Judges 6:8

Ein Prophet und seine Botschaft

Das Geschrei der Israeliten wird von Gott beantwortet, allerdings nicht mit einer direkten Befreiung. Die Antwort Gottes ist nicht das, was sie erwartet hatten. Bevor Gott sein Volk zu befreien beginnt, muss erst etwas anderes geschehen. Um das zu bewirken, bedient Gott sich zum ersten Mal in diesem Buch eines Propheten. Gott will nämlich, dass sein Volk die Sünde in ihrem Gewissen zu fühlen beginnt.

Ihr Geschrei war offenkundig nur die Folge ihres Elends und wurde nicht durch dessen Ursprung verursacht. Gottes heilige Weisheit offenbart als Antwort auf ihr Geschrei, durch den Propheten, die Ursache ihres Elends, damit das Volk zu einer gründlichen Verurteilung dieser Ursache kommt. Allein dann kann von einer dauerhaften Wiederherstellung die Rede sein.

Der Prophet spricht durch den Geist Gottes, der das Gewissen des Volkes wachrüttelt und erkennen lässt, wo es abgewichen ist. Das ist keine Aufgabe, die mit Dank aufgenommen wird. Jeremia hat am eigenen Leib erfahren, wie man ihm wegen der Worte, die er im Namen Gottes sprach, nach dem Leben trachtete. Ja, solange Propheten Dinge sagen, die Menschen gerne hören, brauchen sie nichts Böses zu befürchten (Jes 30:10). Solche Propheten haben oft großen Erfolg, aber das Resultat wird nicht von langer Dauer sein.

Wenn Gott einen Propheten sendet, der das Volk auf sein Versagen hinweist, geschieht das, damit das Verkehrte eingesehen und bekannt wird, so dass für Gott der Weg wieder frei ist, sie zu segnen. Gottes Endziel ist immer Segen. Darum kann ein Bekenntnis keine flüchtige, oberflächliche Sache sein. Ein solches Bekenntnis bewirkt keine echte Bekehrung. Wenn im Leben eines Gläubigen etwas schiefgegangen ist, ist es notwendig, dass nicht allein der Fehler bekannt wird, sondern auch seine Ursache eingesehen wird. Jemand wird erst wiederhergestellt, wenn er zu der aufrichtigen Erkenntnis gekommen ist, dass seine Sünde aus seiner sündigen Natur hervorging.

Eine Sünde ist kein Schönheitsfehler, sondern sie ist eine Äußerung des sündigen Fleisches, das nicht an dem Ort gehalten worden ist, wo es hingehört, nämlich im Tod. Wer dies aufrichtig anerkennt, sucht keine Entschuldigungen für seine Handlungsweise mehr, er sucht auch nicht nach mildernden Umständen. Ehrliches Selbstgericht, ohne andere für schuldig oder mitschuldig zu erklären, ist der beste Beweis für die Wahrhaftigkeit des Bekenntnisses eines Menschen.

Der Name des Propheten wird nicht genannt, er tut nichts zur Sache. Bei einem Propheten geht es um seine Botschaft. Er zeugt von Gottes Taten zugunsten seines Volkes in der Vergangenheit. Aufseiten Gottes gibt es kein Versagen. Der Prophet stellt die Treue Gottes dem Ungehorsam des Volkes gegenüber. Das Gute, das Gott für sie getan hatte, hätte Anlass genug dafür sein müssen, Ihm treu zu bleiben. Außerdem hatte er sie gewarnt, keine anderen Götter zu verehren. Leider muss das Schlusswort, die Schlussfolgerung des Propheten sein: „Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht.“ Diese Aussage muss tief in das Gewissen des Volkes dringen und dort ihr heilsames Werk tun.

Inzwischen wird das Werkzeug für seine Aufgabe zubereitet. Ihn, Gideon, hat Gott dazu auserwählt, sein Volk zu erlösen.

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