Luke 10:40

Martha und Maria

Ab Lk 10:38 bis zu Kapitel 11,13 macht der Herr seine Jünger mit den großen Segensquellen bekannt: mit dem Wort, dem Gebet und dem Heiligen Geist. Diese drei Mittel sind entscheidend für das gesamte Leben als Christ. Es geht dabei darum, auf Gott zu hören, zu Ihm als Vater zu gehen und sich der Leitung und Kraft des Heiligen Geistes anzuvertrauen. Das kennzeichnet den Bereich der Herberge in dem Gleichnis, und durch diese Mittel wird ein himmlisches Volk auf der Erde gebildet, das die Atmosphäre des Himmels atmet.

Der Herr Jesus ist mit seinen Jüngern nicht „zufällig“ unterwegs wie der Priester und der Levit. Sein Ziel ist Jerusalem. Auf dem Weg dorthin kommt Er in ein Dorf, wo eine Frau, Martha, Ihn gastlich in ihr Haus aufnimmt. Es ist gleichsam die Herberge aus dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Dort ist Er, und dort redet Er sein Wort zu denen, die zu seinen Füßen sitzen, um seinem Wort zuzuhören.

Martha hat noch eine Schwester. Sie heißt Maria. Von ihr berichtet Lukas, dass sie sich „auch“ zu den Füßen des Herrn Jesus niedersetzte und seinem Wort zuhörte. Das Wörtchen „auch“ ist bezeichnend, denn es bedeutet, dass sie nicht nur dasaß und zuhörte, sondern auch Martha half beim Dienen.

Maria weiß die Fürsorge, die der Samariter für sie hat, zu schätzen. Wir finden sie dreimal zu den Füßen des Herrn. Hier, um seinem Wort zuzuhören; beim zweiten Mal, als sie dem Herrn zu Füßen fällt und Ihm ihren Kummer bringt, dass ihr Bruder gestorben ist (Joh 11:32). Beim dritten Mal ist sie da, um seine Füße zu salben: Damit drückt sie ihre Anbetung im Blick auf seinen Tod und sein Begräbnis aus (Joh 12:3). Sie hat Ihn zu seinen Füßen kennengelernt, als sie Ihm zuhörte.

Während Maria zu den Füßen des Herrn sitzt, ist Martha sehr beschäftigt. Es ist auch keine Kleinigkeit, wenn man plötzlich dreizehn Männer zu versorgen hat. Es nervt sie, dass ihre Schwester so ruhig dasitzt und sie allein dienen lässt. Dazu nimmt sie es auch dem Herrn übel, dass Er Maria nicht drängt, ihr zu helfen. Sieht Er denn nicht, wie viel zu tun ist?

Zu dienen ist nicht verkehrt, aber der Dienst muss daraus erwachsen, dass man zu den Füßen des Herrn sitzt. Der Dienst für den Herrn zog Martha zugleich vom Herrn weg. Es gibt so viele Dinge, die an sich nicht verkehrt sind, die uns aber so leicht von Ihm abziehen. Das können notwendige, aber auch interessante Dinge sein, die uns faszinieren. Wenn irgendeine Arbeit nicht aus Liebe zu Ihm allein getan wird, verlieren wir die Freude daran und werden anderen gegenüber kritisch. Für Maria ist alles, was sie für den Herrn tun kann, nichts im Vergleich zu dem, was Er ihr mitzuteilen hat.

Martha ist so mit ihrer Arbeit beschäftigt, dass für nichts anderes mehr Raum ist. Martha hat zu viel Arbeit. Arbeit an sich ist nicht verkehrt, wohl aber dann, wenn dadurch die Sicht auf den Herrn genommen wird. Vieles ist nötig, aber alles, was nötig ist, kann nur gut gehen, wenn es aus dem Einen hervorkommt: zu den Füßen des Herrn Jesus zu sitzen. Das ist das Eine, was Maria erwählt hat. Wenn wir, wie Martha, mit vielen Dingen beschäftigt sind, bedeutet das, dass wir das Eine, was nötig ist, aus dem Auge verlieren.

Es gibt weitere Begebenheiten, die uns zeigen, wie wichtig das „eine“ ist. So erbat David „Eins“ (Ps 27:4); der Herr Jesus fragte in Verbindung mit seiner Person „ein Wort“ (Lk 20:3; Mt 21:24; Mk 11:29); der Blindgeborene wusste, als er sehend geworden war, „eins“ (Joh 9:25); dem reichen Jüngling fehlte „eins“ (Lk 18:22; Mk 10:21), und es gab „eins“, was Paulus tat (Phil 3:13; 14).

Wenn wir uns übermäßig für den Herrn einsetzen, hat das zur Folge, dass wir die Sicht auf den Herrn verlieren und in dem, was Ihn beschäftigt, keine Gemeinschaft mit Ihm haben. Dazu kommt, dass Er sich in einer Zeit der Krise befindet. Er ist unterwegs nach Jerusalem, seiner Endbestimmung, was seinen Wandel als Mensch auf der Erde betrifft. Da ist es wichtig, auf sein Wort zu hören und die anderen Aktivitäten auf ein Minimum zu beschränken.

Der Herr lobt Maria dafür, dass sie das gute Teil erwählt hat. Das gute Teil ist die richtige „Portion“, die man auch bei einer Mahlzeit bekommt. So gab Joseph dem Benjamin die beste Portion Essen, die fünffache Menge von dem, was seine Brüder bekamen (1Mo 43:34). Martha wollte dem Herrn eine gute „Portion“ vorsetzen, während Maria das Teil wählte, das der Herr ihr vorsetzte. Martha blieb die Gastgeberin und der Herr der Gast. Für Maria ist der Herr der Gastgeber.

Bei den Emmausjüngern sehen wir auch, dass der Herr, nachdem Er als Gast eingeladen war, den Platz des Gastgebers einnimmt und das Brot bricht. Diesen Platz sucht Er auch in unserem Herzen, nicht den eines Gastes. Er weiß aus eigener Erfahrung, was das gute Teil, die gute Portion ist. Das ist das Teil, das der Vater Ihm gab: das Tun seines Willens, denn das war seine Speise (Joh 4:34).

Copyright information for GerKingComments