Judges 3:1-6

Einleitung

In diesem Kapitel erleben wir das Auftreten der ersten drei Richter. Von allen dreien lesen wir etwas, das ihren Personen ein niedriges Ansehen verleiht. Othniel ist der Sohn des Kenas, ein jüngerer Bruder Kalebs, Ehud ist Linkshänder, und Schamgar gebraucht im Kampf einen Rinderstachel. Im Allgemeinen erhalten solche Männer nicht die meisten Stimmen in einem Wahlkampf. Deutlich ist, dass die Männer von Gott gewählt wurden und nicht vom Volk, vom Menschen. Diese Wahl gehört zu den Wegen, die Gott in gebrochenen Situationen geht, wenn der Glanz des Anfangs verblichen ist.

Man betrachte nur die Entstehung der Gemeinde mit ihren großen Aposteln und vergleiche dies mit der späteren Situation, der des Verfalls. Am Anfang konnte der Geist mächtig wirken: eine Antwort auf die Verherrlichung Christi. Nach dem Eintritt des Verfalls sind auch die Instrumente von bestimmten Formen der Schwachheit gekennzeichnet. Luther und Calvin, Darby und Kelly, alle großen Gottesmänner in ihrer Zeit, erreichten nicht die gleiche Höhe wie Paulus und Petrus. Dennoch hat Gott sie für seine Gemeinde gebrauchen wollen, in der Reformation des 16. Jahrhunderts und in der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts. So will Gott noch immer schwache, begrenzte und unansehnliche Menschen gebrauchen, um die Befreiung seines gesamten Volkes zu vollenden.

Allgemein gesprochen, war die Reformation die Befreiung vom Joch Roms, dem Ritualismus; die Erweckungsbewegung war die Befreiung von der toten Orthodoxie, dem Rationalismus in den protestantischen Kirchen. Die Befreiung, die heute nötig ist, ist die Befreiung von dem Geist Laodizeas, dem Geist der Selbstgenügsamkeit, dem Besitzen-Wollen einer Spiritualität ohne Leben aus dem Geist. Es geht um das Erlebnis, das Gefühl: Wobei fühle ich mich gut?

Die Dinge Gottes werden nach dem Geschmack und den Gefühlen des Menschen beurteilt und nicht anhand des Wortes Gottes. Dass heute vor allem diese Feinde wirksam sind, heißt nicht, dass die alten Feinde, Ritualismus und Rationalismus, endgültig überwunden wären. Diese Feinde werden fortwährend versuchen, Gottes Volk wieder in den Griff zu bekommen. Dieser Zustand sorgt dafür, dass wir immer wieder aufs Neue mit diesen Feinden abrechnen und als Richter auftreten müssen. Wir werden dieser Erscheinung in Zukunft noch begegnen.

Kämpfen lernen

Die Ri 3:1-6 gehören zum vorhergehenden Kapitel. Sie beschreiben noch andere Gründe, warum Gott die Feinde im Land gelassen hat. Gott tut nie etwas ohne Absicht. Manchmal hat Er sogar mehrere Ziele in seinen Gedanken. Er kann mit einer bestimmten Handlung oder einem bestimmten Wort verschiedene Dinge bewirken. Worum es Gott letztlich geht, ist die Verherrlichung seiner selbst im Glück und Segen des Menschen im Allgemeinen und seines Volkes im Besonderen. Der Grund, der hier genannt wird, ist, dass Gott durch die Gegenwart der Feinde seinem Volk „den Krieg“ lehren will.

Wenn es einem Mensch ausgezeichnet geht, sein Leben verläuft erfolgreich und ohne Rückschläge, wird nicht so deutlich, was in seinem Herzen für Gott vorhanden ist. Erfolg nimmt die Untreue, die im Herzen gegenwärtig ist, nicht weg. Wenn alles ausgezeichnet läuft, gibt es keine Übungen und keine schweren Kämpfe, um zu lernen, wer Gott ist und wie zur Überwindung des Widerstandes von seiner Kraft Gebrauch gemacht werden kann. Es ist nicht Gottes Absicht, dass wir uns vom Feind, vom Bösen, überwinden lassen, sondern dass wir das Böse in seiner Kraft überwinden.

