Judges 5:12

4. Die Rolle der einzelnen Stämme

Ri 5:12. Es ist möglich, dass es im Leben Deboras auch eine Periode der Lauheit gegeben hat. Damals hatte sie der Zustand, in dem sich das Volk Gottes befand, nicht so tief berührt. Sie kommt zum Bewusstsein, dass es in ihrem Leben anders laufen muss. Sie ruft sich selbst dazu auf, ein Lied zu singen. Es kann sein, dass hier ein Kriegslied gemeint ist, um anzudeuten, dass sie wieder kampffähig ist. Erst nachdem sie zu sich selbst gesprochen und erkannt hat, dass sie selbst zuerst wieder wach werden musste, wendet sie sich an Barak.

Manchmal müssen wir uns selbst wachrütteln und uns einmal richtig anpacken, um uns dessen bewusst werden zu können, dass wir uns nicht gut beschäftigen. Es ist möglich, dass wir durch alle angenehmen Dinge des Lebens eingenickt sind. Wir haben dann keine geistliche Aktivität mehr, wir sind mit unseren gesellschaftlichen und materiellen Interessen beschäftigt. Wir sitzen zwar in den Zusammenkünften, doch wir sind eigentlich nicht davon betroffen. Wir lesen zwar in der Bibel, doch sie berührt uns nicht wirklich. Dann dürfen wir nicht weiterschlummern, sondern es wird Zeit, dass wir wach werden und unsere Augen für die Dinge öffnen, die wirklich wichtig sind.

Falls jemand sich in einer solchen Phase befindet, dann soll er zu sich selbst sprechen und anfangen, es anders zu machen, motiviert von Gottes Liebe zu ihm und zu seinem Volk. Mit seiner Kampfbereitschaft kann er danach anfangen, andere dazu zu erwecken, aktiv zu werden und den Kampf anzugehen, so wie Debora das bei Barak tut. Sie spornt ihn an, aufzustehen und seine Kriegsgefangenen wegzuführen. Was hier zu Barak singend gesprochen wird, wird auch Gott (Ps 68:18) und Christus (Eph 4:8) zugeschrieben. Barak ist hier also ein Bild Christi.

Ri 5:13. Der Ausdruck „da zog hinab eine Überrest“ zeigt an, dass die Zeit der Unterdrückung ihren Tribut gefordert hatte. Viele waren im Kampf gefallen; es war kein zahlreiches Volk, das übriggeblieben war. Aber der HERR hatte für sie eine besondere Belohnung: Sie durften über ihre Feinde herrschen. „Was entronnen war“ bildet zugleich „das Volk des HERRN“. Das ganze Volk des HERRN besteht also aus Menschen, die dem Feind entronnen sind. Das ganze Volk, das noch da ist, ein Überrest, ist in seiner Existenz ein Zeugnis der Gnade Gottes. Alle hatten doch gesündigt und waren von dem HERRN abgewichen? Dass überhaupt noch Menschen übriggeblieben sind, ist allein seiner Gnade zu verdanken.

So wird es in der Zukunft auch Israel ergehen. Um ihrer Sünden willen werden sie in eine große Drangsal kommen. Der Herr Jesus sagt darüber: „Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch errettet werden“ (Mt 24:22). Aber auch dann wird ein Rest, ein Überrest, errettet werden, und dieser wird dann „ganz Israel“ sein, das „errettet werden“ wird (Röm 11:26).

Ri 5:14. Ephraim und Benjamin, die beiden Stämme, die im Süden wohnen, werden zuerst genannt. Makir bildet einen Teil des halben Stammes Manasse, der im Land wohnt (vgl. Jos 13:30; 31). Sebulon wird auch noch in Ri 5:18 erwähnt und für seinen Mut gepriesen. Zusammen mit Naphtali hatte Sebulon auf den Aufruf Baraks in Richter 4 reagiert (Ri 4:10), vielleicht wegen ihrer Verbindung mit Debora.

Der Stamm Ephraim gibt das gute Vorbild. Sie wohnten inmitten der Amalekiter, die ein Bild des Fleisches sind. In Ephraim sehen wir hier Menschen, die den Lüsten des Fleisches nicht nachgeben, sondern sich für die Belange Gottes und seines Volkes einsetzen wollen. Das gute Vorbild lässt Gutes folgen: Benjamin geht hinter Ephraim her, um mit ihm zu kämpfen.

Von Makir, Manasse, schlossen sich die Führer den Kämpfern an. Sie fühlten ihre Verantwortung. Von Sebulon werden diejenigen besonders erwähnt, „die den Feldherrnstab halten“. Dies sind die Offiziere, welche die Namen von Freiwilligen notierten. Sie waren Werber. Diese Menschen tun ihr Bestes, um andere in den Kampf mit einzubeziehen. Sie denken nicht, dass sie es allein schon fertig brächten. Wir können hieraus lernen, dass wir einander im Kampf nötig haben.

