Hebrews 10:26-29

Ins Heiligtum eintreten

Heb 10:22. Der Weg ins Heiligtum ist offen. Die Freimütigkeit, dort hineinzugehen, ist gegeben. Nun ermutigt der Schreiber dich, auch tatsächlich hinzuzutreten. Du hast aufgrund deiner christlichen Stellung Zugang ins Heiligtum. Mach daher von diesem Vorrecht auch wirklich Gebrauch. Damit du dich daran wirklich erfreuen kannst, weist der Schreiber dich noch auf ein paar Bedingungen hin, die mit dem Zutritt zu Gott im Heiligtum verbunden sind. Das tut er nicht, um dir doch noch die Freimütigkeit zu nehmen. Es geht eben nicht nur darum, dass du kommst, sondern auch wie du kommst.

Du wirst wohl zustimmen, dass man Gott im Allerheiligsten nicht in gleichgültiger Haltung nahen kann, ohne zu berücksichtigen, wer es ist, dem man naht. Zuerst einmal muss eine aufrichtige Gesinnung vorhanden sind, sowohl im Blick auf Gott als auch im Blick auf die Menschen. Um Gott auf eine Ihm wohlgefällige Weise zu nahen, musst du deine christliche Stellung kennen, sie im Herzen schätzen und dich daran erfreuen. Anders ausgedrückt: Du sollst dich über das freuen, was du in Christus geworden bist, und Ihm und Gott dafür dankbar sein. Du sollst „in voller Gewissheit des Glaubens“ kommen. Wenn du noch den geringsten Zweifel hast, ob dein Verhältnis zu Gott wohl in Ordnung ist, ist das für das Hinzutreten fatal.

Um Gott wirklich zu nahen, ist volle Gewissheit, völliges Vertrauen und Glaube notwendig. Volle Gewissheit des Glaubens ruht vollkommen in der Liebe Gottes. Bei dem Ausdruck „die Herzen besprengt und so gereinigt vom bösen Gewissen“ spielt der Schreiber auf die Einweihung der Priester an (2Mo 29:20; 3Mo 8:23.). Bei der Priesterweihe wurde vom Blut des Einweihungsopfers etwas auf das rechte Ohrläppchen, den rechten Daumen und die rechte große Zehe gestrichen. Dieses Bild zeigt, dass das Gehör (Ohr), das Handeln (Hand) und der Wandel (Fuß) gereinigt sein müssen, damit man vor Gott den Priesterdienst ausüben kann. Der Schreiber fasst hier Ohr, Hand und Fuß gleichsam im Herzen zusammen, weil das Herz das Zentrum des Menschen ist. Was du tust und wohin du gehst, kommt aus deinem Herzen hervor (Spr 4:23). Darum darf dein Herz nicht von einem bösen Gewissen geplagt sein, denn das zieht dich von Gott ab.

Durch das Besprengen mit dem Blut (Heb 12:24; 1Pet 1:2) ist dein Herz gereinigt und dein Gewissen vollkommen. Aber du musst immer wieder prüfen, ob das auch in der Praxis so ist. Und nicht nur das Herz ist gereinigt, sondern auch der Leib. Nicht nur dein Inneres muss mit Gott in Übereinstimmung sein, sondern auch deine äußere Beziehung zu Gott. Deshalb ist es nötig, dafür zu sorgen, dass das ständig so bleibt. Weil du ja durch die Welt gehst und dich dort aufhältst, wirst du immer wieder verunreinigt. Darum musst du täglich „mit Wasser durch das Wort“ gereinigt werden (Eph 5:26). Indem du in der Bibel liest, wirst du wieder rein.

