Ephesians 1:19-21

Seine Berufung, sein Erbe, seine Kraft

Eph 1:18. Paulus bittet Gott auch, dass Er den Ephesern „erleuchtete Augen des Herzens“ geben möge. Er bittet also nicht um „erleuchtete Augen des Verstandes“. Wie bereits bemerkt, geht er beim Verstehen der Dinge Gottes und ihrer Verwirklichung nicht in erster Linie um unseren Intellekt, sondern um unsere Gesinnung, unsere Wünsche. Mit „Herz“ ist nicht ein Körperteil gemeint, sondern der innere Mensch, der Ort, wo alle Überlegungen stattfinden. Das „Herz“ hat mit den Gefühlen und Wünschen zu tun, mit den Motiven, die einen Menschen in seinem Sprechen und Handeln leiten. So wie das Herz als Körperteil der Mittelpunkt der körperlichen Existenz ist, so gebraucht Paulus das Herz hier als Mittelpunkt der geistlichen Existenz. Er bittet Gott nun darum, dass Er dieses Zentrum mit „erleuchteten Augen“ versehen möge. Nur dann kann man das Folgende sehen und auch begreifen.

Wenn du danach verlangst zu wissen, was deine Segnungen sind, wirst du dazu auch geistliche Einsicht bekommen. Der Heilige Geist kommt deinem Wunsch entgegen, indem Er dich erleuchtet bezüglich der Dinge Gottes und sie dir auf verständliche Weise vorstellt. Du sollst erfahren, in deinem Herzen ein Gespür dafür bekommen und auch genießen, was die Berufung Gottes, das Erbe Gottes und die Kraft Gottes bedeuten. Denn das ist letztendlich das Ziel seines Gebetes: „damit ihr ... wisst“.

Er betet dann nicht dafür, dass die Gläubigen wüssten, welche herrlichen Segnungen sie empfangen haben. Dann hätte hier unsere Berufung und unser Erbe gestanden. Wenn wir an unsere Segnungen denken, denken wir häufig nur an die großen Vorrechte, die wir dadurch bekommen haben, und die große Freude, die wir daran erleben. Und natürlich hat Gott uns diese Segnungen auch dazu gegeben. Doch wird uns das in diesen Versen nicht auf diese Weise vorgestellt. Hier geht es darum, dass wir über alle Vorteile und alle Freude, die die Segnungen uns bereiten, hinauswachsen. Paulus bittet dafür, dass die Epheser (und auch wir) dahin kommen zu sehen, dass alles von Gott ausgegangen ist und dass es sein Ziel ist, dass Er dadurch verherrlicht wird. Wenn du so darüber nachdenkst, empfindest du umso mehr, wie nötig dieses Gebet des Paulus ist. Wenn wir unsere Segnungen so sehen wollen, also in Verbindung mit der Quelle, dem Vater der Herrlichkeit, erfordert das von uns, dass wir uns selbst vergessen. Und das ist sehr schwierig. Doch wenn das Gebet des Paulus seine Wirkung tut, bedeutet das eine enorme Bereicherung unseres geistlichen Lebens.

Nun der Kern des Gebetes von Paulus. Er betet dafür, dass sie drei Dinge wüssten. Das Erste ist die „Hoffnung seiner Berufung“, das ist also die Berufung Gottes. Gott hat uns berufen. Wozu? Das haben wir in den Eph 1:3-6 dieses Kapitels gesehen: Gott hat uns auserwählt, damit wir heilig und untadelig seien vor Ihm in Liebe; Er hat uns zuvor bestimmt zur Sohnschaft für sich selbst. Dadurch, dass Er uns berufen hat, ist unsere Auserwählung und Vorherbestimmung Wirklichkeit geworden. Siehst du, wie herrlich, wie gewaltig, wie überwältigend diese seine Berufung ist? Gott hatte es von Ewigkeit in seinem Herzen, uns – dir und mir – dies zu geben. Und zu seiner Zeit hat Er uns berufen und uns Anteil daran gegeben. Das volle Resultat seiner Berufung werden wir erst kennen und genießen, wenn wir bei Ihm in seiner Herrlichkeit sind, im Vaterhaus. Deshalb steht hier: die „Hoffnung seiner Berufung“. Findest du nicht auch, dass die einzig richtige Reaktion die ist, dass wir Ihn dafür anbeten?