Ri 5:15; 16. Issaschar ist auch ein Stamm, der sich voller Hingabe in den Kampf stürzte. Sowohl der Name Deboras als auch der von Barak werden in diesem Vers an diesen Stamm gekoppelt. Die Fürsten von Issaschar teilten die Überzeugung Deboras. Sie „waren mit Debora“. Von diesem Stamm ging eine stimulierende Wirkung auf Barak aus: „Und Issaschar gleich Barak.“ Wir dürfen hinter Menschen stehen, die einen guten Blick auf das haben, was Gottes Wort sagt, und werden dann selbst auch wieder andere stimulieren.

Nach dem Preisen einiger Stämme, die sich für die Belange des Volkes Gottes eingesetzt haben, spricht Debora über andere Stämme, die abwichen. Was sie darüber sagt, ist lehrreich für uns. Ruben hatte wohl darüber nachgedacht, seine Zeit und seine Kräfte dem Kampf zu widmen.

Was war das Hindernis? Ruben hat viel Vieh. Die Herden Rubens haben ihn auch bereits daran gehindert, seinen Anteil des Landes in Besitz zu nehmen (4Mo 32:1). Er hat sich mit dem begnügt, was jenseits des Jordan war. Nun forderte man ihn dazu auf, sich seinen Brüdern anzuschließen und mit ihnen den Feind zu bekämpfen. Er denkt und überlegt – das wird zweimal von ihm gesagt! – und er tut es nicht. Seine eigenen Dinge sind wichtiger als die Interessen Gottes.

Wir haben auch so unsere Überlegungen bei der Teilnahme am Kampf für Gottes Volk gegen den Feind. Immer wieder aufs Neue ergeben sich solche Gelegenheiten. Wir werden gefragt, ob wir bei der Verteilung von Traktaten oder bei der Straßenevangelisation oder anderen geistlichen Aktivitäten mitwirken wollen. Diese kosten Zeit und Anstrengung. Jedes Mal, wenn so etwas auf uns zu kommt, ist das ein entscheidender Moment, durch den sich zeigen wird, wie wir unsere Prioritäten verteilen. Suchen wir das Unsere, oder das, was Jesu Christi ist (Phil 2:21)? Es gibt Christen, die wirklich wollen; sie sind voller guter Vorsätze und haben sogar manchmal gute Ideen. Doch im entscheidenden Augenblick springen sie ab. Die Dinge des Lebens, die eigenen Interessen, sind für sie ausschlaggebend. Das ist Ruben.

Ri 5:17. Gilead liebte seine Ruhe. Stell dir vor, dass du müde werden solltest! Angenehm in deinem bequemen Sessel, dein Lieblingsprogramm vor der Nase, das du nicht für einen geretteten Sünder oder wiederhergestellten Heiligen missen wolltest.

Der Stamm Dan war zu sehr mit Geschäften beschäftigt. Sie hatten einen großen Betrieb mit internationalen Kontakten. Die Geschäfte und der Profit waren wichtiger als der Kampf für die Brüder und das Erbteil des HERRN.

Aser tat überhaupt nichts. Er pflegte den Müßiggang und kümmerte sich um nichts. Er saß hinter einem Getränk auf der Terrasse und vergnügte sich, indem er sich die Menschen anschaute, die vorbeiliefen.

Ri 5:18. Welch einen Gegensatz stellen dann Sebulon und Naphtali zu den eben erwähnten Stämmen dar. Sie sind die wahren Überwinder, die überwinden, indem sie ihr Leben aufs Spiel setzen (vgl. Off 12:11; Lk 12:26). Sie lieben Gott mehr als sich selbst und stellen das unter Beweis, indem sie ihr Leben aufs Spiel setzen.

Auch wir können das, wenn wir sehen, wie Gott uns geliebt hat. Diese Liebe ist deutlich in dem zu sehen, was der Herr Jesus am Kreuz tat. Wenn wir das sehen, kann dann etwas anderes von uns erwartet werden? „Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben“ (1Joh 3:16).

Paulus war so jemand, der der Liebe Gottes mit einem Leben entsprach, in dem er sich selbst außer Acht ließ, um anderen zu dienen. In Apostelgeschichte 20 zeugt er davon: „Aber ich nehme keine Rücksicht auf mein Leben als teuer für mich selbst, damit ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium der Gnade Gottes“ (Apg 20:24). Paulus sagt über einen anderen Knecht, dass dieser „um des Werkes Christi willen … dem Tod nahe gekommen“ ist (Phil 2:30). Wo sind heutzutage solche Männer und Frauen zu finden? Willst du solch ein Mensch sein?

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