Heb 10:23. Die eben besprochenen Bedingungen haben mit deinem Nahen zu Gott zu tun. Aber du hast es auch mit der Welt zu tun, in der du lebst. Der Welt gegenüber ist es wichtig, dass du „das Bekenntnis der Hoffnung unbeweglich“ festhältst. Die Kraft dazu bekommst du im Heiligtum. Dort siehst du, dass Gott alle seine Verheißungen erfüllen wird, während du augenblicklich in der Welt noch gar nichts davon siehst. Aber im Heiligtum siehst du Christus, in dem alles, was Gott verheißen hat, „Ja und Amen“ ist (2Kor 1:20). Darum bewirkt das Eintreten ins Heiligtum eine große Ermutigung für dein Zeugnis in der Welt.

Um zu verhindern, dass du wankend wirst, gibt es kein besseres Mittel, als dich an die Treue Gottes zu erinnern: „Treu ist er, der die Verheißung gegeben hat.“ Deine Hoffnung gründet sich nicht auf dich selbst, sondern auf die Treue Gottes. Das gibt noch einmal Festigkeit!

Heb 10:24. Es gibt noch einen weiteren Gesichtspunkt: Es geht nicht nur um dein eigenes Vertrauen auf Gott, du bist auch aufgerufen, auf andere zu achten, und andere werden aufgerufen, auf dich zu achten. Einander zu ermutigen, ist sehr wichtig. Um deine Geschwister schätzen und ermutigen zu können, musst du sie im Heiligtum sehen, in dem wahren Licht Christi. Das wird deinen Umgang mit ihnen bestimmen.

Ab und zu ein freundliches Wort ist wohl gut, aber nicht ausreichend. Da steht „zur Anreizung“. Darin klingen Einsatz und Anstrengung mit. Echte christliche Gemeinschaft im Heiligtum hat zur Folge, dass wir einander anreizen, Liebe füreinander zu empfinden und gute Werke zu tun, durch die der andere die Liebe auch tatsächlich erfährt (1Joh 3:18). Wir müssen uns gegenseitig zur Liebe ermutigen, denn Liebe ist die rechte christliche Gesinnung, und gute Werke sind ihre Früchte.

Heb 10:25. Neben den persönlichen Kontakten – wobei du auf den anderen achtgibst und der andere auf dich – gibt es auch die Zusammenkünfte der Gemeinde. Dort ist Christus in der Mitte, um den Lobgesang anzustimmen. Der Schreiber ruft dazu auf, im Besuchen der Zusammenkünfte nicht säumig zu sein. Dort wird öffentlich und gemeinsam der Glaube bekannt. Wenn du das Zusammenkommen versäumst, kannst du zwar so tun, als würdest du das Bekenntnis persönlich festhalten, aber du vermeidest es, dich mit dem Volk Gottes öffentlich einszumachen in den Schwierigkeiten, die mit dem Bekennen des Glaubens vor der Welt verbunden sind.

Der Schreiber nennt noch einen zusätzlichen Beweggrund dafür, die Zusammenkünfte der Gemeinde nicht zu versäumen: Der Tag – das ist der Tag des Gerichts – kommt näher. Wird das Zusammenkommen versäumt, so ist das ein deutliches Zeichen, dass die Zuneigung zueinander abnimmt. Oft läuft das Versäumen darauf hinaus, dass man in die Welt oder zu einem weltlichen Gottesdienst zurückkehrt. Der Gedanke an den Tag des Gerichts muss auf dein Gewissen einwirken. Dieser Gedanke muss verhindern, dass Christen zur Welt zurückkehren, und bewirken, dass sie vor menschlichen Einflüssen oder der Menschenfurcht bewahrt werden.

Das Zusammenkommen als Gemeinde ist ganz besonders der Platz, wo wir erleben, wie wir einander unterstützen. Der Nachdruck liegt hier nicht auf dem, was wir in der Zusammenkunft empfangen, sondern auf dem, was wir dazu beitragen können. Die Leser werden an die Zusammenkünfte in der Anfangszeit der Gemeinde erinnert, worin sie früher verharrt hatten (Apg 2:42), nun aber in der Gefahr waren, nachlässig zu werden. Bei einigen war es zur Gewohnheit geworden, die Zusammenkünfte nicht mehr zu besuchen, ohne einen triftigen Grund dafür zu haben.

