Ezekiel 11:14

Die Brüder des Propheten

Der HERR antwortet auf Hesekiels Klage (Hes 11:14). Der Prophet legte Fürbitte ein, zuerst für die Einwohner Jerusalems (Hes 9:8b) und dann für die Fürsten (Hes 11:13b). Er fragte Gott, ob er den ganzen Überrest Israels vernichten würde. Gott antwortet nun (Hes 11:15), dass seine Brüder, an denen er so viel Interesse hat, nicht diese Bewohner Jerusalems und diese Fürsten sind, sondern die Israeliten, die weggeführt wurden.

Die Weggeführten werden von diesen Bewohnern Jerusalems als vom Volk Gottes abgeschnitten betrachtet. Die Wiederholung von „deine Brüder“ dient dazu, Hesekiel zu versichern, dass sie seine wirklichen, wahren Brüder sind, im Gegensatz zu den Israeliten, die nur den Namen Israel haben und sich dessen rühmen, aber nicht danach leben. Seine Brüder haben das Recht darauf, durch einen Löser befreit zu werden (3Mo 25:25; Rt 2:20b).

Wenn der HERR von „dem Recht der Lösung“ spricht, bezieht Er sich auf das unübertragbare Recht auf das Land, aus dem sie genommen wurden. [Anmerkung: In der niederländischen Übersetzung ist der Ausdruck in Hes 11:14: „die Männer deiner Verwandtschaft“ übersetzt mit: „Männer mit dem Recht der Lösung für euch“.] Darin ist bereits eine Verheißung der Wiederherstellung enthalten. Der Kern des Volkes sind die Weggeführten, zu denen sich bald weitere Weggeführte gesellen werden. Gott erkennt sie als sein Volk an. Aus ihnen wird Er einen Überrest bilden, der das Land wieder nach dem Recht, das sie darauf haben, in Besitz nehmen wird. Sie haben es nicht für immer verloren, wie die Bewohner Jerusalems in ihrem Hochmut denken.

Auch die Worte „ganz“ und „insgesamt“ in der Formulierung „das ganze Haus Israel insgesamt“ in Hes 11:15 betonen die Gesamtheit dessen, was Gott als sein Volk sieht. Gegenüber dieser Gesamtheit bilden „die Bewohner Jerusalems“ einen Gegensatz. Für die Bewohner Jerusalems, die das Recht auf das Land beanspruchen, gilt das Gegenteil. Gott sieht die Bewohner Jerusalems nicht mehr als sein Volk an. Diese Bewohner blicken mit Verachtung auf die vertriebenen Weggeführten, von denen sie meinen, sie seien weit weg von Gott. Für die Menschen in Jerusalem bedeutet die Vertreibung aus dem Land die Vertreibung aus der Gegenwart Gottes.

In ihrer ungläubigen Haltung glauben sie, dass die Weggeführten dem Gott Israels fern sind, der ja in Jerusalem wohnt. So reduzieren sie, nach dem Brauch des Götzendienstes um sie herum, Gott zu einem lokalen Gott. Zugleich beanspruchen sie das Land der Weggeführten für sich. Sie sind blind für die Tatsache, dass die Herrlichkeit Gottes im Begriff ist, sie zu verlassen.

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