John 18:18

Die erste Verleugnung des Petrus

Während der treue Zeuge wegen seiner Treue gegenüber dem Vater abgeführt und misshandelt wird, wird unser Augenmerk auch regelmäßig auf den Jünger Petrus gelenkt. So sehen wir abwechselnd den treuen Herrn und den untreuen Petrus. Die beiden Szenen werden miteinander verwoben. Die Vollkommenheit des Sohnes strahlt immer heller hervor, die Untreue des Petrus aber führt ihn immer weiter in die falsche Richtung.

Petrus ist zuerst geflohen, dann aber zurückgekommen, um bei seinem Herrn zu sein. Er geht dazu aber einen Weg, den er nicht gehen kann. Er folgt dem Herrn auf einem Weg, den Er ganz allein gehen muss. In seiner Liebe zum Herrn will Petrus bei Ihm bleiben, aber er tut das in eigener Kraft. Petrus benutzt die Tatsache, dass jener „andere Jünger“ (höchstwahrscheinlich Johannes) dem Hohenpriester bekannt ist, um bis in dessen Vorhof zu gelangen. Auch Johannes ist also von seiner Flucht umgekehrt, um bei dem Herrn Jesus zu sein.

Über das, was Johannes tut, wird hier kein Werturteil abgegeben, weder Zustimmung noch Ablehnung, wohl aber über das Verhalten und die Worte des Petrus. Was für Johannes vielleicht erlaubt ist, gilt für Petrus jedenfalls nicht. Für Johannes ist die ganze Begebenheit völlig unproblematisch; ihm werden keine Fragen gestellt. Es heißt einfach: „[Er] ging mit Jesus hinein in den Hof des Hohenpriesters.“ Auch er will gern dort sein, wo sein Herr ist. Es sieht aber so aus, dass auch er nicht als Jünger des Herrn hineingegangen ist, sondern weil die Türhüterin ihn kannte. Aufgrund seiner Fürsprache darf auch Petrus hinein. Die Magd kennt zwar Johannes, Petrus aber nicht.

Dass ihr allerdings die Jüngerschaft des Johannes nicht unbekannt war, ergibt sich aus ihrer Frage an Petrus, ob nicht „auch“ er ein Jünger „dieses Menschen“ sei. Das leugnet Petrus sofort mit der kräftigen Aussage: „Ich bin es nicht.“ Was für einen gewaltigen Gegensatz bildet dieser Ausspruch zu dem, was der Herr wahrheitsgemäß gesagt hat! Der Herr sprach der Wahrheit gemäß: „Ich bin es“; Petrus spricht die Unwahrheit: „Ich bin es nicht“.

Den Feinden Christi ist es kalt, und sie haben deshalb ein Feuer gemacht. Dort stehen sie nun und wärmen sich. Auch Petrus spürt die Kälte und schließt sich ihnen an. Für ihn wird es wohl in zweifacher Hinsicht kalt gewesen sein: wegen der äußeren Temperatur, aber auch wegen der Temperatur in seinem Innern. Seine erste Verleugnung hat ihn noch nicht wachgerüttelt. Er bleibt in dieser Umgebung, in der die Feindschaft gegen den Herrn mit Händen greifbar ist, was unvermeidlich zu einem weiteren Fall führen wird.

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