John 13:3-6

Vorbereitung zur Fußwaschung

Nach den einleitenden Worten über sein Hingehen zum Vater und seine Liebe zu den Seinen erleben wir mit, wie der Herr während des Passahmahls den Seinen die Füße wäscht. Zuvor berichtet Johannes jedoch noch, was der Teufel im Herzen des Judas bewirken konnte. Wir sehen dadurch den großen Kontrast zwischen dem, was der Herr tut, und dem, was Judas tut. Der Herr handelt im Geist der Liebe, die Er zum Vater und zu den Seinen hat. Judas hat sich dem Teufel geöffnet. Der Herr Jesus gibt sich selbst für andere, Judas überliefert den Herrn aus eigennützigen Motiven.

Nachdem das Abendessen begonnen hat, steht der Herr vom Essen auf, um den Seinen zu dienen. Während Er dazu aufsteht, ist Er sich seiner Beziehung zu seinem Vater völlig bewusst. Er weiß, dass der Vater Ihm als dem Sohn alles in die Hände gegeben hat, genauso wie Er weiß, dass Er bald in die Hände böser Menschen fallen wird. Es ist deshalb auch sehr beeindruckend für uns, wenn wir uns bewusst werden, dass der, der da aufsteht, um den Dienst eines Knechtes an seinen Jüngern zu tun, der ewige Sohn ist, der als Mensch alle Dinge aus den Händen des Vaters empfängt, um sie mit denen teilen zu können, die an seinem Tod und an seiner Auferstehung teilhaben.

Es fällt auch auf, dass in Joh 13:3 sowohl vom Vater als auch von Gott die Rede ist. Wenn wir den Namen Vater lesen, steht das meistens in Verbindung mit unseren Vorrechten, mit unseren Segnungen. Wenn wir den Namen Gott lesen, steht das meistens in Verbindung mit unserer Verantwortung.

Der Herr Jesus weiß, dass Er von Gott ausgegangen ist, um Gott auf der Erde zu dienen. Er weiß auch, dass Er diesen Dienst vollkommen zur Ehre Gottes vollbracht und damit seiner Verantwortung völlig entsprochen hat. Deshalb kann Er zu Gott zurückkehren. Diese Beziehung des Sohnes zu seinem Vater und seinem Gott ist der Ausgangspunkt für die Fußwaschung. Der Sohn will, dass wir mit Ihm an dem teilhaben, was Er vom Vater empfangen und was Er für Gott getan hat. Dazu brauchen wir die Fußwaschung.

Gemeinschaft mit dem Sohn in dem, was der Vater Ihm gegeben hat, ist nur dann möglich, wenn wir uns bewusst sind, dass dieser Vater auch der heilige Gott ist, in dessen Gegenwart nichts bestehen kann, was mit Sünde zu tun hat. Niemand weiß das besser als der Sohn. Er kennt seinen Vater und Gott auf vollkommene Weise und weiß genau, wie sein Vater und Gott Ihn wertschätzt. Deshalb kann auch niemand anders als nur Er die Verunreinigungen wegnehmen, was die Voraussetzung dafür ist, dass jemand Teil mit Ihm hat und genießt (Joh 13:8). Deshalb steht Er vom Abendessen auf und legt seine Oberkleider ab. Er legt symbolisch alle Herrlichkeit ab, die sein Gott und Vater Ihm gegeben hat.

Dann lesen wir, dass Er ein Tuch nimmt. Das tut Er mit den Händen, in die der Vater alle Dinge gelegt hat. Er gebraucht seine Hände nicht, um Macht auszuüben, sondern um zu dienen. Er gebraucht seine Hände, um die Füße seiner Jünger zu waschen. Danach umgürtet Er sich mit dem Tuch, das Er genommen hatte. Umgürten weist auf Dienen hin (Lk 12:37; Lk 17:8). Durch das, was Er an seinen Jüngern tut, gibt Er uns eine unvergessliche Lektion in Demut. Petrus hat diese Lektion anscheinend verstanden (1Pet 5:5).

