John 10:31

Die Juden wollen den Herrn steinigen

Die Juden hatten Ihn gefragt, ob Er der Christus sei (Joh 10:24). Sie haben eine Antwort bekommen, die weit darüber hinausgeht. Ihre Reaktion zeigt die absolute Finsternis ihres von Hass erfüllten Herzens. Sie antworten auf das, was der Herr ihnen mitgeteilt hat, indem sie Steine aufheben, um Ihn zu steinigen. Es gibt nichts, was Satan so wütend macht wie die vollkommene Offenbarung der Güte Gottes im Sohn. Er findet in dem Eigenwillen und dem Hochmut des Menschen die passenden Instrumente, um seinem Hass Ausdruck zu geben.

Der Herr beantwortet ihren Hass, indem Er ihnen ganz ruhig eine echte Frage stellt. Er hat ihnen so viele gute Werke von seinem Vater gezeigt. Können sie auch sagen, für welches dieser guten Werken sie Ihn steinigen? Er sagt nicht „steinigen wollen“, sondern „für welches Werk unter diesen steinigt ihr mich“. In ihren Herzen haben sie Ihn schon längst gesteinigt.

Die Juden reagieren darauf und sagen, dass sie Ihn nicht wegen eines guten Werkes steinigen, sondern wegen Lästerung. Damit bezeugen sie, dass seine Werke gut waren. Doch ihr verfinstertes Herz will nicht annehmen, dass Er die Wahrheit gesprochen hat, und will nicht anerkennen, dass seine Werke die des Vaters sind. Deshalb müssen sie Ihn wohl der Lästerung beschuldigen.

Nun ist Er tatsächlich ein Mensch, darin haben sie recht. Doch Er hat sich selbst nicht zu Gott gemacht, denn Er ist Gott von Ewigkeit, und darin haben sie also nicht recht. Er hat sich erniedrigt, um Mensch zu werden und Menschen die Liebe Gottes in seinen vielen guten Werken zu zeigen und ihr Heiland zu sein. Auch auf diese Lästerung geht der Herr ein. Er bezeugt weiterhin seine Herrlichkeit, nicht um seiner selbst willen, sondern um der Ehre des Vaters willen.

Er verweist auf ein Wort aus ihrem Gesetz, worin es von bestimmten Menschen heißt, dass sie Götter sind (Ps 82:6). Dort geht es um Richter in Israel, Männer mit einer bestimmten Verantwortung, doch gewöhnliche, sterbliche Menschen. Diese Richter sprachen Recht im Namen Gottes, und deshalb mussten sie in ihrer Rechtsprechung als Götter anerkannt werden (vgl. 2Mo 7:1). Durch die Richter hatte es das Volk Gottes mit Gott zu tun. Es sind keine göttlichen Personen, aber sie haben göttliche Autorität empfangen. Das Wort Gottes spricht also von gewöhnlichen sterblichen Menschen als von Göttern.

An diese Götter erging das Wort Gottes, obwohl das lediglich auf ihre Stellung unter dem Volk angewendet werden konnte. Doch für den Herrn Jesus gilt dieses Wort ganz und gar buchstäblich. Er ist seiner Natur nach der ewige Sohn, und durch seine Geburt aus dem Heiligen Geist ist Er seit seinem Kommen auf die Erde auch als Mensch der Sohn Gottes (Lk 1:35).

Zwischendurch weist der Herr auf die Einheit des Wortes Gottes hin, indem Er über die Schrift spricht. Er spricht auch darüber, dass sie nicht aufgelöst werden kann. Damit macht Er den unveränderlichen und beständigen Charakter der Schrift für alle Zeiten deutlich. Man kann nicht sagen: „Ja, das steht zwar in der Bibel, aber es steht im Alten Testament, und das gilt jetzt nicht mehr.“ Er macht damit deutlich, wie sehr die Aussagen des Alten Testaments auch zu damaligen Zeit gültig waren und für alle Zeiten bleiben würden. Wenn nun die Schrift so über sterbliche Menschen spricht, wollen sie Ihn dann der Lästerung beschuldigen, wenn Er, der selbst das fleischgewordene Wort Gottes ist, von sich sagt, dass Er Gottes Sohn ist?

Der Herr appelliert an ihren Verstand, an ihre Logik. Irdische Richter waren von Gott geheiligt, das heißt abgesondert, um Ihn in einer bestimmten Weise zu repräsentieren. Nun kommt der Sohn, der vom Vater auf besondere Weise geheiligt ist, um Ihn kundzumachen. Mit diesem Ziel hat der Vater Ihn aus dem Himmel in die Welt gesandt. Er kennt den Vater als solchen und erfüllt als Sohn diesen Auftrag des Vaters. Er kommt mit göttlicher Autorität und in einer bewussten Beziehung zu seinem Vater. Er ist als Mensch in die Welt gekommen, doch diese Beziehung ist unveränderlich. Wie könnte Er je aufhören, der Sohn des Vaters zu sein? Wie können sie Ihn zu Recht der Lästerung beschuldigen, wenn Er lediglich auf die Tatsache hinweist, dass Er Gottes Sohn ist?

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