Ephesians 1:3-6

Geistliche Segnung

Eph 1:3. Mit diesem Vers beginnt ein langer Satz, der bis Eph 1:14 reicht. Ab Eph 1:3 kommt ein ununterbrochener Strom von Segnungen über dich. Es ist gerade so, als würde Paulus erst nach Eph 1:14 stoppen, um Luft zu holen. In diesem Abschnitt liest du von der Quelle, dem Mittelpunkt, dem Gebiet, der Art, dem Anfang und dem Ziel dieser Segnungen. Dieser Abschnitt lässt sich in drei Teile einteilen. Jeder Teil schließt mit einem Lobpreis der Herrlichkeit Gottes (Eph 1:6; 12; 14). Eph 1:6 schließt den Teil ab, in dem es um den Willen Gottes geht (Eph 1:3-6); Eph 1:12 schließt den Teil ab, in dem das Werk des Sohnes im Mittelpunkt steht (Eph 1:7-12); Eph 1:14 schließlich schließt den Teil ab, der vom Heiligen Geist handelt (Eph 1:13; 14). Du siehst, dass alle drei Personen der Gottheit bei den Segnungen des Christen beteiligt sind.

Als Paulus nach den einleitenden Worten (Eph 1:1; 2) beginnen will, über die Segnungen des Christen zu schreiben, steigt zuerst ein Lobpreis aus seinem Herzen zu Gott auf. Er ist zutiefst von allem beeindruckt, was er – und jeder Christ – von Gott bekommen hat. Dafür lobt und ehrt er Gott. Was für ein wunderschöner Anfang! Mit dem „Gepriesen“, das er ausspricht, will er zum Ausdruck bringen, dass es über Gott nur gute Dinge zu sagen gibt. Preisen bedeutet nämlich, „zum Guten sagen“.

Er nennt Gott hier den „Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus“. Gott wird hier also als Gott und als Vater gesehen. Es sind die beiden Beziehungen, in denen Er zu seinem Sohn steht. Es sind auch die beiden Beziehungen, in denen Er zu dem Gläubigen steht: Er ist auch der Gott und Vater jedes seiner Kinder. Der Sohn ist „unser Herr Jesus Christus“; Paulus nennt Ihn bei seinem vollen Namen. Er ist Herr: Er hat alle Autorität. Er ist Jesus: Das ist der Name, den Er bekam, als Er geboren wurde (Mt 1:21) und der seine Erniedrigung und Demut ausdrückt. Er ist Christus, das heißt „Gesalbter“: Dieser Name drückt aus, dass Gott in Ihm alle seine Ratschlüsse erfüllen wird, wobei Christus darin den zentralen Platz einnimmt.

Die beiden Namen, mit denen Gott genannt wird, haben Bezug auf seine Beziehung zum Herrn Jesus. Für den Herrn Jesus als Mensch ist Er Gott. Der Herr Jesus nannte Ihn auf der Erde „mein Gott“. Für den Herrn Jesus als der ewige Sohn ist Er Vater. In Johannes 20 nennt der Herr Jesus beide Namen, und Er verbindet die Jünger mit sich, wenn Er sagt: „Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott“ (Joh 20:17). Indem Er diese Namen nennt, weist Er im Keim auf die besonderen christlichen Segnungen hin, die daraus hervorfließen.

Diese Namen Gottes, verbunden mit seinem Sohn, bilden den Ausgangspunkt für den Brief, den wir nun vor uns haben. Unsere Segnungen stehen in Zusammenhang mit diesen beiden Namen. Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus ist die absolute Quelle all unserer Segnungen. Mit diesem Namen haben die Gläubigen des Alten Testaments Gott nicht gekannt. Doch damals war auch noch keine Rede von einem auferstandenen und verherrlichten Herrn, und damit stehen die Segnungen dieses Briefes in Verbindung. Der auferstandene und von Gott verherrlichte Herr ist deren Mittelpunkt. Und wir haben durch unsere Verbindung sowohl mit Gott, dem Vater, als auch mit dem Herrn Jesus Christus teil daran bekommen. Wir haben teil daran bekommen, weil diese Segnungen uns nicht nur verheißen sind, sondern auch bereits in unserem Besitz sind. Dort steht nicht, dass Gott uns damit segnen will, sondern dass Er uns damit gesegnet hat.

