Jeremiah 7:29

Klagelied über die Verwüstung Judas

Das Volk wird aufgefordert, sich kahl zu scheren (Jer 7:29). Das lange Haar der Frau – hier geht es um „die Tochter Zion“ – ist ihre Ehre, ihr Schmuck, und zeigt ihre Hingabe an den Mann, hier an den HERRN (1Kor 11:15). Wenn sie es abschneidet, ist es eine Schande für sie (1Kor 11:6b). Diese Schande muss das Volk auf sich nehmen. Das Volk soll das Haar abschneiden und damit das äußere Zeichen der Hingabe an den HERRN entfernen und wegwerfen. Äußere Frömmigkeit hat nur dann einen Wert, wenn sie die Gesinnung des Herzens widerspiegelt. Es ist deutlich geworden, dass das Volk dem HERRN in keinster Weise mehr ergeben ist, sondern sich stattdessen völlig vom HERRN entfernt hat.

In Israel kann sich ein Mensch für eine bestimmte Zeit dem HERRN als Nasir weihen. Als äußeres Zeichen muss er dann sein Haar wachsen lassen (4Mo 6:5). Der HERR will, dass sich sein ganzes Volk Ihm weiht. Aber Jerusalem muss kahl geschoren werden, weil es sich verunreinigt hat. Sie darf nicht so tun, als sei sie dem HERRN geweiht. Die Stadt ist Gott nicht geweiht und ist keine Zierde mehr für Ihn.

Jeremia bekommt den Auftrag, ein Klagelied darüber zu erheben, dass der HERR Jerusalem verworfen und verlassen hat, weil die Stadt ihn mit ihrem Verhalten erzürnt hat. Es gibt mehrere Gründe für diesen Zorn. Da ist zunächst das Übel der abscheulichen Götzen, die die Kinder Juda in den Tempel gestellt haben, „in das Haus, das nach meinem Namen genannt ist“ (Jer 7:30). Gott ist in seiner Ehre angetastet. Das Volk hat Ihn erzürnt, indem es Gräuel in sein Haus stellte und sein Haus auf die gröbste Weise verunreinigte (2Kön 21:5; 2Kön 23:4-7). Es ist auf gröbster Weise unverschämt und zutiefst beleidigend, Gott selbst auf diese Weise auf die Seite zu stellen und Ihn auf diese Weise zu brüskieren. Sie machen mit seinem Haus, was sie wollen.

Auch außerhalb des Tempels begehen sie die gröbsten Sünden (Jer 7:31). Es ist aufs Höchste abscheulich, dass sie ihre Söhne und Töchter nicht Gott weihten, sondern sie den Götzen als Opfer darbrachten. Das geschah während der Regierung von Ahas und Manasse (2Kön 16:3; 2Kön 21:6). Nichts davon hat irgendeine Verbindung zu dem HERRN und zu dem, was in seinem Herzen ist.

Das Gericht über die abscheulichen Praktiken wird Jeremia vom HERRN in ergreifender Weise mitgeteilt. Das Opfertal wird „Würgetal“ genannt werden, wo alle begraben werden, die von Gottes Gericht betroffen sind (Jer 7:32). Der Ort, an dem sie ihre Kinder opfern, wird zu einem offenen Massengrab werden, in dem ihre eigenen Leichen geworfen werden. Dort werden sie Nahrung für Raubtiere sein (Jer 7:33). Dies ist eine noch nie dagewesene Schmach für einen Juden. Es wird niemand mehr da sein, der die Tiere verjagt, wenn sie sich an den Leichen laben (5Mo 28:26).

Dann wird kein Laut der Freude mehr zu hören sein von den Städten Judas und von den Straßen von Jerusalem (Jer 7:34), die jetzt noch voll sind von Festen der Freude für „die Königin des Himmels“ (Jer 7:17; 18). Der HERR lässt auch die Stimme des Bräutigams und die Stimme der Braut verstummen. Zur Freude über eine Hochzeit gehört die glückliche Aussicht auf die Geburt von Kindern. Aber ein Volk, das seine Kinder den Götzen opfert, hat jedes Recht auf eine solche freudige Aussicht verloren.

Es gibt keine Hoffnung, dass Juda und Jerusalem wieder besiedelt werden. Jede Freude ist verschwunden; es herrscht eine tödliche, erschreckende Stille, ohne Aussicht auf Veränderung. Mit der Wiederholung der Worte „die Stimme von“ macht der Prophet die Botschaft noch eindringlicher.

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