Isaiah 15:8

Auf der Flucht

Jesaja trauert intensiv über den Untergang Moabs (Jes 15:5). Sein Herz schreit über Moab. Hier sehen wir, dass eine Prophezeiung, in der das Gericht über ein feindliches Volk vorausgesagt wird, die Gefühle des Propheten tief berührt (Jes 16:9; Jes 21:3; 4; Jes 22:4; vgl. Jer 9:1). Genau wie Gott gefiel Jesaja der Tod der Gottlosen nicht (Hes 18:23; 32).

Das Aussprechen einer Botschaft im Namen Gottes ist keine mechanische Angelegenheit. Der Diener, der die Botschaft verkündet, ist darin voll involviert. Das Besondere hier ist, dass wir es mit einem heidnischen Volk zu tun haben. Jesaja ist von Mitleid ergriffen hinsichtlich dessen, was mit diesen Menschen geschehen wird. Wenn wir eine Gerichtsbotschaft weitergeben müssen, sei es im Evangelium oder für Gottes Volk, dann sollte das nicht ohne Gefühl geschehen.

In den Jes 15:5-9 beschreibt Jesaja die Flucht der Moabiter vor dem Feind. „Zoar“ ist eine Festung im Süden. Der Zusatz „Eglat-Schelischija“, ein bekannter Ort (Jer 48:34), wird übersetzt auch mit „dreijährige junge Kuh“ wiedergegeben. Das entspricht dem Bild, dass Moab ein Ochse in der Kraft seines Lebens ist, der noch nicht unter einem Joch gewesen ist. Zu dieser noch nicht erprobten Festung nehmen die Flüchtlinge Moabs ihre Zuflucht vor dem Feind aus dem Norden.

Dann folgt Jesaja im Geist den Flüchtenden. Sie werden vom Feind in den Süden gejagt. Zuerst sind sie die Anhöhe hinaufgestiegen nach Luchit in der Mitte des Landes. Dann sind sie wieder hinabgestiegen nach Horonaim und haben über die Zerstörung des Landes gejammert.

Der Feind hat alles vernichtet, indem er die Wasser des Nimrim umgeleitet hat, mit dem Ergebnis, dass nichts mehr wächst (Jes 15:6). Auch bei ihrem Vormarsch haben sie nichts verschont, sondern alles mit ihren Füßen zertreten. Die wenigen Besitztümer, die die Moabiter mitnehmen konnten, „tragen sie über den Weidenbach“ (Jes 15:7), um in der Gegend von Edom Zuflucht zu finden.

Überall in Moab gibt es lautes und verzweifeltes Wehklagen (Jes 15:8). Das Geschrei der Moabiter durchzieht das ganze Land. Von Eglaim bis Beer-Elim, das heißt vom äußersten Norden Moabs bis zum äußersten Süden, genauso wie in Israel gesagt wird: von Dan bis Beerseba (Ri 20:1). Es gibt keinen Ort, an den es nicht vordringt.

Wieviel Blut auch geflossen sein mag, es wird noch schlimmer werden (Jes 15:9). Um dies zu verdeutlichen, ändert der Prophet den Namen der Stadt Dibon in Dimon, ein Wort, das mit dem Wort Blut verwandt ist. Im Hebräischen heißt es dann: „Die Blutstadt ist voller Blut.“ Auch die Flüchtlinge, die übrig geblieben sind, werden dem Gericht nicht entgehen, das der HERR über sie beschlossen hat und auch ausführen wird.

Copyright information for GerKingComments