John 8:19

Sein Zeugnis und das des Vaters

Die Ursache dafür, dass sie seine wahre Herkunft nicht kennen (Joh 7:27), liegt darin, dass sie alles nur auf eine fleischliche, natürliche Weise beurteilen können. Das eigene Ich ist die Quelle ihres Urteils. Dann schaut ein Mensch nicht über seinen Horizont hinaus. Er hat keine Vorstellung von dem, was außerhalb dieses Horizonts liegt. Christus ist über allem, Gott, gepriesen in Ewigkeit (Röm 9:5). Er hat vollkommene Kenntnis aller Dinge und richtet doch niemand, sondern dient allen. Er richtet niemand, weil das nicht der Auftrag ist, mit dem der Vater Ihn in die Welt gesandt hat.

Dass Er niemand richtet, heißt nicht, dass Er dazu nicht der Lage wäre. Er hat über alle Dinge ein vollkommenes, unfehlbares Urteil. Sein Urteil ist vollkommen wahr, ohne die geringste Unsicherheit. Das liegt daran, dass Er nicht allein ist. Er richtet, weil der Vater Ihm das Gericht gegeben hat (Joh 5:22). Dass nicht der Vater richtet, sondern Er, bedeutet nicht, dass Er das Gericht unabhängig vom Vater ausübt. Der Vater, der Ihn gesandt hat, ist vollkommen einig mit dem Gericht, das Er ausübt.

Um seine Worte zu unterstreichen ‒ und dabei knüpft Er an ihre Kenntnis des Gesetzes an ‒, verweist Er wieder auf ihr Gesetz, das Er gegeben hat und auf das sie sich berufen. Darin steht geschrieben, dass ein Zeugnis erst als Wahrheit angenommen werden kann, wenn zwei Menschen dasselbe bezeugen (5Mo 17:6; 5Mo 19:15). Der Herr entspricht dem, was Er selbst im Gesetz geschrieben hat. Verlangt das Gesetz das Zeugnis von zwei Personen? Gut, dann kann Er sagen, dass Er in seinem Zeugnis über sich selbst in Übereinstimmung mit dem Gesetz spricht. Er und der Vater zeugen in Bezug auf seine Person.

Der Herr weist immer auf den Vater hin als den, der Ihn gesandt hat. Er macht immer wieder deutlich, dass Er als der ewige Sohn vollkommen eins mit dem Vater ist, und auch, dass Er als der Mensch gewordene Sohn auf der Erde in vollkommener Abhängigkeit vom Vater den Vater bezeugt und kundmacht. Der Vater seinerseits zeugt von dem Sohn (Joh 5:37; 1Joh 5:9; Mt 3:17).

Dieses Wort über seinen Vater bewirkt, dass sie Ihn auffordern, zu sagen, wo denn nun sein Vater sei. Um sie zu überzeugen, soll Er ihnen seinen Vater einmal zeigen, allerdings mit dem Unterton, dass Er das natürlich niemals könne. Wer aber blind ist für den Sohn, sieht auch den Vater nicht, denn der Vater wird nur durch den Sohn erkannt (Joh 14:9). Sie begreifen, dass Er über Gott als seinen Vater spricht, aber in ihrem Unglauben und in ihrer Voreingenommenheit verwerfen sie jeden Gedanken daran. Sie betrachten das als Gotteslästerung. Ihre Frage entspringt ihrer Verachtung.

Der Herr antwortet, dass sie weder Ihn noch den Vater kennen und dass das Kennen des Vaters untrennbar damit verbunden ist, Ihn zu kennen. Weil sie Ihn verwerfen, können sie auch den Vater nicht kennen. Der Sohn ist die einzige und ausschließliche Möglichkeit, den Vater zu kennen (1Joh 2:23; 1Joh 4:15). Ohne Ihn ist das völlig unmöglich.

Diese besonders bemerkenswerten Worte, die so viel über die Herrlichkeit seiner Person aussagen, spricht der Herr in der Schatzkammer. Seine Worte, mit denen Er seine Herrlichkeit für den Glauben enthüllt, können wir mit dem Öffnen einer Schatzkiste oder Schatzkammer vergleichen. Aber nur der Glaube erkennt ihren Wert.

Der Herr lehrt im Tempel, wo die religiösen Führer so tun, als würden sie für die Rechte Gottes einstehen, obwohl sie doch nur ihre eigene Ehre suchen. Seine Belehrung war für sie in höchstem Maß anstößig. Wie gern hätten sie Ihn gegriffen. Doch so groß ihr Hass und ihre Mordgier auch sind, sie sind machtlos, bis zu dem Augenblick gekommen ist, den Gott bestimmt hat.

Das darf auch für uns eine Ermutigung sein. Menschen können uns nichts tun, es sei denn, dass Gott es zulässt, weil es in seine Pläne passt. Unsere Zeiten sind in seiner Hand (Ps 31:16) und nicht in den Händen von Menschen.

Copyright information for GerKingComments