Luke 13:10-16

Heilung einer zusammengekrümmten Frau

Obwohl der Herr das Schicksal angekündigt hat, das den Juden droht, weil sie das Land unnütz machen, geht Er doch in ihre Synagogen, um das Volk zu lehren. So auch an diesem Sabbat. Es ist noch immer die Zeit der Geduld, und die Gnade lässt sich nicht hindern, einigen zu helfen. Die Frau vermittelt ein Bild der geistlichen Not solcher Menschen, die geistlich völlig schwach sind und unter dem Gesetz gebeugt einhergehen. Sie haben keine Kraft, sich selbst aufzurichten und nach oben zu schauen. Die Frau sieht beständig nur sich.

Das genau ist es, was das Gesetz kennzeichnet. Das Gesetz fordert vom Menschen, bestimmte Verpflichtungen zu erfüllen; er kann dem aber nicht entsprechen. Wenn jemand es ernstmeint, geht er dadurch immer tiefer gebückt unter der unerträglichen Last des Gesetzes. Er ist beständig mit sich selbst beschäftigt, um dem Urteil des Gesetzes, wenn er nicht gehorcht, zu entkommen.

Es ist wie bei dem Menschen in Römer 7, der der beim Versuch, das Gesetz Gottes zu halten, immer weiter im Morast der eigenen Anstrengungen versinkt. Mehr als vierzigmal steht in diesem Kapitel das Wörtchen „ich“. Er schaut nur auf sich, bis er schließlich den Herrn Jesus sieht. Dadurch wird er aus dem Morast herausgezogen (Röm 7:25). So geht es mit dieser Frau, die durch einen Geist der Schwäche gekrümmt ist. Den Geist der Schwäche können wir auf die verkehrte Belehrung anwenden, wodurch Menschen beständig gebückt laufen. Der Einzige, der einen Menschen davon befreien kann, ist Christus, wenn Er sein befreiendes Wort spricht.

Ohne dass die Frau darum gebeten hat, ruft der Herr sie zu sich. Er sieht sie und kennt sie. Er weiß, wie lange sie schon so gekrümmt durchs Leben geht. Seine Gnade strömt ihr zu, weil sie danach verlangt. Er kennt dieses Verlangen. Er spricht sein befreiendes Wort. Zuerst befreit Er sie vom Geist der Schwäche. Danach legt Er ihr die Hände auf, um ihr seine Kraft mitzuteilen, damit sie sich aufrichtet. Nach seinen Worten, die ihre Seele befreit haben, gibt Er ihr Kraft für ihren Körper. Der Erste, den sie sieht, ist der Herr Jesus. Das führt dazu, dass sie Gott verherrlicht. Es gibt viele Gläubige, die zur Erde hin gekrümmt sind und daher nicht dazu kommen, Gott zu verherrlichen. Wer wirklich befreit ist, dankt Gott (Röm 8:1).

Die Widersacher zurechtgewiesen

Ein hochmütiger Mensch, voll gesetzlicher Selbstgerechtigkeit, maßt sich an, Gott das Gesetz vorzuschreiben! Gott dürfte an seinem eigenen Sabbat nicht wirken! Was für eine Torheit, anzunehmen, Gott würde in einer Welt, die infolge der Sünde voller Elend ist, den Sabbat halten, und das in einem Land Israel, das Ihm so den Rücken zugekehrt hat (Joh 5:17).

In seiner Antwort legt der Herr dar, was die Menschen normal finden und was auch jedes natürliche Gewissen gutheißen würde, trotz aller gesetzlichen Argumentationen. Es wäre grausam und nicht nach den Gedanken Gottes, einem armen Tier sein nötiges Futter oder Trinken vorzuenthalten, weil Sabbat ist. Wenn man nicht so grausam ist, wie wagt man es dann, der Gnade Gottes zu verwehren, einem Opfer Satans die Freiheit zu geben?

Weil der Synagogenvorsteher und seine Kollegen zwar für ihr Vieh sorgen, aber Gottes Fürsorge für einen Menschen kritisieren, nennt der Herr sie „Heuchler“. Sie sind gut zu ihren Tieren und nehmen es Gott übel, dass Er zu einem Menschen gut ist. Als besondere Belehrung für diese gesetzlichen Heuchler nennt der Herr zwei Gründe für die Heilung der Frau. Erstens ist sie eine echte Tochter Abrahams. Er hat in ihr den Glauben gesehen, den auch Abraham besaß. Die Heuchler mögen sich darauf berufen, Nachkommen Abrahams zu sein, aber in Wirklichkeit haben sie, geistlich gesehen, den Teufel zum Vater (Joh 8:37; 44).

Zweitens war die Frau achtzehn Jahre lang von Satan gebunden. Die Frau war eine Gläubige (Gal 3:7), aber den Zustand ihrer Schwachheit hatte Satan zum Anlass genommen, sie noch weiter zu binden und zu verhindern, dass sie geheilt wurde. Auch der Gottesdienst der religiösen Führer sorgte dafür, dass sie nicht geheilt werden konnte. Das Gesetz befreit nicht, sondern bringt in größere Sklaverei. Nur Christus in seiner Gnade kann diese Situation verändern.

Es ist daher deutlich, dass der Synagogenvorsteher zwar so tut, als habe er große Ehrfurcht vor den Anordnungen Gottes, dass er aber in Wirklichkeit ein Handlanger Satans ist. Wenn er wirklich Ehrfurcht vor dem Gesetz hätte, dann hätte er sich darüber gefreut, dass der Herr diesen Geist der Schwäche austrieb, durch den die Frau so lange Zeit gebunden war. Er hätte sicher auch gefragt, ob der Herr bereit wäre, auch ihn von seiner Gebundenheit ans Gesetz zu befreien, das auch er nicht halten konnte und das ihn verurteilte.

Wirkliche Ehrfurcht vor dem Gesetz zeigt sich darin, dass man das Gesetz annimmt. Wer das Gesetz ernstnimmt und ehrlich ist, wird zugeben, dass er nicht in der Lage ist, sich an das Gesetz zu halten, und also auf diesem Weg nicht mit Gott ins Reine kommen kann. Er wird sich bewusst, dass das Gericht ihn treffen muss, weil er das Gesetz nicht halten kann. Dann ist er nahe daran, die Gnade Gottes in Anspruch zu nehmen, die in Christus erschienen ist.

Die Belehrung über die göttliche Gnade beschämt die Widersacher und erfüllt viele mit großer Freude. Die sich freuen, erkennen deutlich die gute Hand Gottes und empfinden, was für ein Unterschied zwischen Christus und der leblosen Theologie des Synagogenvorstehers besteht, wenn sie auch wenig sehen, wer der Herr Jesus wirklich ist.

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