Joel 2:18-27

Die tröstliche Antwort

Das „wer weiß“ von Joel 2:14, nach dem, was in Joel 2:17 geschah, bekommt hier seine schöne Antwort. Ist er nicht rührend, dieser Vers? Er ist mindestens so rührend wie die Reaktion des HERRN auf die Beseitigung der Götzen im Buch der Richter: „Und seine Seele wurde ungeduldig über die Mühsal Israels [oder: konnte die Mühsal Israels nicht länger ertragen]“ (Ri 10:16). Menschen, die ihre Demut zeigen und mit der Sünde brechen und so zu Ihm gehen, erfahren immer wieder sein Mitleid. Dann wird Er wieder zu Gunsten seines Landes und seines Volkes handeln.

Es gab schon immer eine Verbindung zwischen Land und Volk (1Mo 13:14-18; 1Mo 17:6-8). Bei „Land“ liegt die Betonung auf dem nie endenden Eifer des HERRN für sein Wohlergehen. Beim „Volk“ liegt die Betonung auf seinem Erbarmen, seinen zarten Gefühlen für sie.

Zwei Verheißungen

Dieser Vers enthält zwei Verheißungen. Die erste ist, dass es wieder Korn, Most und Öl geben wird. Sie werden davon leben können, nicht nur um am Leben zu bleiben, sondern sie werden es essen können, bis sie satt sind. Wenn der HERR etwas schickt, dann ist es nie dürftig. Er gibt immer in Hülle und Fülle (Mt 14:15-21; Mt 15:32-38).

Die zweite Verheißung ist die Zusicherung, dass sie nie wieder zum Hohn unter den Nationen gemacht werden. Diese Zusicherung ist eine große Erleichterung. Hohn bedeutet eine enorme geistliche Last, durch die das Leben extrem schwierig werden kann. Das Gegenteil, gelobt zu werden, oder einfach im täglichen Leben geschätzt zu werden, kann beflügeln; es macht das Leben leichter und angenehm.

Eine dritte Verheißung

Der HERR gibt eine dritte Verheißung: Er wird den Feind verjagen. Dieser Feind kommt aus dem Norden. Es ist Assyrien. Dieser Feind wird in drei Richtungen vertrieben werden, anders als bei den Heuschrecken, die nach Westen, ins Meer, vertrieben wurden. Ein Teil wird „in ein dürres und wüstes Land“ vertrieben, womit wahrscheinlich das Wüstengebiet südlich von Israel gemeint ist. Ein anderer Teil, sein Vortrab, wird „in das vordere Meer“ getrieben, das ist das Tote Meer. Der dritte Teil, sein Nachtrab, wird „in das hintere Meer“ getrieben, das ist das Mittelmeer.

Dieses Schicksal, das Assyrien trifft, kommt vom HERRN, weil dieser Feind sich rühmt, dass er „Großes“ getan hat. Das heißt, er hat mit Stolz gehandelt. Er hat hochmütig geredet und gehandelt. Seine zahllosen Leichen werden verwesen, sodass der Gestank aufsteigt und ihr übler Geruch die Luft verschmutzt (vgl. Amos 4:10a). Der Gestank und die Verschmutzung sind alles, was von ihm übrigbleibt.

Sobald die Zucht ihr Werk getan hat, wird sie entfernt. Anders ist es bei den Plagen, die über Ägypten gekommen sind. Dort hörte eine Plage auf, um einer neuen Plage Platz zu machen, weil es keine Umkehr gab (2. Mose 7–12).

Der HERR tut Großes!