Das Zweite, das sie wissen sollen, ist, „welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen“ ist. Das Erbe hat Paulus in den Eph 1:10-14 dieses Kapitels behandelt. Dort sahst du, dass wir als Erben dieses Erbe zusammen mit Christus besitzen würden. Doch hier geht es darum zu sehen, dass es Gottes Erbe ist. Das bedeutet, dass Gott alle Dinge besitzen wird. Er wird von der ganzen Schöpfung geehrt werden, und jedes Knie wird sich vor Ihm beugen. Gott wird sein Erbe in seinen Heiligen in Besitz nehmen, das sind wir, die Gläubigen der Gemeinde. Man kann das damit vergleichen, wie Gott das Land Kanaan, das Er sein Land nennt (3Mo 25:23), in Besitz nimmt. Er benutzte dazu sein Volk Israel. Sie nahmen es in Besitz, indem sie alle Feinde daraus verjagten. So konnte sein Volk dort wohnen und Er in ihrer Mitte wohnte. So wird es auch mit der Schöpfung gehen. Christus wird darüber herrschen, zusammen mit der Gemeinde. Wenn die „Heiligen“ regieren, hat Gott sein Erbe in Besitz genommen. Und die Heiligen werden bis in alle Ewigkeit herrschen (Off 22:5). Dann ist der Augenblick gekommen, dass Gott alles in allem sein wird (1Kor 15:28). In der gesamten Schöpfung, die es dann geben wird, wird keinerlei Misston mehr gehört werden. Dann gibt es nichts mehr im Gegensatz zu Gottes heiligem und gerechtem Wesen. Gott wird alles mit seiner Herrlichkeit erfüllen. Wie groß muss der Reichtum der Herrlichkeit sein, wenn wir, wohin wir auch schauen, nur die Herrlichkeit Gottes wahrnehmen. Verlangst du nicht danach, bereits jetzt mehr davon zu wissen?

Eph 1:19. Das Dritte, für das Paulus bittet, ist, „... welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden“, ist. Hiermit beginnt ein neuer Abschnitt, der bis Kapitel 2,10 reicht. In diesem Abschnitt wird uns vorgestellt, auf welche Weise Gott uns die Segnungen der Eph 1:3-14 schenken konnte und schenken wird. Wie konnte Gott uns, die wir tot waren in unseren Vergehungen und Sünden (Eph 2:1), solche herrlichen Segnungen geben? Das konnte Er nur, weil Er unfassbar groß an Kraft ist. Um zu wissen, wie groß die Kraft „an uns, den Glaubenden“, ist, müssen auf das achten, was Er mit Christus getan hat: Er erweckte Ihn aus den Toten auf und hat Ihm danach einen Platz über jede denkbare Macht gegeben. Daran können wir erkennen, was Gott mit uns, „den Glaubenden“, getan hat. Das Erste, was wir in diesem Brief über Christus in Verbindung mit seinem Aufenthalt auf der Erde lesen, ist, dass Er tot war. Über sein vollkommenes Leben auf der Erde lesen wir hier nichts.

Er wird hier so vorgestellt, weil Er damit unseren Platz einnahm. Wenn Gott uns wirklich seine Segnungen geben können wollte, dann war es nötig, dass Christus uns aufsuchte und sich mit uns einsmachte in der Situation, in der wir uns befanden. Wir befanden uns durch unsere Übertretungen und Sünden im Tod. Doch Er ging freiwillig in den Tod, und alles, was Gott danach mit Christus tat, tat Er auch mit uns. Das zeigt uns Kapitel 2 (Eph 2:1-10). Gott konnte das tun, weil dieser Mensch Ihn auf der Erde in allem vollkommen verherrlicht hatte.

Eph 1:20. Und die überragende Größe der Kraft Gottes, die Er an uns erwiesen hat, hat Er zuerst an Christus erwiesen, „indem er ihn aus den Toten auferweckte; und er setzte ihn zu seiner Rechten“. Hier sehen wir Gottes Kraft mit einer Kraft wirken, die auch in uns wirkt. Doch zuerst wird Christus vorgestellt. Damit wird uns klar vorgestellt, dass wir niemals etwas von unseren Segnungen begreifen werden, wenn wir nicht lernen, auf den Herrn Jesus zu sehen und auf den Platz, den Er nun als Mensch einnimmt, den Platz zur Rechten Gottes in den himmlischen Örtern.

