Ephesians 3:1

Das Geheimnis des Christus

Eph 3:1. Kapitel 3 ist eigentlich eine Art Einfügung. Wenn du Eph 3:1 dieses Kapitels mit dem ersten Vers von Kapitel 4 vergleichst (Eph 4:1), wird das deutlich. Nachdem Paulus in Kapitel 1 über die Ratschlüsse Gottes geschrieben hat und in Kapitel 2 über die Weise, wie Gott uns daran Anteil gegeben hat, könnte man erwarten, dass er uns nun erzählt, was das alles für unsere Praxis, für unseren Wandel, bedeutet. Es ist so, als wollte er in Kapitel 3 auch damit beginnen. Doch das geschieht erst in Kapitel 4. Dort beginnt er mit denselben Worten, mit denen er Kapitel 3 begonnen hatte, und dann folgen die Ermahnungen, die zu den Belehrungen gehören, die er in Kapitel 2 gegeben hatte. Doch der Heilige Geist leitet ihn dazu, zuvor noch Kapitel 3 zu schreiben. Warum? Um damit darzulegen, dass ihm, Paulus, der besondere Dienst anvertraut war, das „Geheimnis des Christus“ (Eph 3:4) bekannt zu machen. Dieses Geheimnis war nicht seine eigene Erfindung, sondern war ihm von Gott offenbart worden (Eph 3:3). In diesem Geheimnis geht es darum, dass Jude und Heide zusammen die Gemeinde bilden und als ein Leib mit Christus verbunden sind. Der Unterschied zwischen dem Juden und dem Heiden war verschwunden.

Paulus beginnt mit „... ich, Paulus“ und unterstreicht damit das absolut Einmalige, das nur ihm offenbart worden ist als dem ersten Menschen, dem Gott darüber Mitteilungen gemacht hat. Das unterstreicht auch die apostolische Autorität, mit der er diese Offenbarung jetzt weitergibt. Was Paulus lehrte, stand in völligem Gegensatz zu dem, was die Juden im Alten Testament lasen. Dort ist nichts von den Dingen zu finden, die wir in den Kapiteln 1 und 2 gesehen haben. Das Predigen dieser Wahrheit hatte aus ihm einen Gefangenen gemacht. Deshalb schrieb er, dass er ein Gefangener war „für euch, die Nationen“.

Als er in Apostelgeschichte 22 darüber sprach, dass Gott wollte, dass er zu den Heiden ging, wurden die Juden wütend und wollten ihn töten (Apg 22:17-24). Das geschah zwar nicht, doch der gesamte Bericht (in Apostelgeschichte 23–28 zu lesen) endet damit, dass er in Rom gefangen sitzt. Er betrachtet sich jedoch nicht als ein Gefangener des Kaisers von Rom, sondern als „der Gefangene Christi Jesu“. Darin liegt die Lektion, dass, was immer auch in unserem Leben geschieht, wir alles in Verbindung mit dem Herrn Jesus sehen dürfen. Das wird uns vor Verbitterung bewahren. Dann überwinden wir auch Enttäuschungen. Paulus hätte darüber trauern können, dass er nun nicht mehr aktiv für seinen Herrn beschäftigt sein konnte. Doch was siehst du? Gerade in seiner Gefangenschaft schreibt er einige Briefe, die wir in der Bibel haben. Der Brief an die Epheser ist einer davon.

Eph 3:2. Paulus war drei Jahre in Ephesus gewesen (Apg 20:31). In dieser Zeit waren sie mit der Verwaltung bekannt geworden, die Paulus anvertraut war. Von dem Wort, das hier für „Verwaltung“ gebraucht wird, ist das uns bekannte Wort Ökonom (wörtlich: Hausverwalter) abgeleitet. Ein Beispiel dafür ist Joseph, der Verwalter im „Haus des Potiphar“ war und dem alle Personen und Güter anvertraut waren. Diese Tatsache schließt an das vorige Kapitel an, wo vom Haus Gottes die Rede war. Gott hat Paulus die Güter dieses Hauses, die wunderbaren Wahrheiten dieses Hauses, anvertraut. Er durfte im Haus Gottes denen, die die Hausgenossen waren, die Güter dieses Hauses in ihrer Herrlichkeit vorstellen. Paulus war davon tief beeindruckt. Sein gewaltiger Dienst machte ihn jedoch nicht hochmütig. Er weist darauf hin, dass dieser Dienst, der ihm für die Gemeinde gegeben war, aus der „Gnade Gottes“ hervorfloss. Doch auch der gesamte Inhalt dessen, was ihm anvertraut war, bestand aus dieser Gnade. Es ist gut, dass du dir stets dessen bewusst bist, wenn du etwas für den Herrn tun darfst. Du darfst es tun, weil du seine Gnade kennst; diese Gnade ist zugleich das, was du in deinem Dienst an andere weitergibst.