Die Fußwaschung

Nachdem der Herr sich auf seinen Dienst vorbereitet hat, gießt Er Wasser in das Waschbecken und beginnt, seinen Jüngern die Füße zu waschen. Danach trocknet Er sie mit dem Tuch ab, mit dem Er sich umgürtet hat. Die Fußwaschung, die der Herr hier durchführt, hat eine geistliche Bedeutung. Der Herr dient hier als Knecht. Als Er Mensch wurde, hat Er Knechtsgestalt angenommen (Phil 2:7). Diese Stellung als Knecht gibt Er nie wieder auf (Lk 12:37; 2Mo 21:5; 6).

Wir könnten denken, dass Er aufhörte, Knecht zu sein, als Er in die Herrlichkeit einging. Er zeigt uns hier jedoch, dass das nicht der Fall ist. Er beginnt hier einen neuen Dienst an den Seinen, der darin besteht, den Schmutz zu entfernen, der sich während ihres Wandels durch die Welt bei ihnen angesammelt hat. Für diese Reinigung benutzt Er das Wort Gottes, das mit Wasser verglichen wird (Eph 5:26; Joh 15:3). Wenn wir das Wort Gottes lesen, wirkt Er dadurch, dass unsere Gedanken wieder rein werden. Wenn es verkehrte Dinge in unserem Leben gibt, macht Er uns durch sein Wort darauf aufmerksam. Dann können wir das bekennen und wegtun. Das ist die Reinigung, die Er bewirkt.

Für diese Reinigung benutzt der Herr Wasser und nicht Blut. Es geht hier um das Vorstellen der Wahrheit, das ist des Wortes Gottes, das reinigt. Das Blut hat mehr den Aspekt der Versöhnung. Er benutzt das Wort, um die zu reinigen, die bereits durch das Blut versöhnt sind. Das Blut reinigt im Hinblick auf Gott, das Wasser reinigt im Hinblick auf den Gläubigen. Das Blut wurde auch nur einmal angewendet. Gott sieht immer den Wert des Blutes. Es hat ewige Auswirkung. Der Gläubige ist ein für alle Mal durch das Blut geheiligt (Heb 9:12; Heb 10:14). Die Anwendung des Blutes braucht nie wiederholt zu werden, genauso wenig, wie jemand, der einmal aus Gott geboren ist, noch einmal aus Gott geboren werden müsste.

Nachdem der Herr die Füße gewaschen hat, trocknet Er sie mit dem leinenen Tuch ab, mit dem Er umgürtet war. Das Abtrocknen hat ebenfalls eine wichtige geistliche Bedeutung. Es bedeutet, dass die Erinnerung an die Reinigung weggenommen wird. Wenn der Herr jemanden durch sein Wort von einer Sünde gereinigt hat, kommt Er nie mehr darauf zurück. Das ist auch für Gläubige in ihrem gegenseitigen Verhältnis äußerst wichtig. Wenn ein Gläubiger sündigt und von jemandem darauf aufmerksam gemacht wird und der Gläubige die Sünde bekennt, dann ist sie weggetan. Die Sünde darf ihm nicht nachgetragen werden.

Teil haben mit dem Herrn Jesus

Petrus wehrt sich, als der Herr kommt, um ihm die Füße zu waschen. Er findet es unpassend, dass der Herr ihm die Füße waschen will. Ist Er nicht der Herr? Da kann es doch nicht wahr sein, dass Er, der Herr, sich vor ihm niederbeugt. Petrus offenbart hier einen Charakterzug, den viele von uns auch haben. Wir wollen zuweilen diesen niedrigen Dienst nicht selbst tun. Manchmal aber weigern wir uns auch, dass dieser Dienst an uns geschieht. Möglicherweise begründen wir unsere Weigerung anders, als Petrus es hier tut. Solch eine Haltung macht deutlich, dass wir die Sünde doch nicht so schlimm finden. Wir müssen lernen – und es muss durch das, was der Herr hier tut, uns zutiefst bewusst werden –, dass die Verunreinigung, die dadurch geschieht, dass wir durch die Welt gehen, so schlimm ist, dass nichts weniger als die Erniedrigung Christi uns davon reinigen kann.