Lies noch einmal Epheser 1,18–20.

Für welche Dinge bittet Paulus, dass wir sie wissen sollen?

Die Gemeinde, sein Leib

Eph 1:21. Gott hat dem Herrn Jesus einen Platz gegeben, der alles übersteigt. Diesen Platz hat Er als Mensch bekommen. Als Schöpfer war Er immer schon über alles erhoben. Doch nun ist Er als Mensch über jede erdenkliche Macht erhoben, in der Menschenwelt und auch in der Welt der Engel und Dämonen. Und nicht nur jetzt, sondern auch in der Zukunft. Dann werden sich Mächte offenbaren, die jede frühere Macht in den Schatten stellen. Du findest sie u. a. im Buch der Offenbarung, Kapitel 13: das „Tier aus dem Meer“ und das „Tier aus der Erde“ (Off 13:1; 11). Sie werden mit einer beinahe unbeschränkten Macht eine abscheuliche Schreckensherrschaft führen, und zwar während einer Zeit, die die „große Drangsal“ genannt wird, „wie sie seit Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nicht wieder sein wird“. Doch der Herr Jesus wird dafür sorgen, dass die Tage ihrer Schreckensherrschaft verkürzt werden (Mt 24:21; 22). So groß ist die Macht unseres Heilandes.

Doch nicht nur dann erzeigt Er eine Macht, die jedem Vergleich trotzt. Wir wissen, dass Ihm bereits jetzt „alle Macht im Himmel und auf der Erde“ gegeben ist (Mt 28:18), obwohl sie jetzt noch nicht öffentlich sichtbar ist. Es scheint so, als würden alle Beschlüsse, die sich auf das Leben in dieser Welt beziehen, in Washington, Brüssel oder Moskau gefasst. Doch der Glaube sieht nach oben, weit vorbei an den mächtigsten Menschen auf der Erde, und sieht den Herrn Jesus zur Rechten Gottes. Und was sollen wir von den verführenden Dämonen denken, die voller Unreinheit sind, die das Denken von Millionen Menschen über Fernsehen, Internet und spirituelle Zentren vergiften? Doch der Glaube schaut nach oben, vorbei an den einflussreichsten dämonischen Mächten, und sieht den Herrn Jesus zur Rechten Gottes. In Hebräer 2 steht es so: „... jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen. Wir sehen aber Jesus , der ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ (Heb 2:8; 9). Dabei versinkt alle menschliche und teuflische Macht in nichts!

Der Unterschied zwischen den verschiedenen Bezeichnungen der Mächte, über die der Herr Jesus erhoben ist, ist nicht so einfach zu erklären. Ich habe in ein Wörterbuch geschaut, in dem neutestamentliche Wörter erklärt werden. Damit will ich einen Versuch wagen: „Fürstentum“ bezeichnet einen Platz über anderen; „Gewalt“ ist die Freiheit und das Recht, Macht auszuüben; „Kraft“ ist die Fähigkeit und Möglichkeit, die jemand besitzt, etwas zustande zu bringen; „Herrschaft“ bezeichnet einen Platz über anderen, wobei andere unterworfen sind, während es bei „Fürstentum“ mehr um die Stellung selbst geht. Über alle diese Formen der Macht ist der Herr Jesus also erhoben.

Eph 1:22. Neben der Tatsache, dass Er über alles erhoben ist, ist auch alles seinen Füßen unterworfen. Obwohl alle ungläubigen Menschen und alle Dämonen sich noch nicht unterworfen haben, hat Gott das doch in seinem Ratschluss festgelegt. Und es wird ganz sicher geschehen, weil Gott das so will. Der Herr Jesus ist nun bereits über alles erhoben, und in Kürze wird Ihm auch alles sichtbar unterworfen sein, weil Er sich auf dem Kreuz bis zum Tod erniedrigt hat: „Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Phil 2:9-11). Alles wird Ihm also unterworfen sein.