Wir können uns nun die Art dieser Segnungen ansehen. Dort steht, dass es „geistliche Segnungen“ betrifft. Was das beinhaltet, wird deutlich, wenn wir sie mit den Segnungen Israels vergleichen. Wenn Israel gehorsam war, durfte es mit Segnungen rechnen, die sie vom Land und aus dem Boden holen konnten (5Mo 8:7-10). Ihre Segnungen waren also unter Bedingungen verheißen, und sie waren stofflich, materiell. Man konnte sie mit Händen fassen. Der Segen des Christen ist geistlich: Den kann man nicht mit seinen Händen, sondern nur auf eine geistliche Weise „fassen“, nämlich mit dem Herzen (Eph 1:17; 18). Mit seiner Erlangung ist auch keine Bedingung verbunden: „Der geistliche Segen“ ist das bedingungslose Teil jedes Christen. (Kurz zur Erinnerung: Es ist allerdings eine Voraussetzung, dass er nur von Heiligen und Treuen genossen werden kann (Eph 1:1).

Der Vergleich mit Israel ist ebenfalls hilfreich, wenn es um den Bereich geht, wo der Segen zu finden ist. Der Segen Israels befand sich auf der Erde, wo sie mit ihren Füßen standen (Jos 1:3). Der des Christen befindet sich in den himmlischen Örtern, mit der näheren Angabe „in Christus“. Diese Zufügung bildet den Kern aller empfangenen Segnungen. Kein einziger Segen ist uns außerhalb von Christus geschenkt. Für Gott und den Vater ist alles mit Ihm verbunden, dem Mann seines Wohlgefallens, der seinen ganzen Willen vollbracht hat. Alles, was ein allmächtiger Gott nur erdenken konnte, Ihm als Belohnung für das zu geben, was der Herr Jesus tat, hat Gott Ihm gegeben (Mt 11:27; Joh 3:35; Joh 13:3). Das große Wunder der Gnade ist nun, dass jeder, der an Ihn glaubt (Eph 1:13), an dem teilhat, was der Herr Jesus bekommen hat (Joh 17:22; 26).

Es gibt noch ein Wort, auf das ich hinweisen will, bevor wir zum folgenden Vers gehen, und das ist das Wort „jeder“. Du kannst aus dem Vorhergehenden zwar die Schlussfolgerung ziehen, dass Gott keinen einzigen Segen zurückgehalten hat, doch dieses „jeder“ legt noch einmal den Nachdruck darauf. Eine Fülle von Segen ist das Teil jedes Einzelnen, der „in Christus“ ist. Dass es um eine Fülle geht, kannst du auch an dem Wort „Segnung“ sehen, das in der Einzahl steht. Die Fülle des Segens könntest du auch in dem Ausdruck zusammenfassen: das ewige Leben. Jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, hat ewiges Leben bekommen (Joh 3:14-16). In 1. Johannes 5 steht von dem Herrn Jesus: „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1Joh 5:20). Daher hat jeder, der das ewige Leben hat, den Sohn als sein Leben. Die Schlussfolgerung ist, dass jeder, der glaubt, an allem teilhat, was der Sohn hat.

Wenn man sich ansieht, wie Johannes über den Segen spricht und wie Paulus das tut, kann man einen Unterschied feststellen. Johannes geht es darum, dass das Leben, der Sohn, in uns ist. Paulus spricht darüber, dass wir in dem Sohn, in Christus, sind und in dieser Stellung unsere Segnungen empfangen haben. Das widerspricht sich nicht, sondern ergänzt einander.

Zum Schluss dieses Abschnitts will ich dich darauf hinweisen, dass viele Christen sich des Reichtums, den sie in Christus besitzen, nicht bewusst sind. Ihnen geht es wie der alten Frau, die von ihrem Sohn aus dem Ausland einen Scheck mit einem großen Betrag bekam. Sie wusste nicht, was sie damit anfangen sollte. Sie betrachtete ihn bestenfalls als ein schönes Stück Papier, und der einzige Wert, den er für sie hatte, war das Wissen, dass er von ihrem Sohn kam. Sie hängte den Scheck an die Wand, mehr tat sie damit nicht. Doch dazu hatte ihr Sohn den Scheck nicht gesandt. Er wollte, dass sie ihn einlöste, um künftig ohne Sorgen leben zu können. Das Beispiel passt nicht völlig, doch es macht deutlich, wie viele Christen die von Gott geschenkten Segnungen betrachten. Ich hoffe von Herzen, dass es bei dir nicht so ist, sondern dass du alles genießen wirst, was Gott in Christus auch dir gegeben hat. Und was Gott gegeben hat, ist in diesem Brief in reichem Maß vorhanden.

