Job 19:6

Einleitung

In diesem Kapitel hören wir die Antwort von Hiob an Bildad. Der Inhalt dieses Kapitels lässt sich in vier Strophen unterteilen:

1. Erstens: Hiobs Verzweiflung über die hartnäckigen Angriffe seiner Freunde, die auf ihm herumtrampeln (Hiob 19:2-5).

2. Dann kommt seine Verzweiflung über Gott, der ihn im Stich gelassen hat und ihn nach seinem Empfinden weiterhin ungerecht behandelt (Hiob 19:6-12).

3. Dann seine Verzweiflung darüber, dass Gott seine Nachbarn und sogar seine Frau von ihm entfremdet hat (Hiob 19:13-20).

4. Aber schließlich wendet er sich im Glauben an Jemanden, seinen Erlöser, der ihn am Ende erlösen wird (Hiob 19:21-27), sodass er einen Appell an seine Freunde richtet (Hiob 19:21) und eine Warnung ausspricht (Hiob 19:28; 29), keine falschen Anschuldigungen zu machen.

Wie lange machen die Freunde noch so weiter?

Wie bei den vorherigen Malen antwortet Hiob auf das, was zu ihm gesagt wurde, diesmal von Bildad (Hiob 19:1). Er fragt Bildad und mit ihm die beiden anderen Freunde, wie lange sie fortfahren werden, ihn zu beschuldigen (Hiob 19:2). Sie plagen damit seine Seele durchdringend. Seine Gefühle werden durch die Worte von Bildad und seinen Freunden tief verletzt und zermalmt. Sie machen ihn innerlich völlig kaputt mit dem, was sie ihm sagen.

Sie haben ihn mit ihren unbegründeten Anschuldigungen bereits „zehnmal“ [ein Ausdruck, der „zig-mal“ bedeutet (1Mo 31:7; 4Mo 14:22)] „geschmäht“ (Hiob 19:3). Immer wieder hat er sie auf ihren Irrtum hingewiesen und ihre Anschuldigungen zurückgewiesen. Sie konnten keinen einzigen ihrer Vorwürfe durch Beweise belegen. Sie gehen davon aus, dass er leidet, weil er gesündigt hat. Obwohl sie keine Beweise für ihre Anschuldigungen haben, schämen sie sich nicht, ihn so hart zu behandeln.

Ihr Vorgehen gegenüber Hiob ist geradezu schamlos. Sollte ihr Kommen ihn nicht trösten? Dazu waren sie ja zu ihm gekommen, oder?

Nehmen wir an, dass ich mich wirklich geirrt habe, sagt Hiob. Doch was habe ich euch dann damit angetan (Hiob 19:4)? Ich habe das doch nur mir selbst angetan, oder? Dann braucht ihr euch doch nicht so viele Gedanken zu machen, oder? Ihr habt kein Recht, mich so hart zu behandeln. Ihr nehmt jetzt den Platz von Gott ein. Ihr erhebt euch über mich, durch eure Vorhaltungen über die Sünden die ich getan haben soll (Hiob 19:5). Ihr blickt auf mich herunter und sprecht von oben herab zu mir. Ihr macht euch selbst auf meine Kosten groß. Als Beweis für eure Anschuldigungen führt ihr „meine Schmach“ an. Diese Schmach soll ich durch meine Sünden über mich gebracht haben.

Aber ich habe nicht mit euch zu tun, sondern mit Gott (Hiob 19:6). Gott hat mich in die Schmach und Schande niedergedrückt. Wenn ihr jemanden anklagen wollt, dann klagt nicht mich an, sondern Gott! Das sollten sie sich mal gut verinnerlichen. Hiob sieht in allem die Hand Gottes. Aber er hat keine Erklärung dafür, warum Gottes Hand so schwer auf ihm lastet, während seine Freunde behaupten, dass diese Hand ihn wegen seiner Sünden gezüchtigt hat.

Hiob glaubt, dass Gott ohne Grund gegen ihn ist. Seine Freunde meinen, dass Gott allen Grund hat, gegen ihn zu sein. Keiner von beiden hat Recht, denn Gott ist für Hiob. Gottes Zorn entzündete sich in aller Heftigkeit am Kreuz gegen den Herrn Jesus, aber nicht gegen Hiob.

Hiob fühlt sich von Gottes Fangnetz aus Not und Unheil umgeben, aus dem er sich nicht befreien kann. Dies steht im Gegensatz zu Bildads Behauptungen, Hiob sei durch eigenes Verschulden in dieses Netz geraten (Hiob 18:7; 8). Gleichzeitig gibt es aber auch den Aspekt, dass Gott Hiob mit seinem Netz zu sich zieht. Hiob ist noch nicht bereit, sich Gott auszuliefern, aber er ist ständig auf der Suche nach Ihm.

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