Dennoch gibt es Ausnahmen. Die erste finden wir in 1. Korinther 15 (1Kor 15:27). Dort lesen wir, dass Gott, der dem Herrn Jesus alles unterworfen hat, ausgenommen ist. Das ist ziemlich logisch. Doch dann folgt das Unglaubliche, was kein Mensch sich je hätte ausdenken können: Die zweite Ausnahme ist die Gemeinde. Wie konnte Gott das tun? Dadurch, dass Er den Herrn Jesus und die Gemeinde zu einer Einheit vereinigt hat. Gott hat den Herrn Jesus „als Haupt über alles der Versammlung gegeben, die sein Leib ist“. Es ist deutlich, dass ein Leib und ein Haupt eine unteilbare Einheit bilden. Hier finden wir die Entfaltung des großen Geheimnisses, das in Eph 1:10 bereits angedeutet wurde. Wie kann die Gemeinde zusammen mit Christus regieren? Indem sie eins mit Ihm wird.

Und dann die Weise, wie Gott das tut! Er gibt die Gemeinde nicht Christus, sondern Er gibt Christus der Gemeinde als ein Geschenk. So steht es hier. Wenn wir jemand ein Geschenk geben, ist die Person immer wertvoller als das Geschenk. Das kann hier nicht der Gedanke sein. Doch es zeigt, wie Gott die Gemeinde schätzt. Er findet die Gemeinde so wichtig, dass Er sie nicht nur von aller Ewigkeit her in seinem Ratschluss gekannt hat, sondern dass Er ihr auch das Liebste, was Er hatte, seinen eigenen Sohn, gegeben hat. Gott gibt der Gemeinde den Herrn Jesus, nachdem Er „Haupt über alles“ ist.

Dadurch ist die Gemeinde auch zu dieser Stellung erhoben. Es ist so wie bei Adam und Eva. Als Adam von Gott als Haupt der Schöpfung in das Paradies gesetzt worden war, bekam er in dieser Stellung Eva. Sie sollte zusammen mit ihm die Schöpfung führen.

Eph 1:23. Doch noch ist nicht alles über die ganze Herrlichkeit gesagt, die die Gemeinde durch ihre Einheit mit dem Herrn Jesus als Mensch teilt. Die Schlussverse von Kapitel 1 fügen noch etwas hinzu, was unseren Verstand echt bei weitem übersteigt. Das kann nur mit „erleuchteten Augen des Herzens“ (Eph 1:18) gesehen und bewundert werden. Von der Gemeinde als Leib wird noch gesagt, dass sie „die Fülle dessen“ ist, „der alles in allem erfüllt“. Hier steht, dass die Gemeinde „die Fülle“ des Herrn Jesus ist, d. h. dass sie Ihn vervollständigt, Ihn zu dem vollkommenen Menschen Jesus Christus macht. Wenn der Mensch Jesus Christus einmal über alle Dinge regieren wird, wird das – mit Ehrfurcht gesagt – ein vollständiger Mensch sein: Mann und Frau.

Das erkennen wir auch bei Adam. Als er aus seinem Todesschlaf aufwachte und Eva sah, sagte er: „Diese ist nun Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleisch“ (1Mo 2:21-23). Die Tatsache, dass eine Gruppe von Menschen den Leib Christi bilden würde, ist nirgends im Alten Testament zu finden. Das war erst möglich, nachdem der Herr Jesus in den Himmel zurückgekehrt war und der Heilige Geist kommen konnte, um die Gläubigen zu diesem Leib zu bilden (1Kor 12:13). Die Gemeinde wird hier als die Gesamtheit aller Gläubigen ab dem Pfingsttag bis zur Entrückung gesehen.

Und dann noch die Worte „der alles in allem erfüllt“. Hier stehen wir vor einem Geheimnis, das wir niemals ergründen können: Er, der als Mensch durch die Gemeinde vollständig gemacht wird, ist in sich selbst auch vollkommen! Mit dieser Vollkommenheit erfüllt Er das gesamte Universum. Er ist immer und überall anwesend. Wir sollten niemals vergessen, dass Er, mit dem wir als Mensch vereinigt sind, doch immer der ewige Sohn Gottes bleibt.

Lies noch einmal Epheser 1,21–23.

Welche Aspekte der Größe des Herrn Jesus hast du in diesen Versen entdeckt? Preise Ihn dafür.

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