Gott weiß, was in dem Menschen ist, aber durch die zurückgelassenen Feinde wird der Mensch das auch selbst schnell entdecken. Seine Reaktion auf das Böse macht deutlich, was in seinem Herzen ist. Wenn eine echte Verbindung mit Gott vorhanden ist, wird er zu Gott gehen, wenn Gefahr droht.

Was durch Untreue entsteht – das Volk war ja untreu gewesen und hatte darin nachgelassen, alle Feinde auszurotten –, wird von Gott zum Guten gebraucht. Die Feinde, die verschont worden waren, dienten dazu, ein Geschlecht, das nicht an der Eroberung Kanaans teilgenommen hatte, kämpfen zu lehren für die Segnungen, die Gott geschenkt hatte. Durch die Anwesenheit der Feinde konnten sie erkennen lassen, ob sie das Land Gottes wertschätzten.

Wer das schätzt, was Gott gegeben hat, wird nicht zulassen, dass der Feind die Besitznahme aufhält. Er würde dafür kämpfen. Was auf diese Weise der Macht des Feindes entrückt wurde, wird eine besonders wertvolle Bedeutung haben. Im täglichen Leben ist das auch so. Unser Besitz ist doch schließlich mehr wert, wenn wir selbst dafür gearbeitet haben? Er ist in viel größerem Maße unser Eigentum. Wir genießen dann die Dinge intensiver als solche, die uns in den Schoß gefallen sind.

Zeiten des Verfalls sind Zeiten des Kampfes für jemanden, der dem Herrn treu sein will. Im zweiten Brief an Timotheus, der die Zeit des Verfalls in der Christenheit beschreibt, wird verschiedene Male über Kampf gesprochen (2Tim 2:3; 4; 2Tim 4:7). In diesen Stellen wird der einzelne Christ aufgerufen, inmitten des Verfalls treu zu bleiben. Kampf macht Überwinder offenbar (vgl. Off 2:7; 11; 17; 26; Off 3:5; 12; 21).

Bei diesem allem müssen wir uns stets vor Augen halten, dass unser Kampf sich in den himmlischen Örtern abspielt und kein Kampf gegen Fleisch und Blut ist. Die Völker, die übrig gelassen worden sind, sind ein Bild des Fleisches in uns. Doch das Fleisch ist nicht in uns gelassen worden, damit wir dem Fleisch dienen sollen, sondern damit wir lernen es zu richten. Diese Völker können auch ein Bild „eines Dornes für das Fleisch“ sein, wie Paulus diesen hatte (2Kor 12:7). Der Zweck dieses Dornes war nicht, Paulus in seinem Dienst für Gott lahm zu legen, sondern ihn klein und abhängig zu halten.

So kann es auch in unserem Leben Dinge geben, die wir gern loswerden wollen, die wir aber doch mittragen müssen. Das sind keine Sünden, denn die müssen wir verurteilen. Es geht meistens um unangenehme Dinge, die, unserer Auffassung nach, unser Funktionieren beeinträchtigen. Doch Gott hat diese Dinge zugelassen, um uns klein zu halten, damit wir besser für Ihn wirken können.

Die Feinde

Die Feinde, die namentlich genannt werden, sind „die fünf Fürsten der Philister und alle Kanaaniter und Sidonier und Hewiter“. Auch das Gebiet der Feinde wird beschrieben. Jeder Feind hat sein eigenes Arbeitsgebiet. Die Philister werden als erste genannt. So finden wir es auch in Josua 13 (Jos 13:1; 2). Dort sagt der HERR, dass noch viel Land übriggeblieben sei, um es in Besitz zu nehmen. Bei der Aufzählung des nicht eroberten Landes wird das Gebiet der Philister als Erstes genannt.