Lies noch einmal Epheser 1,3.

Woran denkst du bei dem Namen „Gott“ und woran bei dem Namen „Vater“?

Auserwählt

Eph 1:4. Nachdem Paulus in Eph 1:3 mit allgemeinen Worten über den Segen gesprochen hat, beginnt er in Eph 1:4 mit dem Entpacken. Dieser Vers nennt zuerst die Ewigkeit, die hinter uns liegt („vor Grundlegung der Welt“), und endet in der Ewigkeit, die vor uns liegt, wenn wir bei Gott sind („vor ihm“). Doch auch heutzutage gilt dieser Vers bereits. Wenn hier steht, „dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe“, heißt das, dass Gott uns nun auch bereits so sieht. So schaut Er auf uns. So hat Gott es gewollt, so ist sein Ratschluss, und so ist es geschehen.

Doch welchen Anlass hatte Gott, so zu entscheiden und so zu handeln? Den fand Er nicht bei uns. Kapitel 2 sagt, dass wir tot waren in unseren Vergehungen und Sünden (Eph 2:1). Und mit jemand, der tot ist, ist nichts anzufangen. Den Anlass fand Er daher auch nicht in etwas vom Menschen, in dir oder in mir, sondern in sich selbst und in seinem Sohn. Gott hat uns nämlich „in ihm“ auserwählt, das ist in Christus. Christus ist in der Ewigkeit immer die Freude Gottes gewesen. Nun hat es Gott gefallen, in die vollkommene Gemeinschaft, die immer zwischen Ihm und seinem Sohn bestanden hat, andere einzubeziehen.

Seine Absicht ist immer gewesen, dass Er sich auch an anderen erfreuen könnte, so wie an seinem Sohn. Das konnte nicht ohne Mitwirkung des Sohnes geschehen. Deshalb musste es in dem Sohn sein. So wie jeder Mensch von Natur „in Adam“ ist – das heißt, in diesem ersten Menschen gesehen wird, untrennbar mit ihm verbunden –, so hat Gott bestimmt, das jeder Gläubige untrennbar mit seinem Sohn verbunden ist. Er hat das in der Ewigkeit bestimmt, bevor Himmel und Erde geschaffen waren. Es gab damals nichts anderes als den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist und die vollkommene Liebe zwischen Ihnen. Der Herr Jesus weist darauf hin und bittet deshalb: „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“ (Joh 17:24). Vor Grundlegung der Welt hat Gott Menschen aus den Menschen, die auf der Erde leben würden, erwählt, um sie bei sich zu haben.

Der Grund für dieses Handeln Gottes ist seine Liebe zu seinem Sohn. Du sahst das auch schon an dem in Ihm am Anfang dieses Verses. Wenn du über die Auserwählung nachdenkst, können viele Fragen bei dir aufkommen. Du kannst dich fragen: Warum gerade ich und so viele andere nicht? Sind all die anderen denn auserwählt, um verloren zu gehen?

Ein paar Bemerkungen können dir vielleicht helfen. Eine erste Bemerkung ist, dass niemand auserwählt wird, um verloren zu gehen. Jeder Mensch ist verloren und unterliegt dem Gericht wegen seiner eigenen Sünden: „... denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm 3:23). Wenn Gott dann trotzdem Menschen vor dem Gericht bewahrt, ist das nicht ungerecht von Gott, sondern seine souveräne Barmherzigkeit.

Zweitens: Betrachte einmal Israel. Das Volk war von Gott aus allen Völkern auserwählt, um sein Volk zu sein. Er hatte das rein aufgrund seiner eigenen Liebe zu ihnen getan (5Mo 7:7; 8). Bedeutet das, dass Er mit den anderen Völkern nichts mehr zu tun haben wollte? Nein, Er wollte gerade, dass Israel für die anderen Völker ein Zeugnis wäre. Dadurch konnten sie ebenfalls zur Erkenntnis des einen, wahren Gottes kommen. Schau einmal in das Buch Jona.

