. Wenn wir mehr Zeugnis ablegten und die damit verbundenen Erfahrungen miteinander teilten, würden unsere Gebetstunden mehr den Charakter der Gebetstunde erhalten, die hier beschrieben wird. Sie beten einträchtig. Gott hört sozusagen eine Stimme.

Wenn sie sich an Ihn wenden, reden sie Ihn mit „Herrscher“ an, was wörtlich „Despot“ bedeutet, also absoluter Herrscher und souveräner Eigentümer und Besitzer von allem. In Verbindung mit ihrer Not ist das die richtige Anrede. Irdische Autoritäten haben sie bedroht, dass sie nicht mehr über den Herrn Jesus sprechen dürfen. Jetzt wenden sie sich an die allerhöchste Autorität und berufen sich auf sie als die höchste und absolute Macht.

In ihrem Gebet werden sie zur Schrift geführt, um sich auch auf die Autorität des Wortes zu berufen. Gott und sein Wort sind untrennbar miteinander verbunden. Die Lage, in der sie sich befinden, erinnert sie an Psalm 2. In der direkten Bedeutung beschreibt dieser Psalm die Situation in den letzten Tagen, doch sie zitieren den Psalm in ihrem Gebet, um ihn auf ihre Tage anzuwenden. So dürfen auch wir die Schrift in unseren Gebeten zitieren. Es gibt keine bessere Art und Weise, um zu Gott zu kommen als in Verbindung mit seinem Wort. Er möchte gern, dass wir auf diese Weise zu Ihm kommen. Das bedeutet, dass wir vor Ihm auf dem Boden stehen, den Er selbst einnimmt.

Hier erfahren wir, dass Psalm 2 von David ist, was wir nicht im Psalm selbst erfahren. Auch hören wir wieder, dass David in diesem Psalm der Mund des Heiligen Geistes ist (vgl. Apg 1:16). Das Zitieren des Wortes Gottes hat nur dann eine Wirkung, wenn es im vollen Glauben an die Inspiration dieses Wortes geschieht. Sie sprechen zu Gott über David als „deinen Knecht“, wodurch ein noch engerer Zusammenhang zu ihrer jetzigen Situation gelegt wird, in der sich der Widerstand gegen Gottes „heiligen Knecht Jesus“ offenbart.

David stellt die Frage, warum die Nationen getobt haben und die Völker sich eitle Dinge ausgedacht haben. Ist es nicht töricht, sich gegen den Allerhöchsten zu erheben? Dennoch lehnen sich die Könige und Obersten – die Autoritäten der Welt – gegen den Herrn des Himmels und der Erde und gegen seinen Christus auf. Denn obwohl lediglich Petrus und Johannes tatsächlich von den religiösen Führern bedroht werden, ist es in Wirklichkeit so – wie es in diesem Psalm heißt –, dass sich die ganze Macht des Feindes gegen den Herrn Jesus versammelt hat. Den Aposteln schlägt es entgegen, doch der wahre Grund ist der Hass gegen Gottes „heiligen Knecht Jesus“.

Christus ist auch im Himmel Gottes heiliger Knecht, der vom Himmel aus durch den Heiligen Geist mit seinem Werk auf der Erde zur Ehre Gottes fortfährt. Gott hat Ihn gesalbt, als Er auf der Erde war. Diese Salbung ruht noch immer auf Ihm. Für die Welt ist Er jedoch der verworfene und verachtete Jesus. Das war Er auf der Erde, und das ist Er immer noch.

Die Jünger nennen die Namen von Herodes und Pontius Pilatus als Personen, die exemplarisch stehen für die Feindschaft sowohl der abgefallenen religiösen Welt als auch der aufständischen politischen Welt. Sie haben den Herrn Jesus, als Er auf der Erde vor ihnen stand, verspottet, misshandelt und verurteilt. Das haben sie gemeinsam mit den Nationen und den Völkern Israels getan. Die Jünger reden über Israel als zur Welt der Heiden gehörend, weil sie gemeinsam mit den Heiden den wahren Knecht Gottes getötet haben, ja, sogar die Anstifter dazu waren.

So legen die Jünger die Handlungen der feindlichen Menschen in ihrem Gebet Gott vor. Zugleich wissen sie auch, dass Gott nichts aus der Hand geglitten ist. Die Feinde meinten zwar, dass sie ihre eigenen Pläne und ihr eigenes Vornehmen durchführen konnten, doch in Wirklichkeit haben sie nur das getan, was Gott wollte. Sie haben sein Werk ausgeführt.

Bitte und Antwort

Es ist eindrucksvoll zu sehen, zu welcher Schlussfolgerung die Beter kommen. Sie haben ihr Herz vor dem Herrn ausgeschüttet (Ps 62:9) und Ihm ihre Not gebracht. Für sie ist es genug, dass sie seine Aufmerksamkeit im Blick auf die Drohungen erbeten haben. Sie bitten nicht, dass Er in seiner Macht eingreifen und die Feinde vertilgen oder die Drohungen wegnehmen möge. Sie vertrauen Ihm alles an, mit der Ruhe im Herzen, dass Er weiß, was nötig ist.

Sie bitten ihn lediglich um Freimütigkeit zum Reden, trotz allen Widerstands. Es ist ihnen ja durch die religiöse Autorität unter Drohungen verboten, nicht mehr im Namen des Herrn Jesus zu reden oder zu lehren. Jetzt bitten sie die höchste Autorität um Freimütigkeit, um der anmaßenden Autorität dieser Menschen widerstehen zu können und sich von den Drohgebärden nichts anzuziehen. Das alles mit dem Ziel, „dein Wort zu reden“. Die Jünger sind erfüllt mit dem Wort Gottes. Der Feind hingegen versucht, einen Damm aufzuschütten. Die Botschaft von der Errettung muss jedoch den Menschen verkündet werden.

Die Jünger bitten den Herrn um einen Beweis seiner Zustimmung zu ihrem Gebet. Sie würden gern sehen, dass Er sich weiter mit unwiderlegbaren Beweisen seiner Macht durch den Namen des Herrn Jesus offenbart. Sie bitten Ihn, dass Er den Namen seines „heiligen Knechtes Jesus“ weiter verherrlichen möge, indem Er heilt und Zeichen und Wunder wirkt.

Während sie beten, antwortet Gott. Die Antwort ist allerdings anders als die, die sie erbeten hatten. Es gibt eine Offenbarung seiner Macht, die jedoch nur die betenden Gläubigen bemerken. Es ist keine Offenbarung seiner Macht gegenüber ihren Widersachern, sondern nur für sie selbst. Diese Offenbarung geschieht dadurch, dass sich die Stätte bewegt, wo sie sind. Sie spüren, wie der Ort bewegt wird.

Die Bitte um Freimütigkeit wird wohl erfüllt, wie sie es erbeten haben. Dazu werden sie mit dem Heiligen Geist erfüllt. Erfüllt sein mit dem Heiligen Geist bedeutet, dass es keinen Raum mehr für das Fleisch gibt, um zu wirken. Durch die Erfüllung mit dem Heiligen Geist reden sie nicht in Sprachen, sondern reden sie das Wort Gottes. Zwei Apostel hatten das Wort geredet, und das wurde ihnen verboten. Nachdem sie gebetet haben, reden die versammelten Gläubigen alle das Wort Gottes!

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