Heb 10:26. Wenn das bewusst geschieht, aus Angst vor Schmach und Spott, bedeutet das, mit Willen zu sündigen. Das „Denn“ zu Beginn von Heb 10:26 zeigt die Verbindung zu den beiden vorausgehenden Kapiteln 9–10 und zu dem vorhergehenden Vers. Das unterstreicht die Bedeutung des Zusammenkommens. Wenn ein Christ die Zusammenkünfte versäumt, ist das nicht nur ein unwürdiges Verhalten, es ist auch gefährlich. Es bedeutet, eins der bedeutendsten Mittel der Auferbauung und des Trostes abzulehnen, wenn nicht gar zu verachten. Zugleich ist es Gleichgültigkeit gegenüber der Gemeinschaft der Heiligen.

Rückgang und schließlich Abfall beginnen oft mit dem Aufgeben des christlichen Zusammenkommens. Wer die Zusammenkunft der Gemeinde versäumt, ist nicht wirklich vom Herrn Jesus beeindruckt, der dort in der Mitte ist (Mt 18:20). Wenn du dazu bedenkst, dass Er auch gern in der Mitte seiner Erlösten ist, wirst du nicht ohne triftigen Grund eine Zusammenkunft versäumen. Wo Er zugegen ist, da schenkt Er immer neu seinen Segen und Wachstum.

Wenn jemand bekannt hatte, den Wert des einen Opfers zu kennen, und dieses Bekenntnis anschließend preisgab, gab es kein anderes Schlachtopfer mehr, zu dem er seine Zuflucht hätte nehmen können. „Mit Willen“ bedeutet freiwillig, eigenwillig und bewusst. Das steht im Gegensatz zur Unwissenheit. Es geht um bekennende Christen, die bewusst und willentlich in offener Rebellion gegen Gott sündigen. Es geht um Menschen, die „die Erkenntnis der Wahrheit“ empfangen haben, die also nicht nur einen flüchtigen Eindruck vom Christentum gewonnen hatten.

Solche Menschen hatten die Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen Bund gut begriffen. Sie hatten den neuen Bund angenommen, waren aber doch wieder zu dem alten Bund zurückgekehrt, zu den Opfern, die keine Sünden wegnehmen konnten, wie wir zu Beginn dieses Kapitels gesehen haben. Solche Menschen offenbaren immer einen heftigeren Widerstand als Menschen, die unwissend sind. Sie fallen von dem einzigen wirksamen Werk Christi ab, geben mutwillig wieder der Sünde nach und sündigen aufs Neue gewohnheitsmäßig.

Heb 10:27. Das Einzige, womit sie noch zu rechnen haben, ist ein „furchtvolles“ oder furchteinflößendes Gericht, das sich in einem heftigen Feuer offenbaren wird. Statt das Bekenntnis der Wahrheit unter Druck festzuhalten, sind sie zu Widersachern geworden. Wer die Erkenntnis der Wahrheit empfangen hat, sie aber aufgibt, nimmt den Charakter eines Widersachers an. So jemand ist kein Irrender. Ein Irrender ist jemand, der wiederhergestellt werden kann. Für einen erklärten Widersacher gibt es keine Hoffnung auf Wiederherstellung.

Lies noch einmal Hebräer 10,22–27.

Frage oder Aufgabe: In diesem Abschnitt steht eine Anzahl von Ermahnungen und Anreizen. Welche sind das? Sind solche dabei, die du besonders zu Herzen nehmen solltest?