„Fürchte euch nicht.“ Was für ein Wort voller Trost! Aus diesem Aufruf oder Gebot, das uns in der Bibel oft begegnet, haben viele durch die Jahrhunderte hindurch Kraft geschöpft. Wie ängstlich können wir sein, wenn wir an die nahe oder ferne Zukunft denken. Wir haben sie nicht im Griff. Viele Dinge geschehen, ohne dass wir sie beeinflussen können. Aber dem, der auf Gott vertraut, wird gesagt: „Fürchte dich nicht!“

Hier wird dieses Wort gerade gesagt, nachdem das Land enorm gelitten hat, aber nun wieder vom HERRN gesegnet wird. Das Land bringt wieder viel Frucht, bis zur Sättigung. Aber gerade weil es so kurz zuvor durch die eigene Untreue unter der Züchtigung Gottes geseufzt hat, ist immer noch die Angst da, dass es wieder schief gehen könnte. Das Volk denkt zurück und erkennt, wie zerbrechlich und verletzlich dieser Segen sein kann.

Dann kommt eine weitere Ermutigung: Das Land darf sich freuen und frohlocken, weil der Segen nicht mehr von ihrer Treue abhängt, sondern weil der HERR Großes getan hat. In Joel 2:20 heißt es, dass Assyrien sich rühmt, Großes getan zu haben. Aber Großes zu tun, ist nur Gott vorbehalten. Er hat Großes getan in ihrer Errettung von den Feinden.

Und für uns? Wenn wir an das große Werk des Herrn Jesus am Kreuz denken ... Wie unfassbar groß ist das! Das gibt allen Erlösten aller Zeiten allen Grund, sich immer wieder zu freuen und zu frohlocken (vgl. Joel 2:23).

Wieder reichlich zu essen für die Tiere

Ab diesem Vers kommt das Friedensreich in den Blick. Unter der Herrschaft des Friedensfürsten wird die gesamte Schöpfung – Land, Tiere und Menschen – in nie dagewesenem Frieden und in Ruhe alles genießen können, was Gott gegeben hat. Die Ermutigung „fürchtet euch nicht“ aus Joel 2:21 erklingt hier für die Tiere. Im gleichen Satz erklingt der Aufruf „freut euch und frohlockt“ von Joel 2:21 in Joel 2:23 für die Kinder Zions.

Die Tiere haben wegen der Sünde des Menschen gelitten. Aber wenn der Mensch, das Volk, sich bekehrt hat, haben auch die Tiere Anteil an den Ergebnissen der Sühne. Ihr Lechzen nach Gott (Joel 1:20) ist erhört worden. Sie können reichlich von dem essen, was das Feld hergibt. Sie müssen keine neue Knappheit befürchten.

Auch in unserer Zeit seufzt das Vieh noch unter dem Fluch der Sünde des Menschen, der auf der Schöpfung ruht. Wenn aber der Fluch weggenommen wird, werden die Tiere, wenn auch nicht in die Freude, wohl aber in die Freiheit der Kinder Gottes gebracht (Röm 8:18-22). So hat Gott, als Er Ninive verschont, auch ein Auge auf die Tiere, denn auch das Vieh hat gefastet (Jona 4:11; Jona 3:7; 8).

Die Kinder Zions

Die Tatsache, dass das Volk mit „Kinder Zions“ angesprochen wird, muss wie Musik in ihren Ohren klingen. Zion ist einer der Berge, auf denen Jerusalem gebaut ist. Zion wird oft „die Stadt Davids“ genannt. Er wohnte dort. Wenn der wahre David, der Herr Jesus, dort wohnen und von dort aus regieren wird, wird der Berg Zion „eine Freude der ganzen Erde“ sein (Ps 48:3). Wie mit dem Berg Sinai das Gesetz verbunden ist, so ist mit dem Berg Zion die Gnade verbunden (Heb 12:18-22). Die „Kinder Zions“ sind also „Kinder der Gnade“.

Deshalb liegt die Ursache der Freude und des Frohlockens nicht in ihnen selbst, sondern im HERRN. Sie sehen Ihn als die Ursache ihrer Freude. Er hat ihnen Barmherzigkeit erwiesen, während sie jedes Recht auf Segen verwirkt haben. Sie dürfen sich wieder über den HERRN, ihren Gott freuen, worin das Bewusstsein einer erneuerten, wiederhergestellten Beziehung zum Gott des Bundes enthalten ist. Auf der Grundlage dieses neuen Bundes werden die Regenströme des Segens wieder herabkommen. Der Frühregen fällt im Oktober und November; der Spätregen fällt im März und April und ist für eine gute Ernte unabdingbar. Regen meint zunächst den Regen als natürlichen Segen, dann aber auch den geistlichen Segen in der Ausgießung des Heiligen Geistes (Joel 3:1).