Die Philister nehmen unter den Feinden Israels eine besondere Stellung ein. Sie stellen die hartnäckigsten Feinde dar. Erst wenn David König ist, wird er diesen Feind seiner Kraft berauben, aber auch dann wird er nicht vollkommen ausgeschaltet. Auch dann noch bleibt er aktiv, auch wenn er nicht mehr Beherrscher des Volkes ist.

Es ist bemerkenswert, dass hier nicht das Volk der Philister genannt wird, sondern „fünf Fürsten der Philister“. Im gerade angeführten Josua 13 lesen wir über dieselben fünf Fürsten (Jos 13:3); dort werden auch die Namen der Orte, über die sie herrschen, aufgezählt. Drei der Orte hat Juda eingenommen (Ri 1:18). Doch hier erweist sich, dass sie das nicht ausreichend getan haben.

Die Philister bilden ein Volk, das sich im Land eingenistet hat und es für sich selbst beansprucht. In 2. Mose 13 lesen wir, dass Gott sein Volk aus Ägypten ziehen lässt, und „da führte Gott sie nicht den Weg durchs Land der Philister, obwohl er nahe war“ (2Mo 13:17). Über das Land der Philister wäre es der kürzeste Weg nach Kanaan gewesen. Dennoch war es nicht der Weg, den Gott seinem Volk anwies. Gott hatte einen anderen Weg für sie bereit, einen Weg, auf dem sie Erfahrungen mit Ihm machen werden und durch den sie Ihn und auch sich selbst besser kennenlernen.

Die Philister sind über einen anderen Weg in das Land hineingekommen. Sie sind ein Bild eines Volkes, das nicht die Erlösung aus Ägypten kennt, obgleich sie wohl damit verbunden sind. Sie kommen ursprünglich aus Ägypten. In 1. Mose 10 wird Mizraim als ein Vorvater der Philister erwähnt, und Mizraim ist Ägypten (1Mo 10:13). Dies bedeutet, dass sowohl Israel als auch die Philister mit Ägypten zu tun hatten.

Der Unterschied besteht darin, dass Israel dort in der Sklaverei gewesen und von Gott erlöst worden ist, während die Philister ein Nomadenvolk sind, das Ägypten zwar verlassen hat, aber nie die Erlösung gekannt hat. Auch wissen sie nichts von Erfahrungen mit Gott in der Wüste und von einem Durchzug durch den Jordan, um in das verheißene Land zu kommen.

Die Philister stellen Menschen vor, die sagen, dass sie Christen seien, die aber kein Leben aus Gott haben. Sie haben nie aufrichtig ihre Sünden vor Gott bekannt und haben kein Teil an der Erlösung durch den Glauben an den Herrn Jesus. Es sind Namenschristen. Es sind Menschen, die sich in ihrem so genannten Christsein von eigenen Gedanken und Gefühlen leiten lassen.

Namenschristen machen sich die Bibel gefügig. Sie dienen Gott auf die Weise, die ihnen am besten erscheint. Ihre Religion wird von den „fünf Fürsten“ bestimmt. Wir könnten dies mit den fünf Sinnen des Menschen vergleichen. Der Namenschrist lässt sich in seinem Gottesdienst durch das, was er hört, sieht, riecht, fühlt und schmeckt leiten, also ausschließlich von seiner eigenen Wahrnehmung und nicht vom Geist Gottes, denn den besitzt er nicht.

Diese Weise des Gottesdienstes kommt in der Christenheit allgemein vor. Nichts von dem, was Gott sagt, ist maßgebend, sondern was der Mensch empfindet. Wenn die Meinung von Namenschristen in den Dingen Gottes ausschlaggebend wird, haben gleichsam die Philister die Zügel in der Hand und das Volk wird des Segens Gottes und des Genusses davon beraubt.

Über den zweiten hier genannten Feind, die Kanaaniter, ist schon einiges bei der Betrachtung von Richter 1,9 geschrieben. Bei Ri 3:5 dieses Kapitels wird noch etwas hinzugefügt.