Der Herr antwortet Petrus, dass er jetzt noch nicht wisse, was Er tut, dass er es aber später verstehen würde. Damit meint Er, dass Petrus es erst völlig verstehen wird, wenn der Heilige Geist bald gekommen ist. Möglich ist auch, dass der Herr damit auf die Erklärung hinweist, die Er nach der Fußwaschung geben wird. Vielleicht können wir auch noch daran denken, dass Petrus es verstehen wird, wenn er die geistliche Wirklichkeit der Fußwaschung erfahren hat, nachdem der Herr ihn nach seiner Verleugnung des Herrn wiederhergestellt hat.

Petrus ist nicht sonderlich beeindruckt von den Worten des Herrn. Er lenkt nicht ein, sondern widerspricht Ihm kräftig. Er wird niemals bei einer – wie er findet – für den Herrn demütigenden Handlung mitmachen. Mit denselben kräftigen Worten hatte Petrus auch gesagt, dass der Herr nicht leiden und sterben würde (Mt 16:21-23). Er redet, ohne dass er sich selbst kennt; auch kennt er den Herrn nicht. Der Herr stellt ihm die Folgen vor, was geschieht, wenn Er ihn nicht wäscht. Dann hätte Petrus kein Teil mit Ihm.

Der Herr sagt nicht: „Dann hast du kein Teil an mir.“ Jeder Gläubige hat Teil an Ihm. Stattdessen sagt der Herr: „… kein Teil mit mir.“ Das bedeutet, dass ein Gläubiger zusammen mit Ihm an allem teilhat, was sein Teil ist, und das ist alles, was der Vater Ihm gegeben hat (siehe Joh 13:3). Er hat als der ewige Sohn und der Schöpfer von Ewigkeit her alles in den Händen. Doch Er ist Mensch geworden, und nun wird Er als Mensch all das besitzen, was Er als der ewige Sohn schon von jeher besaß. Dadurch ist es möglich geworden, es mit Menschen zu teilen. So haben wir das Leben von Ihm bekommen, weil Er das Leben ist.

Um zusammen mit dem Sohn an dem teilzuhaben, was Er als Mensch empfangen hat, ist es nötig, dass der Gläubige von allem gereinigt wird, was ihn verunreinigt. Wir brauchen dabei nicht so sehr an konkrete Sünden zu denken, obwohl Sünden natürlich ein Hindernis sind, dass wir uns zusammen mit dem Sohn an dem erfreuen können, was der Vater Ihm gegeben hat. Es geht um Verunreinigungen, die sich einfach dadurch einstellen, dass wir durch die Welt gehen, und die wir nicht verhindern können, die aber eben doch vorhanden sind. Der Herr Jesus wäscht den Jüngern die Füße, weil sie durch Laufen auf den Straßen Jerusalems unvermeidlich schmutzig geworden sind.

So werden auch wir in geistlicher Hinsicht verunreinigt, wenn wir durch die Welt gehen. Ungewollt oder unbeabsichtigt sehen und hören wir täglich Dinge, die unseren Geist beschmutzen und unsere Gedanken beeinflussen können. Deshalb ist es nötig, täglich davon gereinigt zu werden (2Kor 7:1). Diese tägliche Reinigung erfahren wir, wenn wir das Wort Gottes betend lesen. Unser Geist und unsere Gedanken werden durch das Lesen des Wortes Gottes rein gewaschen. Kein einziger Gläubiger kommt ohne diese Reinigung aus. Diesen Dienst der Reinigung tut der Herr Jesus an uns, wenn wir sein Wort lesen. Er kann das auch durch jemanden tun, den wir in einer Zusammenkunft das Wort Gottes auslegen oder anwenden hören. Es kann auch sein, dass jemand zu uns kommt und uns auf etwas aus dem Wort Gottes hinweist.

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