Hosea 6:4

Der HERR berät sich mit sich selbst

Mit diesem Vers beginnt ein neuer Teil, eine neue prophetische Rede. Wahrscheinlich können wir diesen Teil in die Zeit von König Pekach einordnen, der durch die Ermordung von König Pekachja die Regierung über die zehn Stämme übernimmt (2Kön 15:25; vgl. Hos 6:8; Hos 7:7). Nach einem „Zwischensatz“ – der von Hosea 5,15 bis Hosea 6,3 geht und von der Umkehr und Wiederherstellung Israels handelt – nimmt Hosea hier wieder seine normale Aufgabe der Warnung auf. Der HERR spricht: Er fragt in heiligem Zorn, was Er mit Ephraim und Juda tun wird, so wie jemand in äußerster Entrüstung fragt, wie er ein entdecktes Übel gerecht bestrafen wird.

Dieser Vers zeigt, wie Gott gleichsam mit sich selbst ringt, um das Herz des Volkes zu erreichen. Die Botschaft bewegt sich hin und her zwischen der Zuneigung des göttlichen Herzens und der Verderbtheit des Menschen. Es scheint, als ob Gott nicht mehr weiß, was Er tun soll. Er weiß es natürlich, aber Er redet hier in der Weise der Menschen (vgl. Jes 5:4).

Ephraim und Juda fallen nun unter ein gemeinsames Gericht. Ihre Liebe ist nur flüchtig und oberflächlich, wie der Tau, der früh am Morgen über den Feldern liegt. Ein schöner Anblick, dieses Glitzern. Aber wie schnell ist der Tau wieder verschwunden. Welch ein Gegensatz ist der Tau, der schnell verschwindet, zum HERRN, der wie der Aufgang der Morgendämmerung ist (Hos 6:3). Die Sonne geht beständig auf und scheint den ganzen Tag. So ist die Liebe des HERRN zu seinem Volk. Sie können sich weiterhin daran erfreuen. Doch ihre Liebe ist nur von kurzer Dauer.

Als das Volk bei der Geburt als Nation unter Mose seine Liebe zu Gott bekundet (Jer 2:2), ist auch das nur vorübergehend. In ihrer Geschichte hat es immer wieder bestimmte Momente gegeben, in denen sie mit Gott leben wollten, aber das ist nur ein Aufflackern, vorübergehende Liebesbekundungen, die schnell wieder verschwunden sind. Oft ist unsere Liebe auch so wechselhaft. Doch Gott gebührt unendlich viel Lob und Dank, dass seine Liebe zu uns unveränderlich ist.

Die Liebe, die hier gemeint ist, kann die Liebe zu Gott sein, sie kann aber auch die Liebe zum Nächsten sein. In jedem Fall sind ihre Liebesbekundungen nur Schein.

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