Judges 8:18

Sebach und Zalmunna getötet

Der Sieg ist errungen, doch er muss noch abgerundet werden. Die Gefahren sind noch nicht definitiv verschwunden. Nach dem Sieg treten einige subtile Gefahren ans Licht, und zwar in Form von schmeichelnden Worten. Das erste Mal kommen diese aus dem Mund des Feindes. Nach dem Schwert des Feindes bekommt Gideon es nun mit seinem Mund zu tun. Möglicherweise hat der Sieg Gideon doch ein wenig selbstsicher gemacht; er scheint jedenfalls seine Abhängigkeit von dem HERRN einigermaßen zu verlieren.

Warum beginnt er, mit seinen Feinden zu sprechen? Es ist doch deutlich, dass sie umgebracht werden müssen? Er will sie zur Verantwortung für den Mord an seinen Brüdern ziehen. Aber indem er mit ihnen ins Gespräch kommt, öffnet er sich für ihren Einfluss. Es ist genauso wie bei Eva, die auch mit der Schlange, dem Teufel, ins Gespräch kommt und dadurch unter seinen Einfluss gelangt (1Mo 3:1-7). Es hatte für sie und für das ganze Menschengeschlecht fatale Auswirkungen.

Jetzt, wo ihre Macht gebrochen ist, versuchen die beiden Könige Gideon mit ihren schmeichelnden Worten zu betören. Und obwohl er nicht unter dem Eindruck ihrer Schmeichelei steht, scheint er sich doch nicht ganz ihrem Einfluss entziehen zu können. Er verliert das wahre Verständnis der Macht des Feindes und sagt zu seinem Sohn, dass er sie töten solle. Das ist anders, als wir es in Josua 10 lesen, wo Josua fünf Könige gefangen genommen hat (Jos 10:22-27). Den Auftrag, diese Könige zu töten, erteilt Josua nicht jungen Männern, sondern „den Anführern der Kriegsleute, die mit ihm gezogen waren“ (Jos 10:24).

Es ist nicht wahrscheinlich, dass der Junge zu den 300 Mann gehörte. Der Junge ist ängstlich, und alle, die Angst gezeigt haben, sind schon weggegangen, bevor der Kampf beginnt. Gideon überschätzt die Kraft seines Sohnes. Das ist eine Lektion für alle Eltern, und Führer, die mit einer gewissen Genugtuung bemerken, dass ihre natürlichen oder geistlichen Kinder am geistlichen Kampf mitwirken. Sie dürfen sich nicht dazu verführen lassen, von ihnen Dinge zu verlangen, die ihre geistliche Kraft übersteigen. Oft sind dies die Situationen, in denen die Macht des Feindes unterschätzt wird.

Nach dieser „Niederlage“ Gideons lässt der Feind wiederum schmeichelnde Worte hören, diesmal mit herausfordernden Worten. Ihre Äußerung hat mit der Ehre zu tun, an die sie sich selbst halten wollen: Sie wollen lieber durch die Hand des Anführers als durch die Hand eines Jungen sterben. Gideon nimmt diesmal die volle Verantwortung auf sich und tötet die beiden Könige.

Er nimmt jedoch etwas von ihnen als eine Art Kriegsbeute mit, eine Trophäe, ein Gedenkzeichen des Sieges. Es ist möglich, dass die Halbmonde, die er von den Kamelen der Könige holt, darauf hinweisen, dass die Midianiter Anbeter des Mondgottes waren. Es ist ein Symptom, das andeutet, dass Gideon nicht Gott alle Ehre gibt und selbst auch eine Erinnerung an den Sieg, den er errungen hat, aufbewahren will.

Von keinem der anderen von Gott gegebenen Richter lesen wir, dass sie etwas Derartiges getan hätten. Allein Simson geht noch einen Schritt weiter. Bei ihm sehen wir nicht, dass er etwas von dem Feind nimmt, sondern jemand. Diese sorgt dafür, dass er in seinem Dienst versagt und endgültig zu Fall kommt. Bei Gideon geht es nicht so weit. Aber es scheint so, als ob der Keim für sein kommendes Versagen hier gelegt ist.

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