Hosea 2:2

Deutsches Vers (4)

Aufruf, zu rechten

Der Aufruf, mit eurer „Mutter“, das ist Israel, zu rechten oder mit ihr einen Rechtsstreit einzugehen, richtet sich an die Gottesfürchtigen in eben diesem Israel. Es ist ein treuer Überrest, der sich im Angesicht der Sünde die Seite Gottes wählt. Dieses „Rechten“, zu dem aufgerufen wird, ist ein angemessenes und demütiges Zeugnis gegen das Böse in dem Bewusstsein, dass sie Teil desselben Volkes ist, das angeprangert wird. Die Tatsache, dass dieser Aufruf zweimal hintereinander ertönt, weist auf die Notwendigkeit des Rechtens hin. Die Zeit ist mehr als reif. Eine längere Verzögerung würde den Anschein erwecken, dass Gott den Sünden seines Volkes gegenüber gleichgültig ist.

Wenn Gott gegen das Böse Zeugnis ablegt, müssen die treuen Gläubigen es ebenfalls tun. Hosea ist solch ein treuer Gläubiger, wie auch diejenigen, die im vorigen Vers „Brüder“ und „Schwestern“ genannt wurden (Hos 2:3). Wie Hosea sind auch sie empört über die Sünde der Untreue, derer sich das Volk schuldig gemacht hat. Sie spüren das Böse und sprechen darüber und handeln damit nach Gottes Willen und so, wie sein Geist es ihnen deutlich macht.

Der Aufruf geht an den einzelnen, treuen Gläubigen, zu bezeugen, dass das Volk als Ganzes auf einem Weg der Sünde ist. Aber es gibt zusätzlichen Mut, dieses Zeugnis furchtlos abzulegen, wenn wir wissen, dass auch wir bei unserem Zeugnis gegen das Böse nicht allein sind, sondern dass andere diese Gefühle mit uns teilen. Indem wir uns klar vom Bösen distanzieren und nicht daran teilhaben oder uns sogar davon absondern, gewinnt dieses Zeugnis seine wahre Stärke.

Niemand kann ein wahrer Zeuge gegen das vorherrschende Böse sein, wenn er damit verbunden bleibt. Dieser Aufruf kann heute auf eine örtliche Gemeinde angewandt werden, die weltliche Einflüsse zulässt und von der Heiligen Schrift abweicht. Wir müssen unsere Stimme erheben und dagegen vorgehen. Die Abweichung von Gottes Gedanken muss aufgezeigt werden.

Wenn nach wiederholten Versuchen kein Gehör gefunden wird, muss eine Trennung erfolgen. Dies kann erst dann geschehen, wenn alle Bemühungen, zur Umkehr zu kommen, gescheitert sind, wenn klar geworden ist, dass man Ungerechtigkeit nicht verurteilt, sondern sie existieren lässt oder bewusst mit ihr verbunden bleibt. Der Aufruf lautet dann: „Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!“ (2Tim 2:19b; vgl. Off 18:4; 5).

Gott kann Israel nicht länger als seine Frau anerkennen. Wegen ihrer ehelichen Untreue hat sie das eheliche Band zerschnitten. Durch ihre Hurerei hat sie den Bund mit Ihm gebrochen. Sie scheint kein Schamgefühl zu besitzen. Sie schämt sich nicht mehr, weiß nicht mehr, was Scham ist. Stattdessen liest man auf ihrem Gesicht den Wunsch nach Unzucht. Jeremia spricht davon, dass sie „die Stirn eines Hurenweibes“ hat (Jer 3:3). Aber es steht nicht nur auf ihrem Gesicht geschrieben, die Praxis beweist auch ihre völlige Untreue gegenüber Gott. So wie Huren unverhohlen ihre Brüste entblößen, so bietet sich Israel ohne Scham ihren Liebhabern an, um ihre Liebhaber zu verführen.

Gottes Beschreibung der Untreue seines Volkes ist alles andere als schmeichelhaft. Ohne Zurückhaltung vergleicht Er die Haltung und das Verhalten seines Volkes mit dem einer frechen Hure. Er tut dies, damit die Israeliten die Abscheulichkeit ihres Verhaltens erkennen und zur Umkehr kommen. Man stelle sich vor mit einer Hure verglichen zu werden!

Wir mögen über das Verhalten Israels in Entrüstung sprechen, aber dann verstehen wir nicht, dass zu uns dasselbe gesagt wird (2Kor 11:3; Jak 4:4). Wenn wir das erkennen, wie reagieren wir dann? Es ist möglich, wütend oder mit Gleichgültigkeit zu reagieren, aber es kann auch Erkenntnis geben. In der Hoffnung auf letztere Reaktion folgt der Ansporn, sowohl an Israel als auch an uns, die Unzucht in Haltung und Verhalten zu beseitigen.

Der letzte Teil des Verses weist darauf hin, dass dieser Ehebruch an einem verborgenen Ort, im Verborgenen, stattfindet. Wenn verborgene Sünden bekannt und weggetan werden, kann Christus diesen Platz einnehmen. Die Braut im Hohelied sagt von Ihm: „Mein Geliebter ist mir ein Bündel Myrrhe, das zwischen meinen Brüsten ruht“ (Hld 1:13). Jeder, der den Herrn Jesus „mein Geliebter“ nennt, wird nicht zulassen, dass irgendetwas oder irgendjemand Ihn von diesem Ort verdrängt.

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