Luke 12:3

Warnung vor Heuchelei

Wir wissen nicht, ob die heftigen Angriffe auf den Herrn die Tausende von Menschen anzogen oder ob es bei einer anderen Gelegenheit war. Jedenfalls knüpft Lukas mit der Erwähnung, dass Tausende sich versammelt hatten, an die Rede an, die der Herr soeben vor den Pharisäern und Gesetzgelehrten gehalten hatte. Er will durch diese Verknüpfung die Verbindung zwischen dem zeigen, was der Herr den religiösen Führern gesagt hat, und dem, was Er nun seinen Jüngern zu sagen hat.

Die Menschen in der Volksmenge treten einander. Jeder will möglichst nahe bei Ihm sein, um nur nichts von seinen Worten zu verpassen. Was für ein Glück, dass das heute nicht mehr so geht. Jeder, der Ihn hören will, kann sein Wort lesen. Das kann in aller Ruhe geschehen, ohne andere von ihrem Platz verdrängen zu müssen.

Der Herr richtet das Wort an die Jünger. Das Wörtchen „zuerst“ ist ein Hinweis darauf, dass die Belehrung, die folgt, von höchster Priorität ist. Nachdem Er im vorigen Abschnitt die Scheinwerfer der Wahrheit auf die religiösen Führer gerichtet hat, lenkt Er nun dasselbe Licht auf seine Jünger und den Weg, den sie zu gehen haben. Sie werden ihr Zeugnis inmitten von Heuchelei und Widerstand geben müssen, wobei sie mit der Kraft des Heiligen Geistes rechnen können.

Im Blick auf ihr Zeugnisgeben warnt der Herr sie in erster Linie vor dem, was für die Pharisäer so kennzeichnend ist: Heuchelei. Auch der wahre Jünger läuft Gefahr, einen bestimmten Schein aufrechtzuhalten, um etwas darzustellen, was er nicht ist. Der Jünger kann einen Hang zu äußerer Frömmigkeit in der Meinung, das charakterisiere wahre Frömmigkeit, um dadurch Ehre von Menschen zu bekommen. Es ist Heuchelei, wenn man sich anders gibt, als man in Wirklichkeit ist. Das Wort „Heuchler“ wurde früher für einen Schauspieler gebraucht, der auch jemand anders spielt.

Bei den Pharisäern kommt noch ein Aspekt hinzu: Sie treten nämlich anders auf, um dadurch bei Menschen Ansehen zu erlangen. Heuchelei kommt aus einem Leben hervor, das vor den Augen der Menschen geführt wird und nicht vor den Augen Gottes.

Der Herr vergleicht die Heuchelei mit Sauerteig. Sauerteig ist immer ein Bild des Bösen, und zwar in einer Form, die auch für andere gefährlich ist. Sauerteig ist ein kräftig wirkendes Böses, das andere anstecken kann. Es ist Aufgeblasenheit, der Schein, größer und frommer zu sein als man in Wirklichkeit ist. Das genau ist es, was die Pharisäer kennzeichnet und wovor der Herr die Jünger warnt, denn in dieser Gefahr stehen auch sie und wir.

Als besondere Warnung fügt Er hinzu, dass, wenn sie der Heuchelei verfallen und Dinge verdecken oder verborgen halten, das gar keinen Zweck hat. Es kommt nämlich ein Augenblick, wo das, was sie verdecken oder verborgen halten wollen, aufgedeckt werden und offenbar sein wird. Was verborgen ist, was niemand wissen durfte, wird jeder erfahren. Das betrifft sowohl die Haltung und die Taten (Lk 12:2) des Jüngers als auch die Worte, die er spricht (Lk 12:3).

Die Jünger mussten damit rechnen, dass nichts von dem, was sie sagten, in der Finsternis bleiben würde. Es würde vollständig ans Licht kommen. Die Gedanken, die hinter den gesprochenen Worten verborgen waren, würden ans Licht kommen. Was sie jemandem einfach nur so ins Ohr geflüstert hätten, und das in einer Kammer, ohne dass jemand es hören konnte, würde laut und deutlich vor jedermann verkündet werden. Das wird vor dem Richterstuhl geschehen, wo wir alle offenbar werden müssen (2Kor 5:10). Der Herr will, dass seine Jünger ehrlich sprechen, ohne verborgene Bedeutungen

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