Daniel 6:22

Deutsche Versen (20-24)

Aus der Löwengrube

Als Darius früh am Morgen zur Grube, Daniels Grab, geht, stellt sich heraus, dass Daniel noch am Leben ist. Am frühen Morgen stellt sich auch heraus, dass der Herr Jesus am Leben ist. Daniel ist hier ein Bild des Herrn Jesus in seiner Auferstehung. Wenn diese den Nationen bewusst wird, werden sie auch erkennen, dass Er die Herrschaft hat. Bei Darius sehen wir dies in den Dan 6:26-28.

Dass Darius zur Grube geht und mit Daniel spricht, ist etwas ganz Besonderes. Normalerweise gibt es keinen Grund zur Annahme, dass Daniel überlebt haben könnte. Die Strafe, in die Löwengrube geworfen zu werden, war nicht von ungefähr. Ein sichererer Tod war undenkbar. Doch Darius muss etwas von der Kraft des Gottes Daniels gespürt haben. Ein solches Empfinden kann ihm nur sein Kontakt mit Daniel und das, was er vielleicht aus anderen Quellen über Ihn erfahren hat, vermittelt haben. Mehrmals spricht er Daniel als Verehrer und Diener Gottes an. In Daniels Leben hat er gesehen, wer Gott ist und wozu Er fähig ist. Es kann also nicht anders sein, als dass Gott auch in der Lage ist, Daniel von den Löwen zu erlösen.

Auf die Frage des Königs bezeugt Daniel, dass sein Gott seinen Engel gesandt hat, der den Rachen der Löwen verschlossen hat (vgl. Apg 12:11). Vom Rachen des Löwen lesen wir öfter in der Schrift. David rettete seine Schafe aus dem Rachen der Löwen (1Sam 17:34; 35). Dies ist ein Bild des Herrn Jesus, der seine Schafe aus dem Rachen des Löwen, also vor der Macht des Teufels, rettet, denn der „geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (1Pet 5:8). Er kümmert sich um sie (vgl. Amos 3:12).

Der Herr Jesus hat selbst den Rachen des Löwen erlebt, als er am Kreuz hing und schlechte Menschen Ihn verleumdeten: „Sie haben ihr Maul gegen mich aufgesperrt wie ein reißender und brüllender Löwe“ (Ps 22:14). Er hat seinen Gott gebeten, davon erlöst zu werden: „Rette mich aus dem Rachen des Löwen!“ (Ps 22:22a); und Er wurde erhört: „Ja, du hast mich erhört“ (Ps 22:22c). Er wurde „wegen seiner Frömmigkeit erhört“ (Heb 5:7). Gott erhörte Ihn, indem Er Ihn von den Toten auferweckte, was sich auch in der Fortsetzung von Psalm 22 zeigt.

Die Tatsache, dass der Herr Jesus den Rachen des Löwen erfahren hat, bedeutet, dass Er in die Umstände der Seinen eingetreten ist. Was auch immer die Seinen erfahren, hat auch Er erfahren; und deshalb vermag Er, mit ihnen Mitleid zu haben. Seine Haltung darin ist uns ein Vorbild, denn während Er den Löwenrachen erfuhr, vertraute Er auf den HERRN, was auch hier von Daniel gesagt wird (Dan 6:24). Auch Paulus spricht davon, dass er „aus dem Rachen des Löwen“ gerettet wurde (2Tim 4:17). Er steht vor dem Weltherrscher Nero, ist sich aber bewusst, dass ihm der Herr beisteht. Auch wir haben es mit Weltherrschern zu tun, die zunehmend den Charakter von reißenden Löwen zeigen.

Die Erlösung Daniels von den Löwen hat noch einen weiteren Aspekt, nämlich sein Glaube. Denn wir lesen von einem Glauben, durch den Gläubige „der Löwen Rachen verschlossen“ haben (Heb 11:33). Mitten unter den Löwen ruhte er in seinem Vertrauen auf Gott. In Psalm 57 hören wir, wie David von seinen Erfahrungen singt und dass seine Seele „mitten unter Löwen“ ist (Ps 57:5). Diesen Glauben hatte Daniel; und Gott antwortete darauf, indem Er seinen Engel sandte. Aber Daniel prahlt nicht mit seinem Glauben vor Darius; ihm gegenüber ehrt er Gott, der ihn aus dem Rachen des Löwen gerettet hat.

Daniel sagt, dass seine Unschuld der Grund dafür ist, dass die Löwen ihm keine Verletzungen zugefügt haben. Dies wird auch festgestellt, als er aus der Grube herausgeholt wird. Genau das zeigt sich auch an den drei Freunden, als sie aus dem brennenden Ofen kommen (Dan 3:27). Er hat weder gegen den HERRN noch gegen den König gehandelt. Dieses Zeugnis der Unschuld und der Bewahrung vor jeder Verletzung wird auch der treue Überrest Israels geben können, und zwar deshalb, weil Christus, der wahrhaft Unschuldige, die Schuld des Überrestes getragen hat.

Dadurch, dass Daniel in der Löwengrube war, wurde die Anforderung des Gesetzes erfüllt. Jetzt kann er wieder aus ihr befreit und herausgezogen werden. Wie gesagt, dies ist ein Bild der Auferstehung des Herrn Jesus. Er ist auferstanden, weil alles, was das Gesetz vom Menschen verlangt, in Ihm und durch Ihn in seinem Tod erfüllt ist. Deshalb konnte Er von Gott auferweckt werden.

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