„Der Lehrer zur Gerechtigkeit“ – wie „der Frühregen nach rechtem Maß“ auch übersetzt werden kann – ist niemand anders als der Herr Jesus. Er wird sie in der Gerechtigkeit unterrichten (Jes 53:11b). Es mag seltsam erscheinen, dass inmitten all der irdischen Segnungen plötzlich eine Person auftaucht. Doch das ist nicht seltsam, wenn wir bedenken, dass Gottes Volk auch in Gottes Weise und nach seinen Geboten leben soll, wenn der verheißene Zustand des Segens erhalten bleiben soll.

Da der Segen Israels mit dem Halten der Gebote Gottes verbunden ist, ist es von entscheidender Bedeutung, dass der HERR auch diese Gebote unterrichten lässt. Wenn durch den Unterricht des Lehrers das Leben nach dem Willen Gottes in Israel wieder ernst genommen wird, kann der Regen herabkommen, der als Segen von Gott kommt. In der Vergangenheit wurde die Gerechtigkeit gefordert, aber niemand konnte sie erfüllen. Jetzt, wo das neue Leben da ist, gibt es auch den Wunsch, in der Gerechtigkeit belehrt zu werden.

Der Segen

Das Kommen des Regens ist ein Beweis für den Segen, den Gott in seinem Herzen für sie hat. Er wird diesen Regen geben, wenn sie seine Gebote befolgen. Im fünften Buch Mose ist Mose ein Bild des Lehrers zur Gerechtigkeit (Joel 2:23; 5Mo 11:13; 14). Getreide, Most und Öl, die drei Produkte des Landes, die zusammen den vollen Segen darstellen, werden im Überfluss vorhanden sein. All dies dank der Regenströme, die der HERR geben wird, jeden zu seiner bestimmten Zeit.

Wiederherstellung

Das ist Gott! Sobald sich sein Volk zu Ihm bekehrt hat, wird Er ihnen erstatten, was sie all die Jahre wegen seiner Zucht vermisst haben. Gott behält den Segen nicht für sich; Er ist der Gott, der Segen austeilt, vorausgesetzt, dass die Bedingungen, die Er gestellt hat, erfüllt werden. Er kann nur dort Segen geben, wo die Dinge nach seinem Willen geschehen. Selbst wenn eine Person oder ein Volk stur sind, kann Er sie dazu bringen, nach seinem Willen zu handeln. So macht es Gott immer.

Es ist an sich schon ein Segen, wenn ein Mensch nach einem rebellischen Leben zu der Erkenntnis kommt, dass Gott dieses rebellische Leben richten muss. Diese Anerkennung reicht Gott aus, um neues Leben zu schenken. Dieses neue Leben ist das Leben von Gott selbst. Dann zeigt Gott, wie viele Segnungen Er in seinem Herzen hat, um sie denen zu geben, die so mit Ihm durch neues Leben verbunden sind. Alles, was in der Rebellion gegen Gott gesagt und getan wurde, hat nur Schaden angerichtet. Die Bekehrung hat dem ein Ende gesetzt. Nach der Bekehrung Israels in der Zukunft werden sie alle verheißenen Segnungen in Besitz nehmen dürfen.

Wie viele Jahre unseres Lebens sind von Heuschrecken verzehrt worden? Selbstgenügsamkeit, Leichtsinn, Verschwendung von Zeit, Talent und Gelegenheit, Langsamkeit, Faulheit, gemischte und böse Motive, versteckte Sünde, sie alle spielten die Rolle der Heuschrecke. Sie sorgten dafür, dass es keine Kraft gab, für Gott zu leben und die Gemeinschaft mit Ihm zu genießen. Es gab auch keine Kraft, den Menschen um uns herum zu bezeugen, wer der Herr Jesus für uns ist. Aber Gott will vergeben und uns wieder eine hoffnungsvolle Zukunft schenken. Mehr noch: Er will uns zurückgeben, was die Heuschrecke gefressen hat.