Auserwählung ist daher etwas, was völlig von Gott ausgeht, unabhängig von dem Zustand, worin der Mensch sich befindet. Du musst Gott angehören, um Einsicht darüber zu bekommen. Deshalb ist das eine Wahrheit, die nur Gläubige verstehen können. Zum Ungläubigen muss gesagt werden, dass er sich bekehren muss, weil er sonst verloren geht. Zur Illustration dazu folgendes Beispiel: Über einer Tür hängt ein Schild, auf dem steht, dass jeder eingeladen ist hineinzukommen, um ein großes Geschenk in Empfang zu nehmen. Viele laufen vorbei. Einige gehen hinein. Wer hineingegangen ist, sieht innen über der Tür, wenn er sich umdreht, ein Schild hängen, auf dem steht: „Du bist auserwählt.“ Das macht deutlich, dass die Wahrheit von der „Auserwählung“ nur für die ist, die „drinnen“ sind.

Zurück nun zu „vor Grundlegung der Welt“. Dass von der Schöpfung noch nichts zu sehen war, war und ist für Gott kein Problem. Er steht über der Zeit. Für Ihn ist es immer gegenwärtige Zeit. Er weiß genau, was in einer Stunde oder in einem Jahrhundert geschehen wird. Wenn Er in die Zukunft schaut, ist die Zukunft für Ihn heute. Das ist einfach eine seiner göttlichen Eigenschaften. Er ist Gott. „... dass ich Gott bin, und sonst ist keiner, dass ich Gott bin und gar keiner wie ich; der ich von Anfang an das Ende verkünde und von alters her, was noch nicht geschehen ist“ (Jes 46:9; 10). Für dich und mich ist das nicht zu fassen. Doch wir können es glauben und bewundern.

Es ist schon beeindruckend, einen Blick für die Majestät Gottes zu bekommen. Doch es wird noch beeindruckender, wenn man entdeckt, dass Gott in seiner Souveränität auch an dich und mich persönlich gedacht hat, um uns für sich zu besitzen. Das kann man nicht erklären. Du kannst lediglich auf die Knie gehen und Ihn dafür anbeten, denn wie solltest du erklären, dass Er dich aus all den Milliarden Menschen zu solch einer erhabenen Stellung auserwählt hat: „vor ihm“? Das macht vollkommen deutlich, dass dieser Segen seinen Ursprung allein im Herzen Gottes findet.

Dass der Segen der Auserwählung vor Grundlegung der Welt bestimmt wurde, bedeutet, dass die Sünde, die in die Welt gekommen ist, darauf keinerlei Einfluss haben kann. Gott ist nicht überrascht durch die Tatsache, dass Menschen, die Er auserwählt hatte, Sünder werden würden. Dieses Problem wird hier nicht erwähnt. In Kapitel 2 wird Paulus allerdings darauf eingehen. Doch die Sünde wird hier wohl vorausgesetzt. Das sehen wir, wenn wir auf uns einwirken lassen, das Gott uns „heilig und untadelig“ vor sich haben wollte. Wer in seine Gegenwart kommt, muss dem völlig entsprechen, was Gott in seiner Heiligkeit ist, also ohne einen einzigen Flecken der Sünde.

Deshalb hat Er bestimmt, dass alle die, denen Er diesen Platz geben würde, „heilig und tadellos“ wären. „Heilig“ heißt, „beiseite gesetzt mit dem Ziel, für Gott zu sein“. „Untadelig“ heißt, dass kein einziger Flecken der Sünde vorhanden ist, vollkommen geeignet für die Gegenwart Gottes, der die Sünde nicht sehen noch dulden kann. Damit ist der Forderung der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes entsprochen. Auf welche Weise das geschehen ist, werden wir in Eph 1:7 sehen. Man könnte sagen, dass mit diesem Teil des Planes Gottes der „Botschaft“ entsprochen ist, „die wir [die Apostel] von ihm gehört haben und euch verkündigen: dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist“ (1Joh 1:5).

Doch damit kann Gott nicht zufrieden sein. Er will nicht nur nichts bei uns zu beanstanden haben, Er will auch, dass wir uns in seiner Liebe zu Hause fühlen. Er hat uns in eine Sphäre hineingebracht, die reine, das ist göttliche Liebe atmet. Gott ist erst zufrieden, wenn auch deutlich zum Ausdruck kommt, dass sein Plan vollkommen mit seiner Natur der Liebe übereinstimmt. Wer in der Gegenwart Gottes ist, sieht – wo immer er auch hinschaut – Heiligkeit und Liebe.

Lies noch einmal Epheser 1,4.

Denk noch einmal darüber nach, warum Gott dich auserwählt hat, und danke Ihm dafür, dass Er das getan hat.

