John 11:35

Jesus vergoss Tränen

Obwohl der Herr Jesus die Auferstehung und das Leben ist und obwohl Er weiß, dass Er in wenigen Augenblicken Lazarus aus den Toten auferwecken wird, hat Er auch ein Empfinden für die Trauer, die der Tod mit sich bringt. Er hat jedoch mehr als nur menschliches Mitempfinden beim Verlust eines geliebten Menschen, obwohl das auch da ist. Mehr als irgendjemand anders – und eigentlich ist das nur bei Ihm so –, ist Er erschüttert über die Macht des Todes. Er empfindet zutiefst die Macht des Feindes, die er durch den Tod ausübt, nicht allein über Maria und die Juden, sondern über alle Menschen. Seine Erschütterung betrifft den Tod. Das Wort Erschütterung hat Bezug auf das Empfinden oder Ausdrücken eines starken Abscheus.

Dann fragt Er, obwohl Er weiß, wo Lazarus liegt, nach dem Weg zur Gruft. Wenn der Herr Jesus Fragen stellt, tut Er das nicht, weil Er Informationen von uns nötig hätte. Mit seinen Fragen will Er das Verborgene des Herzens dessen enthüllen, dem Er seine Fragen stellt. Er lädt uns ein, Ihm alles zu sagen. Wir dürfen Ihn mitnehmen in unseren Kummer. Er will mit uns gehen und mit uns hindurchgehen. Seine Erschütterung über die Macht Satans durch die Sünde schmälert sein Mitgefühl nicht (vgl. Mt 8:17). Niemals offenbart Er nur Kraft, noch ist es einfach nur Mitleid. Er trägt in seinem Geist jeden Fall einer Krankheit, die Er heilt, während seine Macht die Krankheit wegnimmt.

Hier geht es nicht um Krankheit, sondern um die noch größere Verwüstung, die der Tod in einer Familie angerichtet hat, die Er liebt. Das bedeutet nicht, dass Er sich durch seine Gefühle leiten lässt. Niemals haben bei Ihm die Gefühle die Oberhand, wie das bei uns wohl oft der Fall ist. Alle Gefühle in Christus sind vollkommen in Art und Maß, jeder Gelegenheit angemessen. Es ist alles vollkommen in Gottes Augen. Wie kostbar ist das auch für uns. Der Herr vergießt wirklich Tränen, die seine innersten Gefühle zum Ausdruck bringen.

Die Juden folgern aus seinen Tränen, dass Er um den Verlust eines geliebten Menschen Leid trägt. Sicher hatte der Herr Lazarus lieb. Das wird auch einige Male bezeugt (Joh 11:3; 5). Doch sie haben keine Ahnung davon, dass Er über den Tod als die furchtbare Folge der Sünde weint. Ihm geht es um die Ursache des Todes. Die empfindet Er wie kein anderer.

Einige andere finden das Weinen des Herrn eigentlich nicht gerechtfertigt. Konnte Er denn nicht verhindern, dass Lazarus starb? Jemand, der die Augen des Blinden auftun konnte, hätte auch dafür sorgen können, dass es Lazarus wieder besser ging. So können auch wir argumentieren, wenn wir uns fragen, warum der Herr den einen heilt und den anderen nicht. Dann kommt es darauf an, Ihm in Bezug auf den Weg zu vertrauen, den Er mit jedem seiner Schafe geht. Und wir kennen die Antwort aus Joh 11:4.

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