Genesis 32:28

Deutsche Versen (23-33)

Jakob ringt mit Gott

Nach all seinen Vorbereitungen, um einem (vermeintlichen) Unheil zu entkommen, das Jakob bei seiner Begegnung mit Esau befürchtet, bleibt Jakob schließlich allein zurück. Das ist der Zeitpunkt Gottes, um mit ihm persönlich zu handeln. Jakob muss lernen, dass nicht Esau, sondern Gott sein wirklicher Gegner ist. Es entsteht ein Kampf (vgl. Ps 18:27). Gott (in Gestalt eines Engels) kann ihn nicht besiegen, weil Jakob sich nicht geschlagen gibt, bis Gott seine Hüfte verrenkt, in der die Kraft für den Wandel sitzt.

In Hosea 12 lesen wir, wie Jakob überwand: durch Weinen und Flehen (Hos 12:4b; 5a). Das tut ein Mensch nur dann, wenn er mit seinen Kräften am Ende ist. Und das ist die Art und Weise, wie Gott sich überwinden lässt. Genauso verhält es sich mit dem Menschen, der in Römer 7 vorgestellt wird. Dieser tut auch alles in eigener Kraft, bis er ausruft: „Ich elender Mensch!“ (Röm 7:24). Danach kommt die Überwindung: „Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!“ (Röm 7:25). Der Kampf ist vorbei, sobald jemand sieht, dass Gott die Befreiung schon lange bereit hat, weil sie durch Jesus Christus zustande gebracht ist. Wer das sieht, wird Gott dafür sofort danken.

Gott begegnet Jakob in der Dunkelheit. Als Gott zu Abraham kam, war es heller Tag (1Mo 18:1). Gott kam auch nicht, um mit Abraham zu kämpfen, sondern um Gemeinschaft mit ihm zu haben. Es ist nicht Jakobs Kampf mit Gott, sondern Gottes Kampf mit Jakob. Nachdem Gott ihn an der Hüfte geschlagen hat, geht der Kampf mit Gott in ein Festklammern an Gott über. Jakob will Gott nicht loslassen, sondern einen Segen von Ihm empfangen. Seitdem bleibt Jakob ein hinkender Jakob. So geht er Esau entgegen, und so steht er vor dem Pharao. Es ist eine ständige Erinnerung an seine absolute Abhängigkeit von dem Segen Gottes.

Indem Jakob um einen Segen bittet, erkennt er seinen Gegenstreiter als Höhergestellten an. Der Kampf dauert bis zur Morgenröte. Wenn Gottes Kampf mit uns zu Ende geht, wenn wir aufhören zu widerstehen und uns durch Weinen und Flehen geschlagen geben, bricht die Morgenröte in unserem Leben an. Dann haben wir unser „Pniel“ gefunden, wie Jakob hier. Pniel bedeutet „Angesicht Gottes“.

Nicht nur die Morgenröte ist angebrochen, sondern die Sonne geht im Leben Jakobs auf (vgl. auch mit seinem Auszug aus dem Land, damals ging die Sonne unter, 1Mo 28:10; 11). Wo das Bewusstsein der eigenen Schwachheit zunimmt, wächst auch das Bewusstsein der Größe Gottes. Das ist das herrliche Ergebnis von Pniel. Es ist zu wünschen, dass dieses die Erfahrung eines jeden Gotteskindes ist oder wird.

In Pniel bekommt Jakob einen neuen Namen, „Israel“, das bedeutet „Fürst Gottes“ oder „Kämpfer Gottes“. Danach werden beide Namen abwechselnd gebraucht. Wenn der Name Jakob verwendet wird, zeigt das im Allgemeinen den schwachen Jakob, der die Dinge selbst regelt. Wenn der Name Israel gebraucht wird, sehen wir den Patriarchen in Glaubenskraft handeln, abhängig von Gott. Das ist bei Abraham nicht so. Nachdem Abram seinen neuen Namen Abraham bekommen hat, ist danach nicht mehr von Abram die Rede.

Wenn Gott den Namen Jakob verwendet, erinnert Gott uns daran, dass der Gläubige seine Zucht nötig hat, solange er hier auf der Erde lebt, weil er das Fleisch immer noch in sich trägt. Seine Zucht kann korrigierend sein, aber auch vorbeugend. In jedem Fall ist seine Zucht ein Beweis seiner Gnade.

Die Nachkommen Jakobs sind zwar von dem Geschehen am Jabbok beeindruckt und essen deshalb nicht den Hüftmuskel, aber die eigentliche Lektion daraus haben sie nicht gelernt. Das Volk als Ganzes baut noch immer komplett auf die eigene (intellektuelle und militärische) Kraft. So können auch wir unter den Eindruck einer Wahrheit Gottes kommen und das in einer äußerlichen Haltung zeigen, ohne dass es uns wirklich innerlich angerührt hat und unser ganzes Leben beeinflusst.

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