Zuvor bestimmt

Eph 1:5. In Eph 1:4 ging es um den Platz, den wir jetzt vor Gott einnehmen. Wir können nun ohne Scheu vor Gott stehen, weil Er uns dazu passend gemacht hat. Er sieht nichts mehr in uns, was im Gegensatz zu seiner Natur steht, die Licht ist, und zu seinem Wesen, das Liebe ist.

Eph 1:5 geht noch einen Schritt weiter. Darin geht es um das Verhältnis, in dem wir nun zu Gott stehen, nämlich dem Verhältnis der Sohnschaft. Auch dazu hat uns der Vater zuvor bestimmt, ebenfalls vor Grundlegung der Welt. Daher kann man von einer „Vorherbestimmung“ sprechen. Während „zuvor“ zurückschaut, lässt „bestimmt“ uns nach vorne schauen. Dort sehen wir das Ziel des Planes Gottes: Er wollte uns als Söhne für sich selbst haben. Das Wort „Sohnschaft“ kommt auch in Römer 8 und 9 und Galater 4 vor (Röm 8:15; 23; Röm 9:4; Gal 4:5) und bedeutet „zu Söhnen stellen“. Gott hat dich als „Sohn“ vor sich gestellt. In diesem Verhältnis stehst du nun vor Gott. Unbegreiflich, doch wahr!

Gott hat viele Engel in seiner Umgebung, und sie dienen Ihm. Doch an ihnen kann der Vater niemals die Freude finden, die Er an dem Sohn fand und findet. Diese Freude findet Er allein an dem Sohn und an denen, die mit dem Sohn verbunden sind und in derselben Beziehung zu Ihm stehen wie der Sohn. Achte darauf, dass dieses Mal nicht dort steht „in Jesus Christus“, sondern „durch Jesus Christus“. Wenn es um das Verhältnis geht, in dem wir als Söhne vor Gott stehen, sind wir dem Sohn nicht gleich. Es wird immer einen Unterschied geben zwischen Ihm, der der ewige Sohn war und ist, und uns, die zu Söhnen gemacht worden sind, weil wir das noch nicht waren. Diesen Unterschied siehst du auch in Johannes 20, wo der Herr Jesus sagt: „Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott“ (Joh 20:17), und nicht: „Ich fahre auf zu unserem Vater und zu unserem Gott.“

Dadurch, dass Gott uns als Söhne „adoptiert“, tut Er viel mehr, als der Not zu begegnen, in der du wegen deiner Sünden warst. Für Letzteres wäre Vergebung ausreichend gewesen. Doch du weißt es: Es geht hier um die Wünsche des Herzens Gottes und nicht um unsere Not. Um dieses Verlangen zu erfüllen, hat Er Söhne „adoptiert“. Er hat Menschen, die keinerlei Rechte an irgendetwas hatten, in seine Familie aufgenommen und als Söhne vor sich gestellt.

Neben der Tatsache, dass du ein Sohn bist, bist du auch noch ein Kind Gottes. Kindschaft und Sohnschaft sind unterschiedliche Bezeichnungen, die beide ein bestimmtes Verhältnis zu Gott angeben. Um ein „Sohn“ zu sein, brauchst du nicht erwachsen zu sein; du bist ab deiner Bekehrung sowohl ein Kind als auch ein Sohn. Kind Gottes gibt an, dass du aus Gott geboren bist und seine Natur bekommen hast. In der Sohnschaft sehen wir das Verlangen Gottes, Gemeinschaft mit seinen Kindern zu haben. An deinen Kindern kannst du dich erfreuen, doch mit deinem Sohn besprichst du auch Dinge. In der Geschäftswelt sieht man hin und wieder einen Namen wie „Müller und Söhne“, doch nicht „Müller und Kinder“. Bei Sohnschaft geht es darum, dass man dieselben Interessen teilt. Das ist es, woran Gott gedacht hat, als Er uns als Söhne annahm.

Als Er das tat, handelte Er „nach dem Wohlgefallen seines Willens“. Das ist wieder solch ein schöner Ausdruck, der zeigt, wie Gott zu diesem Handeln gekommen ist. Wenn Er es nur getan hätte, weil Er es wollte, hätte das den Nachdruck auf seine Souveränität gelegt. Doch dann wäre sein inneres Motiv verborgen geblieben. Deshalb wird mit seinem Willen sein „Wohlgefallen“ verbunden. Es zeigt die Freude, mit der Gott seinen Willen ausführte. Ein schönes Beispiel für dieses Wort findest du in den Evangelien. Dort hörst du wiederholt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3:17; Mt 17:5). In diesem Ausspruch hörst du, wie erfreut der Vater über Ihn ist. Der Vater hatte diese Freude, weil der Herr Jesus, als einziger Mensch auf der Erde, vollkommen tat, was Er wollte. Der Herr Jesus sagt darüber: „Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe“ (Joh 4:34). Das Motiv zum Handeln des Vaters lag also in dem Wohlgefallen, das Er an dem Herrn Jesus hatte.

