Acts 6:1

Murren in der Gemeinde

Mit der Zunahme der Anzahl der Jünger nehmen auch die Gefahren zu, dass das sündige Fleisch, das jeder Gläubige in sich hat, wirkt. Im vorigen Kapitel ist es in zweien der Jünger in wohlüberlegter und daher durchtriebener Weise zum Ausdruck gekommen. Dem entsprechend war das Gericht. Jetzt offenbart sich das sündige Fleisch in einer anderen Form als im vorigen Kapitel.

Es geht nicht um eine durchtriebene, wohlüberlegte Sünde, sondern es entsteht ein Geist des Unfriedens in der Gemeinde, der sich in Murren äußert. Es ist kein Aufstand, aber dennoch tödlich, wenn nicht auf die richtige Weise darauf reagiert wird (1Kor 10:10). Genau wie bei Ananias und Sapphira ist Geld der Anlass. Bei ihnen ging es darum, es abzugeben, hier geht es darum, dass es ausgeteilt wird, möglicherweise vor allem in Form von Gütern und dergleichen.

Das Murren entsteht durch die unterschiedlichen Lebensbedingungen der Jünger. Die Griechisch sprechenden Juden sind der Meinung, dass ihre Witwen bei der Verteilung der Güter, die die Gemeinde von ihren reicheren Gliedern bekam, nicht gleich behandelt werden mit denen der Hebräer. Wir sehen hier zwei Gruppen mit unterschiedlichem Hintergrund. Die Griechisch sprechenden Juden sind Juden, die aus der Zerstreuung kommen. Sie sprechen die griechische Sprache und sind mit der griechischen Kultur vertraut, was möglicherweise deutlich in ihrem Verhalten zu sehen war. Die Hebräer sind die Hebräisch oder Aramäisch sprechenden Juden. Sie haben ihre Wurzeln in Israel und sind durch das Gesetz geprägt.

Es sind also zwei Gruppen, die beide ihre Gefahren haben und lernen müssen, einander zu ertragen. Die Griechisch sprechenden laufen Gefahr, die weltliche Lebensweise in die Gemeinde einzuführen; die Hebräer laufen Gefahr, die Gesetzlichkeit in die Gemeinde einzuführen.

Der Prediger hat diese Gefahr bereits beobachtet und davor gewarnt (Pred 7:15-18). Er redet von dem Gegensatz zwischen dem Gerechten, der sich auf seine Gerechtigkeit beruft (jemand, der sich selbst als Norm sieht, diese Norm in Gesetze übersetzt und sie anderen auferlegt), und dem Gesetzlosen, der sich auf seine Freiheit beruft (er erkennt kein einziges Gesetz an). Die einzige Möglichkeit, weder in das eine noch in das andere Extrem zu verfallen, ist Gottesfurcht.

Der Gottesfürchtige hat Ehrfurcht vor dem Wort Gottes und fügt ihm nichts hinzu und nimmt nichts davon weg und entgeht dadurch beiden Gefahren. Der Herr Jesus hat auf dem schmalen Pfad gewandelt, mitten auf den Steigen des Rechts (Spr 8:20), weder rechts noch links davon. Wir müssen uns immer wieder an Ihm ausrichten (Jes 30:21). Wenn wir das nicht tun, wird es Satan gelingen, durch Unzufriedenheit und Neid Uneinigkeit unter die Gläubigen zu bringen.

Satan benutzt die kleinen Unterschiede, die es in der Gemeinde gibt, um sie gegeneinander auszuspielen. In diesem Fall geht es um irdische Güter. Wenn wir mit dem, was wir haben, zufrieden sind (Heb 13:5), werden wir nicht neidisch werden auf das, was andere haben oder tun können. Zufriedenheit ist untrennbar mit Gottesfurcht verbunden (1Tim 6:6).

Die Apostel – hier „die Zwölf“ genannt – erkennen das Problem. Sie sehen sogar ein, dass sie an seiner Entstehung mitgewirkt haben. Sie haben Aufgaben übernommen, die nicht direkt ihre Aufgaben sind. Damit fordert man Probleme heraus. Eine Begleiterscheinung davon ist auch, dass sie ihre eigentliche Aufgabe nicht mehr umfassend ausüben konnten.

Wenn jemand mehr tut, als ihm aufgetragen ist, wird nichts mehr richtig gemacht. Die Apostel kommen nicht mehr dazu, ihrem eigentlichen Auftrag, das Wort Gottes zu predigen, nachzukommen; die Aufgabe, die sie sich zusätzlich aufgebürdet haben, das Bedienen der Tische, wird nicht gut ausgeführt. Das Bedienen der Tische bezieht sich auf das Verteilen von Geld und Gütern unter den Gläubigen.

Es ist auch für uns ein wichtiger Hinweis, uns an das zu halten, was der Herr uns als Aufgabe aufgetragen hat. Wenn wir, wie gut das auch immer gemeint sein mag, andere Aufgaben übernehmen, für die Er uns keinen Auftrag gegeben hat, geht das zu Lasten der eigentlichen Aufgabe. Auch die zusätzliche Aufgabe wird dann nicht befriedigend ausgeführt.

Die Apostel empfinden selbst, dass das unbefriedigend ist. Zum Glück sehen sie rechtzeitig ihren Irrtum ein. Sie hören die Signale der Unzufriedenheit aufgrund des Murrens und handeln, bevor es zum Tumult kommt. Dadurch können sie die Gefahr eindämmen und wegnehmen. Sie wollen wieder ihre ursprüngliche Aufgabe wahrnehmen. Der soziale Aspekt der Gemeinde, den es auch gibt und der sehr wichtig ist, muss anderen übertragen werden.

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