Der Herr Jesus tat dasselbe mit Petrus. Nachdem Petrus den Herrn verleugnet hat (Mt 26:69-75), stellte der Herr ihn wieder her und betraut ihn mit der Sorge für seine Schafe (Joh 21:15-17). Er tat es auch mit Paulus. Nachdem Paulus in der Gemeinde Christi Verwüstung angerichtet hat und der Herr ihm begegnet ist, macht Er ihn zu einem Bauherrn der Gemeinde. Paulus hat sowohl in der Verkündigung des Evangeliums als auch in der Lehre gebaut (1Tim 1:12-14).

So möchte der Herr auch in unserem Leben handeln. Es beginnt damit, dass wir alles aus unserem Leben entfernen, was wichtiger ist als Christus. Wir sollen die Dinge verurteilen, die wir nicht für Ihn tun, insbesondere das Bekenntnis und die Vergebung der Sünden (Spr 28:13), die wir immer noch hegen. Dann werden wir sehen, dass wir Zugang haben zu „allen Schätzen der Weisheit und der Erkenntnis“, die in Christus verborgen sind (Kol 2:3).

Lobpreis für den HERRN

Es ist auffallend, dass immer von Überfluss und Sattwerden gesprochen wird, wenn es um den Segen Gottes geht. Wenn der erlittene Schaden durch den HERRN wieder gut gemacht wird, hat sein Volk anschließend wieder genug zu essen. Dann werden sie ihre Dankbarkeit dadurch ausdrücken, dass sie den Namen des HERRN, ihres Gottes, in Anbetung preisen. Das ist das Endziel von allem, was Gott mit und für sein Volk tut, sowohl in Israel als auch in der Gemeinde.

Jede Erlösung, sowohl einer Person als auch eines Volkes, wird zu dem Ausruf führen: „Von dem HERRN ist dies geschehen; wunderbar ist es in unseren Augen“ (Ps 118:23). Dieses Wunder konnte durch den Inhalt des vorhergehenden Verses in Psalm 118 geschehen: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden“ (Ps 118:22). Dies ist die Ursache für die Anbetung des Gottes des Wunders. Der Herr Jesus wurde von den Menschen verworfen, aber von Gott zur Grundlage für sein Werk gemacht. Das Wunder der Erlösung wird durch das, was der Herr Jesus am Kreuz getan hat, möglich gemacht.

Auch alle irdischen Segnungen, die Israel erhalten wird, sind auf dieses Werk zurückzuführen. Die natürlichen Segnungen werden eine geistliche Wirkung haben, weil man den HERRN als die Ursache derselben ehren und Ihm danken wird.

Wissen, wo und wer der HERR ist

Das „Wissen“ dieses Verses ist ein Wissen durch Erfahrung. Sie werden sich bewusst, sie merken, dass der HERR in ihrer Mitte ist. Die Antwort auf das Gebet in Joel 2:17 und die Antwort des HERRN in der Rettung aus der Not zeigt sich in der erneuerten Beziehung Israels zum HERRN. Wenn Gott sagt, „dass ich, der HERR, euer Gott bin“, zeigt Er das exklusive Vorrecht Israels. Er ist der HERR, ihr Gott, weil Er sie aus Ägypten befreit hat (2Mo 20:2; 5Mo 5:6).

Der Zusatz „und keiner sonst“ (5Mo 4:35; Jes 45:5) betont die vorherige Aussage. Das ist notwendig, weil Israel sich in seiner Not oft an andere Götter gewandt hat. Dabei sind sie immer beschämt und erniedrigt worden, etwas, was sie in ihrer Beziehung zu Gott nie erlebt haben und auch in Ewigkeit nicht erleben werden. Dann ist kein Platz mehr für die spöttische Frage: „Wo ist ihr Gott? “

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