Der Kommende wird kommen und nicht ausbleiben

Heb 10:28. Wir haben nun einen Abschnitt vor uns, in dem aufs Neue vor dem Abfallen gewarnt wird. Die Folgen davon werden in abschreckender Weise vorgestellt. Es geht dabei nicht um eine Kleinigkeit! Es geht darum, dass jemand das einzige Opfer, das Gott in seinem Sohn gegeben hat, verwirft, und zwar nachdem er dieses Opfer zunächst angenommen hatte. Das ist nichts anderes als bewusste Auflehnung gegen Gott. Solche Auflehnung gegen Ihn – während man seinen Willen kennt – nahm und nimmt Gott sehr übel. Schau dir einmal das Gesetz Moses an. Jemand, der das verwarf, das heißt, es mit Füßen trat und verachtete (also nicht aus Versehen übertrat), starb ohne Barmherzigkeit. Allerdings mussten zwei oder drei Zeugen dieses Aufstands da sein (4Mo 15:30-36).

Heb 10:29. Wenn Gott Rebellion unter dem alten Bund schon so bestrafte, um wie viel schwerer muss dann die Strafe für jemanden sein, der gegen den neuen Bund rebelliert. Die schwerere Strafe ist das ewige Gericht, während es im Alten Testament um ein zeitliches Gericht ging. Aber diese schwerere Strafe passt auch zu dem Ernst der Sünde. Es geht um nichts weniger als darum, den Sohn Gottes mit Füßen zu treten, den ewigen Sohn, und sein Werk zu verachten.

Man kann sagen, dass es bei der Übertretung des Gesetzes lediglich um Ungehorsam ging. Das war schon schlimm, aber noch schlimmer ist es, die Gnade Gottes und das, was Er in seinem Sohn getan hat, zu verachten. Es bedeutet, den ganzen Heilsplan Gottes mit einer Verachtung zu verwerfen, die keine Hoffnung auf eine Umkehr mehr zulässt. Wenn man etwas mit Füßen tritt, verachtet man es. So behandelt der Namenschrist den Sohn Gottes, wenn er Ihn – nachdem er Ihn zuerst als den Sohn Gottes anerkannt hat – später wieder gegen einen tastbaren Gottesdienst eintauscht. Es ist die größte Ablehnung, die Ihm widerfahren kann. Eine solche Behandlung lässt den Herrn Jesus als Lügner erschienen, und sein Werk wird als nutzlos abgestempelt.

Letzteres zeigt sich in der Ablehnung des Blutes des Bundes. Durch dieses Blut war der Bekenner geheiligt, das heißt äußerlich abgesondert. Es ist dieselbe Heiligung, die auch für den ungläubigen Mann gilt, dessen Frau zum Glauben gekommen ist (1Kor 7:14). Er bekannte, hinter dem Blut zu stehen wie alle Glieder der Gemeinschaft, der er sich angeschlossen hatte, aber er glaubte nicht an die Kraft des Blutes. In einem bestimmten Augenblick achtete er es für gemein (o. unrein). Es ist nicht verwunderlich, dass so jemand auch den Geist der Gnade schmäht. Der Heilige Geist hatte ihm bei seinem Eintritt ins Christentum Gnade erwiesen, indem Er ihn an seinem Werk in der Gemeinde teilnehmen ließ. Aber nun hat er die Gnade mit einer geringschätzigen Handbewegung beiseitegeschoben.

Heb 10:30. Indem der Schreiber „wir“ sagt, zählt er sich zu denen, an die er schreibt. Er sieht das ganze Volk, sich selbst eingeschlossen, als Bekenner. Sie alle hatten dasselbe Bekenntnis. Aber die Gefahr bestand, dass einige darunter waren, für die das Bekenntnis nur eine Sache der Lippen und nicht des Herzens war. Im Blick auf sie spricht er ernste Worte. Er will ihr Gewissen ansprechen, so dass sie im Nachhinein die Wahrheit in ihr Herz aufnehmen und sich nicht zu einem Gottesdienst, den Gott verworfen hat, hinwenden, um dann in ihrer Sünde zu sterben.

Sie alle kannten Gott als den, der richtet. Niemand war darüber in Unkenntnis. Gottes Zorn schließt in sich, dass er jedem gerecht das zumisst, was ihm zukommt. Er wird auf gerechte Weise vergelten und richten.