Eph 3:3. Was Paulus von Gott offenbart war, war im Alten Testament noch verborgen. Zwei Missverständnisse sind in Verbindung mit diesem Geheimnis möglich. Das erste ist die Unterstellung, dass es doch in den Schriften des Alten Testaments verborgen vorhanden war und dass nun Paulus durch den Heiligen Geist gezeigt wurde, wo er es finden konnte. Doch so ist das nicht. Es war nichts, was im Alten Testament versteckt war.

Geheimnis bedeutet hier wörtlich „Mysterium“. Es war dem größten Propheten unbekannt. Er hätte es auch niemals entdecken können. Das zweite Missverständnis ist die Unterstellung, dass es auch für uns noch immer ein Geheimnis ist. Doch dann gehen wir an seiner Offenbarung vorbei. Manchmal dient es auch als Entschuldigung, damit man sich nicht zu sehr darein zu vertiefen braucht, denn man kann es doch nicht begreifen: Es ist ein Geheimnis. Manchmal beruft man sich dann auf 1. Korinther 2,9, während dann der folgende Vers bequemlichkeitshalber vergessen wird (1Kor 2:9; 10). Doch es ist wirklich so, dass es einerseits von Ewigkeit her in Gott verborgen war (Eph 3:9) und andererseits nun kundgetan ist, zuerst Paulus und danach durch ihn dir und mir und jedem Glied der Gemeinde! Das hatte Paulus „zuvor in kurzem beschrieben“. Damit meint er das, was er in den vorigen Kapiteln weitergegeben hat.

Eph 3:4. Er legt das, was er soeben gesagt hat, den Lesern zur Beurteilung vor. Sie konnten dadurch feststellen, dass er über Dinge schrieb, die er kannte. Es klingt einfach, doch du kannst dir erst ein Urteil über das bilden, was Paulus schreibt, wenn du liest, was er schreibt. So sagt er das den Ephesern (und auch uns). Lesen bedeutet mehr, als nur Buchstaben zu sehen. Lesen bedeutet, die Botschaft in dich aufzunehmen, zu verstehen suchen, was der Schreiber sagt. In diesem Fall ist eine gute geistliche Gesinnung absolute Voraussetzung. Beachte: nicht eine intellektuelle Fähigkeit, sondern ein Herz, das danach verlangt, das Geheimnis in sich aufzunehmen (Eph 1:17; 18). Es geht um nichts weniger als um das „Geheimnis des Christus“. Vielleicht hast du erwartet, dass er nun über das „Geheimnis der Gemeinde“ sprechen würde, denn das ist hier das Thema. Es geht ja um den besonderen Charakter der Gemeinde, in der Jude und Heide einsgemacht sind. Doch das geschieht nicht, sondern Paulus schreibt über das „Geheimnis des Christus“, wie es wörtlich heißt. Wenn in der Bibel der Artikel „der“ vor „Christus“ steht (was in manchen Übersetzungen nicht zu finden ist), weist das in vielen Fällen auf Christus in Verbindung mit seiner Gemeinde hin.

Dasselbe siehst du in 1. Korinther 12. Dort könnte man am Ende des 12. Verses auch erwarten: „so auch die Gemeinde“, doch es heißt dort: „so auch der Christus“ (1Kor 12:12). Diese Besonderheit zeigt uns gerade den Kern des Geheimnisses. Es bedeutet nicht nur, dass die Gläubigen aus Juden und Heiden miteinander verbunden sind, sondern dass sie zu einem Leib gemacht sind, das ist ein Mensch mit einem Haupt. Es geht hier um die Einheit zwischen dem Haupt im Himmel und den Gliedern auf der Erde. Gott hat die Absicht gehabt, uns miteinander zu verbinden, doch vor allem uns gemeinsam mit dem Haupt zu verbinden. Es war seine Absicht, Christus einen Leib zu geben. In Kapitel 5 sehen wir in einem anderen Bild, was dieses Geheimnis ist: „Dieses Geheimnis ist groß, ich sage es aber in Bezug auf Christus und auf die Versammlung“ (Eph 5:32). Wenn also von „dem Christus“ die Rede ist, will Gott allen Nachdruck auf Ihn legen. Damit stimmen du und ich von Herzen ein! Es geht um Ihn.

Lies noch einmal Epheser 3,1–4.

Was bedeutet die „Verwaltung“ des Paulus, und was ist „das Geheimnis“?

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