Der dritte Feind kommt aus Sidon. Das liegt im Gebiet Asers (Ri 1:31). Durch die Untreue Asers ist auch dieser Feind noch am Leben und übt seinen Einfluss aus. Dadurch beginnen die Israeliten, den Göttern Sidons zu dienen (Ri 10:6). Aus der Gerichtsprophetie über Sidon (Hes 28:21-24) wird deutlich, dass Sidon für Israel ein „stechender Dorn“ und ein „schmerzender Stachel“ gewesen ist. Gott wirft dieser Stadt vor, dass die Bewohner sich selbst mit seinem, Gottes, Silber und Gold bereichert haben und dass sie mit seinem Volk als Handelsware gehandelt haben (Joel 4:4-6).

Der Feind, den Sidon uns vorstellt, ist die Sucht nach Reichtum. Wenn die Geldsucht das Volk Gottes zu beherrschen beginnt, wird sie zu einer Plage, durch die Gottes Segnungen nicht genossen werden können. Die Beziehung zwischen der Geldsucht Sidons und dem Schmerz, den Sidon dem Volk Gottes zu allen Zeiten beibringt, kommt treffend in 1. Timotheus 6 zum Ausdruck. Dort lesen wir: „Denn die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen, der nachstrebend einige von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben“ (1Tim 6:10). Könnte es deutlicher gesagt werden?

Über die Hewiter wird bei Ri 3:5 etwas gesagt werden.

Den Geboten gehorchen

Am Ende des vorherigen Kapitels wurde Israel auf die Probe gestellt, „ob sie den Weg des HERRN bewahren“ würden (Ri 2:22). Jetzt finden wir wiederum einen anderen Gesichtspunkt, warum die Feinde im Land geblieben sind. Das Ziel ist hier „Israel durch sie zu prüfen, um zu wissen, ob sie den Geboten des HERRN gehorchen würden, die er ihren Vätern durch Mose geboten hatte“. Die Gegenwart der Feinde war also auch ein Test, ob sie sich an das Wort Gottes halten würden.

Kurzum, es geht um den Weg des HERRN (Ri 2:22) und um das Gesetz des HERRN (Ri 3:4; vgl. 5Mo 8:2).

Auf unserem Lebensweg ereignen sich allerlei Dinge, auf die wir reagieren, bewusst oder unbewusst. Durch unsere Reaktion hierauf lassen wir erkennen, ob wir Gott und seine Interessen berücksichtigen oder ob wir mit uns selbst und unseren eigenen Interessen beschäftigt sind.

Inmitten der Heiden

Die Gegenwart der Völker, in deren Mitte Israel wohnte, war durch die Untreue Israels in der Vergangenheit verursacht worden. Aber Gott lässt es nicht dabei bewenden. Er gebraucht diese Völker, um die Treue seines Volkes auf die Probe zu stellen. Er überlässt sie den Ergebnissen ihres Ungehorsams, aber er tut das, damit sie wieder nach Ihm zu fragen anfangen.

Tag für Tag lebten sie inmitten dieser Heiden. Sie wurden dadurch fortwährend auf die Probe gestellt, ob sie dem HERRN treu und gehorsam bleiben und diese Feinde hinterher verjagen würden. Ihre Gegenwart stellte einerseits ein Zeugnis ihrer Untreue in der Vergangenheit dar, und andererseits war es eine Herausforderung, ihre Feinde zu vertreiben und das in Besitz zu nehmen, was Gott ihnen geschenkt hatte, oder wiederherzustellen, was ihnen verloren gegangen war.

Was stellen diese Feinde nun genau vor? Es sind die geistlichen Mächte, die das Verhalten des Volkes Gottes beeinflussen wollen. Welche Art Einflüsse das sind, können wir aus der Bedeutung ihrer Namen schließen. Diesen Einflüssen ist jeder Christ oder jede Gemeinschaft von Christen ausgesetzt. Geben wir ihnen nach, lassen wir uns von diesen Feinden beeinflussen, oder gehen wir auf sie los und schlagen sie mit Gottes Wort? Das ist für uns der Test in geistlichem Sinn, wie es für Israel im buchstäblichen Sinn ist.

