Acts 8:29

Ein neuer Auftrag für Philippus

In dem Abschnitt, der jetzt folgt (Apostelgeschichte 8,26–10,48), beschreibt Lukas die Bekehrungsgeschichte von drei Personen: des Kämmerers (Apostelgeschichte 8), des Saulus (Apostelgeschichte 9) und des Kornelius (Apostelgeschichte 10). Sie alle sind Nachkommen der drei Söhne Noahs: Sem, Ham und Japhet (1Mo 9:18), die die ganze Welt bevölkert haben (1Mo 9:19; 1Mo 10:1; 32). Der Kämmerer, der Äthiopier, stammte von Ham ab (Äthiopier oder Kusch (= schwarz), 1Mo 10:6). Saulus, der Jude, stammte von Sem und Kornelius, der Römer, von Japhet ab. Die Hamiten bevölkern Afrika, die Semiten Asien und die Japhetiten Europa. Diese drei Kontinente begegnen sich in Jerusalem. Jerusalem ist daher auch der strategisch günstigste Ort, damit von dort aus das Evangelium in die Welt hinausgeht. Der Kämmerer, Saulus und Kornelius repräsentieren zusammen also die ganze menschliche Rasse.

Alle drei waren moralisch aufrichtige Menschen, und doch mussten sie sich bekehren. Sie gehörten in gesellschaftlicher Hinsicht zu den am schwierigsten für das Evangelium erreichbaren Menschen. Der Kämmerer war ein Politiker, Saulus ein Theologe und Kornelius ein Soldat. Zwei von ihnen verlangten bereits nach dem Evangelium. Sowohl der Kämmerer als auch Kornelius waren suchende Menschen. Gott wirkte bereits an ihnen. Bei Saulus war das völlig anders. Dieser Mann war nicht auf der Suche nach Frieden, sondern nach Opfern, denen er diesen Frieden missgönnte.

Der Herr hat für jeden von ihnen einen speziellen Botschafter. Für den Kämmerer ist das Philippus, für Saulus ist das Ananias und für Kornelius ist es Petrus. Auch die Art und Weise, wie der Herr sich an sie richtet, ist unterschiedlich. Der Kämmerer wird mit dem Wort erreicht, Saulus vom Herrn selbst und Kornelius von einem Engel in einer Vision. Die Umstände, in denen sie sich befanden, als sie zur Bekehrung kamen, sind ebenso unterschiedlich. Der Kämmerer war auf dem Weg nach Hause, Saulus kam von zu Hause und Kornelius war zu Hause.

Philippus musste ein Arbeitsgebiet verlassen, wo es sehr viel Arbeit gab, um einem einzigen Menschen zu dienen. Das tat der Herr auch: Er musste durch Samaria ziehen, um beim Brunnen Jakobs einer einzigen Frau das Evangelium zu bringen (Joh 4:4; 7; 8). Philippus wird gebraucht, damit das Evangelium seinen Weg zu den Nationen findet. Um Philippus den Weg zu zeigen, gebraucht Gott einen Engel. Doch das Evangelium muss Philippus selbst verkündigen. Er bekommt genaue Anweisungen, wohin er gehen soll, wusste aber nicht im Voraus, was er dort zu tun hatte.

Es gab zwei Wege, die von Jerusalem nach Gaza hinabführten. Er sollte den öden Weg nehmen. Ein Evangelist würde nie den öden Weg gewählt haben. Philippus stellt jedoch keine Fragen, sondern geht. Um Ananias zu Saulus zu senden und Petrus zu Kornelius, musste Gott mehr Mühe aufwenden. Bei Ananias führte Ängstlichkeit zum Einwand und bei Petrus verhinderten seine jüdischen Vorurteile einen sofortigen Gehorsam. Der Herr entfernte beide Hindernisse, so dass beide schließlich gingen.

Bei Philippus sehen wir ein Beispiel von unmittelbarem und bedingungslosem Gehorsam in Einfalt des Herzens. Er denkt nicht an den Unterschied zwischen Samaria, wo er beachtet und geliebt wurde, und dem Weg nach Gaza, der öde ist. Er vertraut seinem Meister, der ihn im Blick auf einen Kämmerer gebrauchen will, der in Jerusalem war, um dort anzubeten und sich nun auf der Rückreise in sein Land befindet.

Das Wort für Kämmerer bedeutet wörtlich Eunuch oder Kastrierter, also ein Entmannter. Außer der Tatsache, dass er ein Fremder war, hätte er auch als Eunuch nie zum Volk Gottes zugefügt werden können (5Mo 23:2). Dennoch hatte er eine Reise von ungefähr zweitausend Kilometern nach Jerusalem unternommen. Es gab nämlich auch für den Fremden und den Entmannten Errettung (Jes 56:3). Seine Bekehrung und der Glaube an den Herrn Jesus sind daher eine Vorerfüllung dessen, was wir in Psalm 68 lesen (Ps 68:32). Seitdem haben viele Äthiopier ihre Hände zu Gott ausgestreckt.

Gott gebraucht sein Wort und seinen Diener Philippus, um den Kämmerer auf den Weg des Heils zu führen. Was der Kämmerer in Jerusalem durch Erfüllung von Pflichten und Zeremonien des Gesetzes gesucht hatte, hat er dort nicht gefunden. Er war in Jerusalem, um den wahren Gott anzubeten, doch er fand dort nur einen kalten Formalismus. Trotz seines suchenden Herzens hat der Herr niemanden von den Aposteln seinen Weg kreuzen lassen. Der Kämmerer hat in Jerusalem keinen Frieden gefunden, aber er hat etwas anderes aus Jerusalem mitgenommen, und zwar einen Teil des Wortes Gottes. Er saß auf seinem Wagen und las darin. Damit hat er einen größeren Schatz bei sich als alle Schätze, die er für die Königin verwaltete.

Nun wird die Begegnung zwischen Philippus und dem Kämmerer durch den Geist vorbereitet. Er sagt zu Philippus, dass er auf „diesen“ Wagen zugehen soll, den Wagen des Kämmerers, und in der Nähe bleiben soll. Nun geht es um die Predigt des Evangeliums, und da kommt nicht ein Engel zu Philippus (Apg 8:26), sondern es ist der Geist, der Philippus leitet. Der Geist macht genau deutlich, wohin er gehen und was er tun soll.

So bekamen später auch Ananias (in Verbindung mit Saulus) und Petrus (in Verbindung mit Kornelius) genaue Anweisungen, um sie aufzusuchen und ihnen die Botschaft Gottes zu bringen (Apg 9:11; Apg 10:19; 20). So will der Herr auch uns seinen Willen klarmachen, wohin wir gehen, was wir tun und sagen sollen.

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