John 18:13

Vor Annas

Im Folgenden sehen wir sowohl die Demut und die Würde des Sohnes wie auch seine unendliche Erhabenheit über alle, die Ihn umringen, seien es nun seine Freunde oder seine Feinde. Wir sehen seine vollkommene Unterwerfung und seine unverminderte Kraft. In der grenzenlosen Erhabenheit lässt Er sich von bösen Menschen greifen und binden. Es ist eine Szene größtmöglicher Gegensätze, wie wir im Weiteren noch ausgiebig sehen werden.

Wir sehen den Menschen, der unter Anführung Satans den Sohn Gottes ergreift und bindet, als sei Er ein Übeltäter – Ihn, der ihnen nur Gutes getan und ihnen seinen Vater offenbart hatte, damit auch sie Ihn kennenlernen könnten, so wie Er Ihn kennt. Er, der Allmächtige, der durch das bloße Aussprechen seines Namens sie alle zu Boden fallen ließ, wird von ihnen in Fesseln gelegt.

Es sieht so aus, als könne der Mensch tun, was er will. Doch durch den Glauben können wir hier sehen, dass der Sohn sich dem Menschen unterwirft, um die Ratschlüsse des Vaters zu erfüllen. Nur deshalb lässt Er sich von ihnen führen, wohin sie wollen. So bringen sie Ihn zuerst zu den religiösen Führern mit ihrem Oberhaupt Annas.

Eigentlich ist ja Kajaphas der Hohepriester, aber es sieht so aus, als habe Annas die Gesamtleitung inne. Schon seit geraumer Zeit war das Hohepriestertum in Verfall geraten und von Gottes ursprünglicher Absicht völlig abgewichen (Lk 3:2). So gab es mehrere Hohepriester, die gemeinsam oder abwechselnd die Leitung hatten (Apg 4:6). Das war ein klarer Verstoß gegen das Gebot Gottes, der angeordnet hatte, dass ein Hoherpriester sein ganzes Leben lang dieses Amt ausüben und erst bei seinem Tod von seinem Sohn abgelöst werden sollte (4Mo 20:28).

Das Abweichen von Gottes ursprünglicher Absicht ist ein schwerwiegender Verstoß, der im Dienst Gottes große Verwirrung zur Folge hat. Menschliche Willkür und politische Kalküle bestimmten die Einsetzung des Hohenpriesters. Sowohl Annas als auch Kajaphas waren von den Repräsentanten der römischen Besatzung eingesetzt. Wenn jemand beginnt, vom Wort Gottes abzuweichen, läuft es darauf hinaus, dass er den Sohn des Vaters vor Gericht zieht und Ihm Taten vorwirft, die Er nie begangen hat. Das bedeutet aber nicht, dass Gott die Kontrolle verliert. Im Gegenteil, es verläuft alles, wie Gott es will.

Johannes weist noch einmal auf die von Kajaphas ausgesprochene Prophezeiung hin und erinnert uns so daran, dass Gott die Regie behält (Joh 11:50). Gott lenkt alles, was geschieht, und lässt dabei sogar einen gottlosen Hohenpriester Dinge aussprechen, die genau das aussagen. Der Mann, über den geweissagt wird, ist auch der Mann, der die Weissagung erfüllt. Der Plan, den sie in ihrer Bosheit entwerfen, führt letzten Endes nur zum Lob Gottes (siehe Ps 76:11).

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