Hosea 5:10

Grenzen verrücken

Juda will das Unglück, das über das Nordreich hereingebrochen ist, ausnutzen, um sein Gebiet zu vergrößern. Wer aber auf solch bösartige Weise versucht, Territorium zu gewinnen, zieht Gottes Gericht auf sich. Mehrmals wird ausdrücklich vor dieser Form des Landraubs gewarnt. Wer dies tut, wird sogar verflucht (5Mo 19:14; 5Mo 27:17; Hiob 24:2; Spr 22:28).

Gott gab jedem Stamm sein eigenes Erbteil. Niemand sonst durfte sich ein Stück davon aneignen. Wer das, was er von Gott erhalten hat, wirklich zu schätzen weiß, wird sich hüten, anderen etwas davon wegnehmen. Mit Naboth haben wir ein Beispiel für jemanden, der sich des Wertes seines Erbes bewusst ist. Als König Ahab es ihm abkaufen oder gegen ein anderes Stück Land eintauschen will, weigert sich Naboth (1Kön 21:1-3). Für seine Weigerung muss er mit dem Tod bezahlen (1Kön 21:4-13). Ahab hat keinen Respekt vor den Grenzen, die Gott gezogen hat.

Dieser Mangel an Respekt für die von Gott gesetzten Grenzen ist auch charakteristisch für das 21. Jahrhundert, in dem wir leben. Nicht, dass aufrichtige Christen absichtlich versuchen würden, diese Grenzen zu beseitigen. Der aufmerksame Christ wird jedoch feststellen, dass die ursprünglichen Grenzen zunehmend verschwinden und neue entstehen. Das von den Grenzen umschlossene Gebiet wird ausgedehnt. Denken wir zum Beispiel an die Ehe und das unverheiratete Zusammenleben.

Für den aufmerksamen, gläubigen Bibelleser ist dies kein Problem. Nur die Ehe ist die von Gott gewollte Form, in der Mann und Frau ihre Sexualität genießen können. Heute bringen immer mehr Christen Argumente vor, um unverheiratetes Zusammenleben als Ehe zu betrachten. So wird die Grenze der Ehe ausgedehnt und auch das Zusammenleben innerhalb dieser Grenze aufgenommen. Und was ist mit dem Zusammenleben von zwei Männern oder zwei Frauen? Die Grenzen werden immer weiter ausgedehnt und verschoben.

Sieh auch mal auf den Unterschied zwischen Männern und Frauen, wenn es zum Beispiel um die Zusammenkünfte der Gemeinde geht. In der Vergangenheit war das Schweigen der Frauen in der Gemeinde kein Thema (1Kor 14:34). Jetzt ist es nicht mehr so klar. Es werden große Diskussionen darüber geführt, wie genau dies zu sehen ist. Oder eigentlich geht es vielmehr darum, wie man es auf jeden Fall nicht sehen soll. Statt einer eindeutigen Erklärung dieses Verses werden unzählige Erklärungen gesucht und gefunden, die verdeutlichen sollen, wie unklar dieser Vers wirklich ist. Die Schlussfolgerung ist also, dass man nicht sagen kann, was es bedeutet. Und wenn man sagen will, was es bedeutet, muss man sagen: „Ich denke, dass es dies bedeutet.“

Die Relativierung des Wortes Gottes hat Einzug gehalten und viele erliegen dem Einfluss. Es gibt ein wiederkehrendes Muster bei der Überschreitung der Grenzen. Zunächst werden Fragen zur Diskussion gestellt. Das Thema kommt immer wieder auf die Tagesordnung zurück. Dieser Prozess führt zu einem Sinneswandel. Wenn die Geister reif sind, werden diese Dinge in die Praxis umgesetzt.

Es sind nicht die Unwissenden oder die untersten Schichten der Bevölkerung, die für die Veränderung der Grenzen verantwortlich sind. Es sind die Fürsten von Juda, die Führer eines Stammes, der von Gott außerordentlich begünstigt worden ist. In Juda liegt Jerusalem mit seinem Tempel und seinem Gottesdienst. Aber je größer das Privileg ist, desto größer ist auch die Abweichung, wenn das Herz nicht in der Gemeinschaft mit Gott bleibt. Die Obersten haben das Volk auf einen Weg der Untreue geführt, einen Weg, auf dem sie Gottes Worte mit Füßen treten. Jeder ist auf seine eigenen Interessen bedacht.

Sicherlich wird diese Haltung in fromme Umschreibungen verpackt, sodass es auf den ersten Blick wirklich um die Ehre Gottes zu gehen scheint. Aber die Realität wird früher oder später offenbar werden, und ihr Ende ist der Tod. Über diese Dinge wird das Gericht Gottes unwiderruflich kommen wie die Wasser der Sintflut. Diejenigen, die Gottes Grenzen überschreiten, werden von Ihm zur Rechenschaft gezogen werden.

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