Luke 20:1-8

Frage bezüglich der Autorität des Herrn

Obwohl der Tempel eine Räuberhöhle geworden war, lehrt der Herr dort täglich das Volk und fährt fort, unermüdlich das Evangelium zu verkündigen. Das Volk ist die Herde, die erschöpft und hingestreckt ist, und Er bleibt innerlich bewegt über sie. Es ist eine Herde mit erbarmungslosen Hirten. Diese Hirten treten herzu. Dort im Tempel wird in der letzten Woche seines Lebens auf der Erde vor dem Kreuz die Feindschaft immer stärker. In diesem Kapitel sind die Konflikte beschrieben, die Er mit den Führern hat. Er entlarvt sie und bringt sie zum Schweigen, aber die Mordlust ist nicht erloschen.

Die erste Frage, über die der Herr im Tempel Belehrung erteilt, ist die der Autorität. Die Belehrung darüber ist für die Gemeinde, den Tempel Gottes heutzutage, sehr wichtig (1Kor 3:16). In der Frage geht es darum, wie man göttliche Autorität erkennen kann. Der Herr geht darauf ein anlässlich einer Streitfrage, mit der die religiösen Führer zu Ihm kommen. Sie erkennen wohl seine Autorität, aber sie fragen in einer kritischen Gesinnung, woher Er sie hat.

Menschen, die sich selbst gern Autorität anmaßen, stellen wirkliche Autorität immer in Frage. Sie sind niemals in der Lage, die wirkliche Autorität zu anzuerkennen. Das wollen sie auch nicht. Mit ihrer Frage maßen sie sich an, Ihn beurteilen zu können. Sie wollen wissen, ob Er persönlich Autorität hat, beispielsweise durch eine Ausbildung, oder ob Er im Namen eines anderen Autorität ausübt, einer höheren Autorität, in deren Namen Er spricht. Auf Ihn trifft beides zu. Er ist selbst die höchste Autorität. Er ist Gott der Sohn. Zugleich ist Er als Mensch der Sohn Gottes, der den Platz der Abhängigkeit und des Gehorsams gegenüber Gott eingenommen hat. Es sind die Fragen blinder Menschen, die sich weigern, zu sehen.

Antwort auf die Frage nach der Autorität

Der Herr will ihnen klarmachen, dass sie blind sind, damit sie ihre Blindheit erkennen und dann sehend werden können. Darum hat Er als Antwort eine Frage an sie. Mit einem „Und zwar sagt mir“ befiehlt Er ihnen, Ihm darauf eine Antwort zu geben. Seine Gegenfrage soll deutlich machen, ob sie wohl in der Lage sind, sich ein wirkliches Urteil über seine Autorität zu bilden. Ihre Antwort wird ihre Gesinnung offenbaren.

Seine Frage betrifft die Taufe des Johannes. Johannes war sein Vorläufer und sein Herold. Johannes hatte Ihn angekündigt und die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden gepredigt (Lk 3:3). Viele waren gekommen, um sich von ihm taufen zu lassen (Lk 3:7), und hatten sich gefragt, ob er nicht vielleicht der Christus sei (Lk 3:15). Die Reaktion des Johannes war jedoch deutlich, dass er selbst es nicht war, sondern dass der es wäre, der nach ihm käme.

Die Antwort auf die Frage nach der Taufe des Johannes bestimmt daher auch die Sicht auf Ihn. Der Herr stellt ihnen zwei Möglichkeiten vor: Die Taufe des Johannes war entweder vom Himmel oder von Menschen. Sie ist eins von beiden. Das sollen sie einmal sagen.

In ihrer Falschheit und Unaufrichtigkeit überlegen die religiösen Führer miteinander. Sie beraten nicht, was die richtige Antwort ist, sondern überlegen, was Er wohl auf eine bestimmte Antwort entgegnen wird. Sie sind so verdorben, dass sie nur auf das Ergebnis ihrer Antwort schauen und nicht auf deren Wahrheit. Sie überlegen: Wenn sie sagen würden, dass die Taufe des Johannes vom Himmel war, dann würde Er sagen: „Warum habt ihr ihm nicht geglaubt?“ Sie können nicht leugnen, dass die Taufe des Johannes vom Himmel war, aber zugeben wollen sie es nicht.

Die andere Möglichkeit wird auch erwogen, aber auch davon sehen sie ab, denn sie wissen, wie sehr das Volk Johannes bewundert. Statt sich dem Volk anzuschließen und anzuerkennen, dass Johannes ein Prophet war, überlegen sie, dass eine Antwort, die Johannes verunglimpfen würde, sie das Leben kosten könnte. Sie haben Furcht, die Gunst des Volkes zu verlieren und dass das Volk sich gegen sie wenden könnte und sie sogar um ihr Leben fürchten müssten.

In beiden Antworten dreht es sich um sie selbst. Weil sie der Meinung sind, sie würden den geringsten Gesichtsverlust erleiden, wenn sie sagen, sie wüssten nicht, woher die Taufe des Johannes war, geben sie diese Antwort. Mit dieser Antwort deuten sie an, dass sie vom Herrn keine Antwort auf ihre Frage verdienen. Er hat deutlich gemacht, dass sie verwerfliche Absichten haben. Es ist tragisch, dass sie nicht zur Besinnung kommen wollen, sondern sich als seine erklärten Gegner immer mordgieriger verhalten. Sie sind durch nichts zur Besinnung zu bringen. Der Herr zeigt im folgenden Gleichnis, wie sie Ihn vorsätzlich töten wollen.

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