Heb 10:31. Wer von dem lebendigen Gott abfällt (Heb 3:12), wird einmal in die Hände des lebendigen Gottes fallen. Wie ganz anders sieht der Gläubige die Hände Gottes. Er vertraut sich ihnen gern an (2Sam 24:14), weil er darauf vertraut, dass Gott vollkommen gerecht und voller Liebe ist.

Heb 10:32. Nach seinen strengen Ermahnungen ermutigt nun der Schreiber den Leser ab Heb 10:32 wieder. Er hat seine Befürchtung geäußert, der Einzelne könnte abfallen, aber für die große Gemeinschaft befürchtet er das nicht. Bei ihnen hat er Früchte des neuen Lebens gesehen. Daran erinnert er sie nun, indem er sie in Gedanken in frühere Tage mit zurücknimmt. Er spricht darüber, dass sie damals „erleuchtet“ waren. Damit meint er, dass sie entdeckt hatten, was das Christentum mehr enthielt als das Judentum. Da hatten sie das Neue angenommen. Den Kampf der Leiden, den das mit sich gebracht hatte, hatten sie geduldig ertragen. Leiden gehört einfach dazu, wenn man den Herrn Jesus annimmt. Der Gedanke, dass die Kirche durch einen weltweiten Vormarsch des Evangeliums alles für Christus in Besitz nehmen wird, hat gar keine Grundlage. Es ist gut, das immer zu bedenken.

Heb 10:33. Der Schreiber spricht über zwei Arten von Leiden. Es gibt Leiden, die sie persönlich erfuhren, und Leiden, die sie erlebten, indem sie mit anderen mitlitten. Die Leiden, die sie selbst erfuhren, bestanden in Schmähungen und Drangsalen, die ihre ungläubigen Volksgenossen ihnen zufügten, die dann dastanden und sie angafften, als wären sie ein Schauspiel (vgl. 1Kor 4:9). Dieses Leiden war offensichtlich. Die andere Art, zu leiden, ist das Mitleiden mit anderen. Das erlebt man nicht am eigenen Leib, aber man fühlt es im Geist mit denen mit, die es wohl am eigenen Leib erfahren (Heb 13:13; Mt 25:36; 39). Sie hatten solche, die wegen ihres Glaubens gefangen genommen worden waren, ermutigt, vielleicht auch besucht.

Heb 10:34. Man hatte ihnen ihre Güter geraubt. Hasserfüllte Juden hatten sie geplündert oder beschlagnahmt. Aber sie hatten ihren Gütern nicht nachgetrauert. Im Gegenteil, sie hatten den Verlust mit Freuden aufgenommen. Wussten sie noch, wie das möglich war? Weil die Überzeugung bei ihnen lebendig war, dass sie etwas besaßen, was sie niemals verlieren konnten, nämlich „einen besseren und bleibenden Besitz“. Das ist ein Schatz in den Himmeln, an den Diebe nicht herankommen können (Mt 6:20; 1Pet 1:4). Wenn der Blick darauf gerichtet wird, gibt das Kraft, Mut und Ausharren, um den Weg des Glaubens bis zum Ende fortzusetzen. Das Leid, das sie erfuhren, kam einfach dadurch, weil sie den richtigen Weg gewählt hatten.

Heb 10:35. Deshalb („nun“) sollten sie die Freimütigkeit, mit der sie diesen Weg gingen, nicht wegwerfen. Denn am Ende wartete die Belohnung: das ewige Erbe in der verheißenen Stadt.