Die Kanaaniter

Hinsichtlich der Bedeutung des Namens („Kaufmann“) kann noch eine Anwendung gemacht werden, die wir vielleicht wiedererkennen. Manchmal können wir uns, ohne dass wir es selbst wissen oder wollen, leicht von diesem Feind beeinflussen lassen. Dabei geht es jetzt nicht um den in Richter 1 behandelten finanziellen Nutzen. Man kann auch in sozialer Hinsicht Nutzen zu ziehen. Etwas kann jemandem einen bestimmten Status verleihen.

Manche Großen der Welt pochen besonders darauf, dass sie Christen seien. Wer sich bei solchen prominenten Herren einschmeicheln will, wird sich für einen Christen ausgeben müssen und sich christliche Werte zulegen müssen. Das christliche Gut wird auf diese Weise zu einem Handelsartikel gemacht. Es geht nicht um die Frage, ob jemand wirklich Christ oder nur Namenschrist ist. In vielen Fällen kann allein Gott diese Frage beantworten. Worum es geht, ist die Handlungsweise, die Weise, wie mit den Dingen Gottes umgegangen wird.

Unlängst las ich in einer Zeitung eine Illustration davon. Es wurde eine Rangliste der sechs Lieblingsprediger des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton (Präsident von 20.01.1993 bis 20.01.2001) publiziert. Wofür soll das nun gut sein, fragt man sich. Wenn man dazugehört, kommt das natürlich gut an, besonders, wenn man die Nummer 1 für ihn ist. Es stellt die Person des Predigers ins Zentrum und auch seine Anhängerschaft. Das bringt Gewinn. Wenn du für Clinton Nummer 1 oder 5 oder 6 bist, werden viel mehr Menschen kommen, die sich dir und deiner Gruppe anschließen wollen. Viele Menschen identifizieren sich lieber mit einer gefeierten Person als mit einem verworfenen und verachteten Christus. Wie Gott den Wert und Nutzen einer solchen Rangliste beurteilt, werden wir getrost Ihm überlassen.

Die Hethiter

Ihr Name bedeutet „Söhne des Schreckens“. Ihr Einfluss besteht darin, Menschen Angst einzuflößen. Dieser Feind ist darauf aus, die Christen mundtot zu machen. Seine erprobte Waffe ist Angst. Viele Christen haben Angst, ihren Mund aufzutun, um von ihrem Herrn zu zeugen! Es kann dabei um ein Wort unbekehrten Menschen gegenüber, aber auch um ein Wort inmitten der Gläubigen gehen.

Warum beteiligen sich so wenige Gläubige an Evangelisationen? Warum öffnen so wenige Männer in der Gemeinde ihren Mund, um Gott zu danken oder um zu beten? Angst hat das Volk Gottes im Griff. Angst davor, sich zu blamieren, sein Gesicht zu verlieren. Angst, weil man viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt bist. Wenn das Herz vom Herrn Jesus voll ist, werden Angst und Scheu überwunden, denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über (Mt 12:34b). Das Vorhandensein dieses Feindes ist die Herausforderung, sich mit dem Herrn Jesus zu beschäftigen. Dann kann er geschlagen werden.

Die Amoriter

Sie sind die „Redner“, das ist eine der Bedeutungen ihres Namens. Es ist ein ganz anderer Feind als der vorherige, der jemanden mundtot macht. Aber jemand kann auch viel reden, ohne wirklich etwas zu sagen. Ein leichter Redner gebraucht viele Worte. Aber beachte, es betrifft hier einen Feind. Es geht um Reden als negative Eigenschaft.