Eph 1:6. Sein Ziel damit war: „... zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade“. Nicht nur „seiner Gnade“, sondern „der Herrlichkeit seiner Gnade“. Seine Gnade wäre bereits sichtbar geworden, wenn Er uns unsere Sünden vergeben hätte. Wir hatten das Gericht, die Hölle, verdient. Wenn Er uns dem Gericht nicht ausliefert, sondern uns davor rettet, würden wir Ihm auch dafür schon ewig Dank und Ehre geben. Doch wie du gesehen hast, hatte Er mit uns einen viel höheren Plan. Wir dürfen bei Ihm sein als Söhne. Deshalb ist hier nicht länger die Rede von „seiner Gnade“, sondern von der „Herrlichkeit seiner Gnade“.

Wie bereits bei Eph 1:3 erwähnt, endet damit der erste Teil des Abschnitts der Eph 1:1-14. Der Teil, der nun folgt, zeigt, was Gott getan hat, um uns diesen herrlichen Platz vor sich selbst zu geben und was die entsprechenden Folgen in der Zukunft sind. Dieser Teil endet in Eph 1:12, wieder mit dem „Preise seiner Herrlichkeit“.

Bis hierhin hast du von dem Vorsatz Gottes gehört. In dem Teil, der nun folgt, zeigt Paulus, welche Schritte Gott sozusagen getan hat, um diesen Vorsatz auszuführen. Der erste Schritt ist, dass Er uns „begnadigt hat in dem Geliebten“. Wieder solch ein großartiger Ausdruck. „Begnadigt“ hat die Bedeutung von „angenehm gemacht“. Das bezeichnet die Gunst, in der wir nun vor Gott stehen (Röm 5:1). Du und ich, wir sind nicht angenehm in uns selbst. Wir sind das geworden, weil Gott uns so in seinem Sohn betrachtet, der hier mit dem vielsagenden Wort „Geliebter“ bezeichnet wird. Hier steht nicht wie in den vorhergehenden Versen, „in Christus“ oder „in Ihm“. Das würde hier nicht ausreichen. Es geht nicht um die Stellung, die der Herr Jesus vor Gott einnimmt. Nein, es geht darum, wer der Herr Jesus selbst für Gott ist.

Das Wort „Geliebter“ zeigt, wie sehr der Herr Jesus der besondere Gegenstand der Zuneigung und des Wohlgefallens Gottes ist. Alle Liebe des Vaters richtet sich auf seinen Sohn. Das war bereits in der Ewigkeit so. Und während seines Lebens auf der Erde hat der Herr Jesus dem Vater noch einen zusätzlichen Grund gegeben, Ihn zu lieben. Das liest du in Johannes 10: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme“ (Joh 10:17). Damit meint der Herr Jesus das Werk, das Er auf dem Kreuz vollbringen würde. Dort würde Er den Vater über die Maßen verherrlichen. Das war für den Vater ein erneuter Anlass, Ihn zu lieben. Und in Ihm, dem vom Vater Geliebten, sind wir gesegnet.

Im Alten Testament findet man dazu ein schönes Vorbild. Du liest in 3. Mose 1 vom Brandopfer. Das beschreibt den Herrn Jesus in seiner völligen Hingabe an Gott. In 3. Mose 7 steht dann, dass „dem Priester, der jemandes Brandopfer darbringt … die Haut des Brandopfers gehören“ soll (3Mo 7:8). Hier siehst du im Bild das, was wir im Epheserbrief lesen. Der Priester bekam die Haut des Brandopfers, er konnte sich damit bekleiden. So ist es nun auch mit dem Gläubigen. Der Priester stellt den Gläubigen dar. Der Gläubige, der Gott sagt, was der Herr Jesus für ihn getan hat (das ist es, was wir nun unter „opfern“ verstehen), darf wissen, dass er „angenehm gemacht ist in dem Geliebten“. Wenn der Vater uns sieht, sieht Er den Herrn Jesus.

Lies noch einmal Epheser 1,5.6.

Warum wollte Gott dich als Sohn haben?

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