Judges 20:27

Die Vorbereitung zum dritten Treffen

Bevor die Israeliten mit dem Kampf gegen die Übeltäter begannen, hatten sie erwartet, dass sie einen leichten Sieg erringen würden. Sie würden die Kleinigkeit eben erledigen. Sie waren doch mit einer überwältigenden Mehrheit in den Kampf gezogen? Das Ergebnis dieser Haltung ist jedoch, dass sie jetzt schon zweimal geschlagen worden sind. Sie verstehen gar nichts mehr davon.

In ihrer Ratlosigkeit wenden sie sich in Demut und mit Tränen wiederum zum HERRN in Bethel (= Haus Gottes) und fragen Ihn, ob sie wieder ausrücken sollen. Sie gehen sogar zum Fasten über. Es ist nun nicht mehr die Rede davon, dass sie Mut gefasst und sich wieder in Schlachtordnung aufgestellt haben. Sie begreifen, dass sie versagt haben. Es beginnt zu ihnen durchzudringen, dass Gott zuerst ihnen noch etwas zu sagen hat.

Bevor sie Gott fragen, opfern sie „Brandopfer und Friedensopfer vor dem HERRN“. Das ist schön. Durch die Darbringung dieser Opfer sagen sie gleichsam, dass sie vor Gott allein auf der Grundlage des Wertes dieser Opfer bestehen können. Beide Opfer sprechen von dem Werk des Herrn Jesus am Kreuz.

Das Brandopfer lässt dieses Werk als ein Werk erkennen, wodurch der Herr Jesus am Kreuz Gott vollkommen verherrlicht hat. Es ist ein Opfer, das ganz für Gott bestimmt ist (3Mo 1:1-17). Aufgrund dieses Opfers kann Gott sein Volk segnen und es annehmen. Es ist die einzige Grundlage, auf der das geschehen kann. Für uns kommt dies sehr schön in Epheser 1 zum Ausdruck, wo es heißt, dass Gott uns „angenehm gemacht hat in dem Geliebten“ (Eph 1:6). Ein Brandopfer bringen bedeutet also, dass wir uns bewusst sind, dass Gott uns in dem Wert des Werkes des Herrn Jesus ansieht und nicht aufgrund von irgendetwas in uns selbst.

Das Friedensopfer ist ein Gemeinschaftsopfer. Darin kommt zum Ausdruck, dass durch das Werk des Herrn Jesus Gemeinschaft mit Gott, mit dem Herrn Jesus und mit allen Gliedern des Volkes Gottes möglich ist. Eine Beschreibung dieses Opfers finden wir in 3. Mose 3 und 7 (3Mo 3:1-17; 3Mo 7:11-21). Das Darbringen dieses Opfers bedeutet also, dass das Bewusstsein der Gemeinschaft, die unter dem Volk Gottes vorhanden ist, besteht.

Darin ist auch Benjamin eingeschlossen. Aber da in dieser Gemeinschaft kein Platz für die Sünde sein darf – diese ist ja durch das Werk, von dem dieses Opfer spricht, gerichtet und weggetan worden –, muss die Sünde gerichtet werden. Wenn dann mit offenbar gewordener Sünde unter dem Volk Gottes gehandelt werden muss, geschieht das von der Bedeutung dieses Opfers aus, und nicht aus einem persönlichen Gram heraus oder von einem Gefühl des Gekränktseins als Gruppe aus. Es ist Gottes Absicht, dass die Kinder Israel damals (und wir heute) auf der Grundlage dieser Opfer stehen. Wir sind niemals in der richtigen Position, mit einem anderen zu handeln, bevor Gott nicht mit dem handeln konnte, was in unserer eigenen Seele im Widerspruch zu seinem Namen steht.

Noch ein wichtiger Aspekt ist, dass das ganze Volk darin einbezogen ist. Wenn Übungen vorhanden sind, um in einem bestimmten Fall Zucht ausüben zu müssen, dürfen diese Übungen nicht auf einige Brüder beschränkt bleiben. Sie gehen die ganze örtliche Gemeinde an. Es geht dabei nicht um eine geheime Sünde, von der nur ein Einzelner weiß, sondern um etwas, das allgemein bekannt ist.

Es liegt oft wenig Kraft in der Ausübung der Zucht, weil die Übung auf Einzelne beschränkt bleibt, die eine geistliche Gesinnung zeigen. Wenn wir mit einem Zuchtfall wirklich in Gottes Gegenwart kommen, können wir nicht mehr nur entrüstet sein. Dann ist auch wirkliche Trauer über das, was unter uns geschehen ist und wozu wir auch selbst in der Lage sind, vorhanden.

Weiter ist noch von „der Lade des Bundes Gottes“ die Rede. Es ist das einzige Mal, dass im Buch Richter die Bundeslade erwähnt wird. Die Bundeslade ist ein wunderbares Bild Christi. Er ist die Grundlage für alles Handeln Gottes mit uns und unseres Handelns für Gott. Indem wir uns das immer vor Augen halten, werden wir davor bewahrt, in einem Geist zu handeln, der besser sein will als der andere. Und gerade Gericht über das Böse und die Absonderung davon ist keine Basis für Gemeinschaft; unsere Gemeinschaft als Heilige gründet sich allein auf Christus und seinen Tod. Dorthin muss Gott sein Volk durch die Züchtigung, die Er zulassen muss, bringen.

Es geht hierbei nicht um einen Vergleich zwischen Benjamin und Israel, sondern um das, was böse ist in den Augen Gottes, und dass dies auf die Weise weggetan werden muss, die Er angibt. Er kann das Böse inmitten seines Volkes nicht dulden, weil Er inmitten seines Volkes wohnt. Das gilt auf genau dieselbe Weise heute für die örtliche Gemeinde, die zum Namen des Herrn Jesus hin zusammenkommt. Er hat darüber gesagt: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“ (Mt 18:20). Das ist das einzige Motiv, weshalb die Sünde aus einer örtlichen Gemeinschaft entfernt werden muss.

Bei dem Prozess, dem Gott sein Volk unterwirft, um sie in die richtige Gesinnung zu bringen, wird auch noch der Name von Pinehas genannt. Wie schon zuvor angemerkt, zeigt dies, dass die Zeit, in der dieses Ereignis stattfindet, kurz nach der Ankunft des Volkes im verheißenen Land anzusiedeln ist. Pinehas ist ein Mann, der in der Wüste für die Ehre Gottes geeifert hat. Als das Böse in das Lager eingedrungen ist, hat er es gerichtet, indem er die Übeltäter tötet (4Mo 25:6-15).

Wir müssen mit der Eifersucht Gottes eifersüchtig sein und nicht mit unseren natürlichen Gefühlen. Bei Pinehas bestand eine heilige, priesterliche und geistliche Entrüstung. Bei ihm können wir Einsicht in Gottes Gedanken wahrnehmen. Dass das Volk zu ihm kommt, um den HERRN um Rat zu fragen, lässt uns auch erkennen, dass das Volk jetzt dort ist, wo es sein muss.

Wir können sagen, dass Paulus der Pinehas des Neuen Testaments ist. Er hat sich enorm eingesetzt, um in allen Gemeinden den Willen des Herrn bekannt zu machen. Er hat stets gekämpft, als die Gläubigen durch verkehrte Lehre oder verkehrte Praktiken von Christus abzuweichen drohten. Hoffentlich wollen wir auch ein Pinehas sein.

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