Genesis 43:33

Zweite Begegnung mit Joseph

Bei Joseph angekommen, beugen sie sich zum zweiten Mal vor ihm nieder. Joseph fragt nicht nach ihrem Geld, sondern handelt nach seinem eigenen Herzen. Er versorgt sie. Die Brüder meinen, ein Geschenk mitbringen zu müssen, da sie mit dem Unterkönig essen werden. Aber Joseph scheint dieses Geschenk überhaupt nicht zu beachten. So brauchen auch wir nicht mit einem Geschenk zu Gott zu kommen, wenn wir meinen, Ihn dadurch günstig stimmen zu müssen.

Joseph hat gesagt: „Die Männer sollen mit mir zu Mittag essen“ (1Mo 43:16). Das einfach zu akzeptieren, geht zu weit für jemand, der nicht von seiner Güte überzeugt ist. Dasselbe gilt heute noch für jeden, der sich aus falscher Bescheidenheit weigert, auf das Angebot des Herrn Jesus einzugehen: „Kommt, denn schon ist alles bereit“ (Lk 14:16; 17)!

Joseph ist nicht an ihren Geschenken, sondern an ihnen selbst interessiert. Er fragt, ob es ihnen gut geht und wie es ihrem alten Vater geht. Mit der Frage nach dem Wohlergehen hatte sein Vater ihn vor mehr als zwanzig Jahren zu seinen Brüdern geschickt (1Mo 37:14). Sie beantworten die Frage Josephs nach ihrem Vater, indem sie sagen, dass es ihm gut geht. Aber ist das auch wahr? In ihrer Antwort sagen sie nichts von dem Kummer ihres Vaters.

Als Joseph Benjamin sieht, muss er wieder weinen. Dafür sondert er sich ab. Manchmal ist es gut, dass andere unsere Tränen sehen (Apg 20:19; 2Tim 1:4), aber manchmal ist es auch gut, dass andere unsere Tränen nicht sehen (vgl. Jer 13:17; Lk 22:62). Wie gern hätte er sich ihnen zu erkennen gegeben! Aber das Werk an seinen Brüdern ist noch nicht zu Ende. Auf die gleiche Weise handelt der Herr Jesus mit der Frau am Brunnen von Sichar in Johannes 4. Er gibt sich ihr auch nicht sofort zu erkennen, sondern erst, nachdem ihr Gewissen in das Licht gekommen ist (Joh 4:25; 26).

Joseph bezwingt sich. Obwohl er sich ihnen noch nicht zu erkennen gegeben hat, zeigt er doch durch die Tischordnung, dass er sie und ihre Geschichte kennt. Dies wiederum beeindruckt die Brüder, die durch diese Vorgehensweise merken, dass ihr hochgestellter Gastgeber übernatürliche Kenntnis über ihre familiären Beziehungen besitzt. Sie können aber nur einander fassungslos anschauen. Indem er Benjamin fünfmal so viel gibt wie seinen Brüdern, testet Joseph ihre Gesinnung gegenüber Benjamin. Werden sie eifersüchtig sein oder es ihm gönnen?

Am Ende des Kapitels lesen wir zum ersten Mal von Fröhlichsein nach aller Traurigkeit. Die Freude der Brüder betrifft noch nicht Joseph selbst, sondern nur das, was sie von ihm empfangen.

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