Heb 10:36. Es war – und das ist es auch für dich – eine Frage des Ausharrens. Fehlt das Ausharren, hat das den Abfall vom Glauben zur Folge. Ausharren bedeutet wörtlich „darunterbleiben“, das heißt unter den Umständen bleiben, in denen man ist, und nicht daraus weglaufen. Wenn du ausharrst, bekommst du Teil an der Verheißung: an dem Erbe. Dazu muss man den Willen Gottes tun. Jedes Mal, wenn in einem Brief über den „Willen Gottes“ gesprochen wird, steht das mit dem Inhalt des Briefes im Zusammenhang. Der Wille Gottes hat es hier mit dem Glauben an das Zeugnis zu tun, dass Jesus als der Messias kreuzigt wurde, gestorben und auferstanden ist und dass als Folge davon die Sünden weggetan sind.

Auch ist es sein Wille, dass du auf einen Hohenpriester im Himmel schaust, der zur Rechten Gottes ist, während du auf der Erde vielleicht Drangsal und Verfolgung durchleben musst. Es ist Gottes Wille, dass du darin ausharrst, bis du im Himmel bist.

Heb 10:37. Und das wird nur noch kurze Zeit dauern, denn Christus kommt bald und wird alle Verheißungen erfüllen. Sein Opfer hat dich dazu fähig gemacht, an der Erfüllung der Verheißungen teilzuhaben. Du bist nicht sofort nach deiner Bekehrung in den Himmel aufgenommen worden, sondern du musst noch warten, damit der Glaube, den du bekennst, auf seine Echtheit geprüft wird. Der Herr kommt und wird nicht ausbleiben. Wenn das „Ausbleiben“ in deinem Leben in den Mittelpunkt rückt, wirst du dem Herrn untreu werden (Mt 24:48-50), und du erweist dich als ein böser Knecht.

Heb 10:38. Um das zu verhindern, ist es nötig, aus Glauben zu leben. Der Schreiber zitiert hier zum dritten Mal im Neuen Testament einen Vers aus Habakuk (Hab 2:3; 4). In jedem der drei Zitate liegt die Betonung anders. Im ersten Zitat liegt die Betonung auf „der Gerechte“ (Röm 1:17), im zweiten auf „Glauben“, im Gegensatz zum Gesetz, (Gal 3:11), und hier liegt die Betonung auf „leben“, im Gegensatz zu „umkommen in der Wüste“, „abfallen“. Solange der Erlöser noch nicht kommt, muss der Gerechte aus der Kraft seines Glaubens leben. Wer als Gerechter lebt, hat nichts zu fürchten und wird ausharren. Gott spricht hier von „mein Gerechter“. Dort klingt die Zuneigung durch, die Gott zu jedem hat, der in einer Welt, die gegen Ihn ist, aus dem Glauben an Ihn lebt.

Heb 10:39. Ein Namensbekenner wird abfallen und von Gott verworfen werden. Er zieht sich vom Weg des Glaubens zurück und verlässt diesen Weg. Das kann zum Beispiel geschehen, wenn durch Menschenfurcht das notwendige Ausharren verschwindet. Es kann auch geschehen, wenn man das Wort Gottes nicht beachtet und nicht mehr nur auf den großen Hohenpriester schaut. An solchen Menschen hat Gott kein Wohlgefallen. Sie kehren zu den toten Werken zurück, von denen sie sich abgewandt hatten, als sie die Kraft des Blutes Christi bekannten. Im folgenden Kapitel wird Gott Menschen vorstellen, an denen Er Wohlgefallen hat.

Der Schreiber unterstellt nicht, dass seine Leser solche Untreuen sind, ebenso wenig wie er selbst, denn durch das „wir“ schließt er sich selbst wieder ein. Du gehörst doch sicher auch nicht zu denen, die sich zurückziehen, die aus Angst das Christentum aufgeben und so einem schrecklichen Gericht entgegengehen!? Ich nehme an, dass du zu denen gehörst, „die glauben zur Errettung der Seele“, das heißt, dass du im Glauben lebst und dadurch deine Seele bis zum Ende der Reise bewahrst.

Lies noch einmal Hebräer 10,28–39.

Frage oder Aufgabe: Hast du manchmal noch Angst, vom Glauben abzufallen, oder weißt du das von anderen? Was ist deine Antwort auf diese Angst?

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