Es gibt Christen, die Angst haben, vom Herrn Jesus zu zeugen, die aber sehr wohl ganze Geschichten über christliche Werte erzählen können. Man blicke nur einmal auf die „christliche“ Politik. Dieser Feind muss durch Gemeinschaft mit dem Herrn überwunden werden. Wenn „Christi Sinn“ (1Kor 2:16) das Gedankenleben zu lenken anfängt, werden die „Redner“ geschlagen. Dann bekommen die Worte Inhalt und bewirken etwas in denen, die sie hören.

Die Perisiter

Perisiter bedeutet unter anderem „Regierende“. Sie stellen eine geistliche Klasse vor, die über dem gewöhnlichen Volk steht. Sie sind die Menschen, die es wissen können, denn sie haben ja schließlich dafür studiert. Jemand, der nicht studiert hat, keine Titel vor seinem Namen hat, kann nicht mit Autorität sprechen. In einer Gemeinschaft, in der dies gilt, sind die Perisiter die Chefs.

Der Unterricht des Herrn Jesus wurde nicht angenommen, unter anderem, weil Er nicht die Papiere besaß, die man für nötig erachtete (Joh 7:15). Heute läuft das immer noch so. Jemand, der keine anerkannte theologische Ausbildung abgeschlossen hat, wird in großen Teilen der Christenheit nicht ernst genommen, wie sehr er auch die Wahrheit Gottes reden mag. Es wird einfach nicht auf ihn gehört. Dieser Feind wird besiegt, wenn man auf das hört, was der Herr Jesus in Lukas 22 sagt (Lk 22:25-27).

Die Hewiter

Die Hewiter bilden das Gegenstück zu den Perisitern. Sahen wir in den Perisitern die „Regierenden“, so können wir in den Hewitern die „Dorfbewohner“ sehen. Das ist die Bedeutung ihres Namens. Sie sind die gewöhnlichen Menschen, die Laien. Sie kümmern sich nicht um die Auslegung der Bibel. Dafür haben sie ihre „Regierenden“, die von ihnen bezahlt werden. Der Komfort dient dem Menschen, und wenn man auch noch dafür bezahlt, kann man damit das Gewissen beruhigen. Viele Christen finden es sehr angenehm, wenn sie keine Verantwortung zu tragen brauchen; sie enthalten sich jeglicher Aktivität.

In 1. Korinther 12 begegnen wir sowohl den Perisitern als auch den Hewitern. Dort hören wir jemanden sagen, dass er „nicht von dem Leib“ sei (1Kor 12:15; 16). Es scheint, als ob hier die „Hewiter“ das Sagen haben. Obwohl es in diesen Versen um jemand geht, der mit dem Platz, den er im Leib hat, unzufrieden ist, können wir doch diesen Feind darauf anwenden. Das Ergebnis der Bequemlichkeit und Unzufriedenheit ist nämlich dasselbe: Es geschieht nichts.

Jedes Kind Gottes hat seinen eigenen, einzigartigen Platz im Leib, der Gemeinde, und darf, ja muss sogar, die dazugehörige Funktion ausüben. Seine Funktion dient zum Nutzen des ganzen Leibes, oder der ganzen Gemeinde.

Wir belauschen auch einen „Perisiter“ (1Kor 12:21; 22). Er bringt es allein schon fertig und hat die anderen nicht nötig. Er steht darüber (vgl. 3Joh 1:9; 10).

Beide Feinde werden überwunden, indem wir auf das achten, was Gott gewollt hat (1Kor 12:18; 25). Gott will, dass dies in der örtlichen Gemeinde sichtbar wird (1Kor 12:27). Darum müssen diese Feinde „verjagt“ werden.

Die Jebusiter

Sie schließen die Reihe. Die Bedeutung ihres Namens, „Zertrampler“, gibt das Endergebnis alles dessen an, was wir in den vorherigen Feinden wahrgenommen haben. Sie zertrampeln alles, was von Gott ist. Sie überrennen es. Sie gleichen den Hunden und den Schweinen von Matthäus 7 (Mt 7:6). Der Herr Jesus warnt in diesem Vers seine Jünger, ihnen „das Heilige“ und „eure Perlen“ nicht zu geben, denn sie werden es zertrampeln und zerreißen.

Bei dem Ausdruck „das Heilige“ können wir zum Beispiel an das Abendmahl denken. Das ist nicht für unbekehrte Menschen, sondern ausschließlich für diejenigen, die durch die Bekehrung zu Gott und den Glauben an den Herrn Jesus zur Gemeinde gehören. Ungläubige begreifen nichts von der Bedeutung des Abendmahls. Sie haben kein Teil am Erlösungswerk des Herrn Jesus. Das Einzige, was sie mit dem Abendmahl tun können, ist es mit ihren Füßen zu zertrampeln.

Bei dem Ausdruck „eure Perlen“ können wir an die kostbaren Wahrheiten denken, die in der Bibel über die Gemeinde und über so viele Segnungen des Gläubigen stehen. All diese Wahrheiten sind nicht für Ungläubige, sondern für Gläubige bestimmt. Unbekehrte Menschen können diese kostbaren Wahrheiten nicht schätzen. Sie machen sie lächerlich und verspotten sie. Darum sollen wir mit ihnen nicht darüber sprechen.

Dieser Feind kann überwunden werden, wenn wir darauf achten, dass keine Unbekehrten zum Tisch des Herrn zugelassen werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass jemand, der kein Leben aus Gott hat, am Dienst in der Gemeinde teilnehmen kann. Dies ist durch die Ausübung von Zucht in der Gemeinde möglich, wie sie die Schrift unter anderem in 1. Korinther 5 anweist (1Kor 5:1-13). Dies ist auch möglich, wenn wir uns an das halten, was Paulus in 2. Korinther und in 2. Timotheus 2 sagt (2Kor 6:14-18; 2Kor 7:1; 2Tim 2:16-22).

Heiraten und anbeten

Der Feind weiß, wie er sich die Israeliten erfolgreich unterwerfen kann. Das glückt ihm am besten über die Liebe. Er überlegt folgendermaßen: „Lass unsere Mädchen ruhig Männer aus Israel heiraten und lass die Mädchen aus Israel ruhig unsere Männer heiraten. Nach einer Weile werden die Israeliten gewiss unsere Gewohnheiten übernehmen. Sie werden zum Schluss sogar anfangen, unsere Götter anzubeten.“

Diese Denkweise hat sich als erfolgreich erwiesen. Wenn nicht im Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber mit dem Feind abgerechnet wird, wird eine Liebesbeziehung entstehen. Das bedeutet den Untergang des Volkes Gottes. Es ist unmöglich, neutral mit dem Feind umzugehen. Der Feind hält sich selbst nie für geschlagen und wird jede Gelegenheit beim Schopf packen, um sich Gottes Volk zu unterwerfen.

Das Gleiche gilt für uns. Wenn wir uns in der Gesellschaft der Welt heimisch fühlen, werden wir uns damit verbinden, obwohl wir Christen ein Volk sind, das genauso wie Israel allein, das heißt, abgesondert von der Welt, wohnen soll (4Mo 23:9b; vgl. Joh 17:16). Der nächste Schritt ist, dass den Göttern der Welt gedient wird. So geht es oft: zuerst zusammen essen und trinken, dann heiraten oder eine Verbindung eingehen, und schließlich zusammen anbeten.

In 4. Mose 25 und in 1. Korinther 10 trifft man verschiedene negative Geschichten an, die dasselbe Ergebnis erkennen lassen (4Mo 25:1; 2; 1Kor 10:7; 8). Essen und Trinken sind in diesen Fällen keine für sich stehenden Dinge. Sie werden vom Feind dazu gebraucht, Kontakte entstehen zu lassen. Diese Kontakte werden ganz allmählich zu engeren Banden, bis das engste und weitestgehende Band, das der Ehe, eingegangen wird. Ein nächster, kaum zu vermeidender Schritt besteht darin, den Göttern des Ehepartners zu dienen.

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