Luke 22:14-20

Die Passahfeier

Zur festgesetzten Stunde legt sich der Herr zu Tisch. Die Apostel dürfen mit Ihm zu Tisch liegen. Er ergreift die Initiative. Er weiß, dass sich jetzt alles erfüllen wird, was über Ihn geschrieben steht. Im Gesetz weist alles auf Ihn hin. Er ist das wahre Lamm. Auch die Propheten haben auf Ihn als den leidenden Knecht des Herrn hingewiesen.

In seiner grenzenlosen und dadurch für uns unbegreiflichen und zugleich überwältigenden Liebe wendet Er sich in diesem Augenblick an seine Apostel. Er drückt das tiefe Verlangen seines Herzens nach Gemeinschaft mit ihnen aus. Er sagt ihnen, wie sehr Er sich gesehnt hat, gerade „dieses Passah“ mit ihnen zu essen.

Es wird das letzte Passah sein, denn während des Passahs wird Er überliefert werden und wird leiden und sterben. Während dieses Passahs wird das Passah in seiner Person erfüllt werden. Das steht vor Ihm. Doch bevor Er leiden wird, möchte Er seinen Aposteln so gern noch etwas darüber sagen, was die wirkliche Bedeutung des Passahs für sie und für Ihn ist. Es geht Ihm nicht darum, ein Ritual zu erfüllen, sondern darum, den Ratschluss Gottes im Hinblick auf das Reich in den Herzen der Seinen zu erfüllen.

Der Herr lässt seine Apostel wissen, dass Er dem Passah als Gedächtnismahl keine Bedeutung mehr beimisst. Die Feier zur Erinnerung an die Befreiung aus Ägypten aufgrund des Lammes ist durch seine Verwerfung bedeutungslos geworden. Wenn Er das Reich Gottes aufrichtet, wird Er der herrliche Mittelpunkt dieses Reiches sein. Er wird es aufrichten, nachdem Er sein Volk von dessen Feinden befreit hat, indem Er die richtet, wie das seinerzeit in Ägypten geschah. Im Friedensreich, das dann folgen wird, wird sein Volk Ihn mit seinen Opfern ehren, und Er wird darin Gemeinschaft mit ihnen haben, denn das kommt im Essen zum Ausdruck. Nun warten Leiden auf Ihn.

In einem weiteren Sinn ist das Passah jedoch im Reich Gottes erfüllt, wie es jetzt in den Herzen derer besteht, die an Ihn glauben (Röm 14:17). Durch seine Hingabe am Kreuz kann Er mit uns essen, das bedeutet: mit uns Gemeinschaft haben.

Auch der Kelch, den Er ihnen gibt, gehört zum Passah. Sie sollen ihn unter sich teilen. Der Kelch ist ein Bild der Freude, und diese Freude stellt Er ihnen vor. Sie dürfen sich über die einstige Befreiung aus Ägypten freuen. Wir dürfen uns über die Befreiung aus der Sklaverei der Sünde freuen.

Er selbst wird auf der Erde kein Teil mehr daran haben. Erst wenn das Reich Gottes aufgerichtet ist, wird Er sich mit ihnen über die Grundlage des Reiches freuen, die Er in diesem Augenblick noch legen muss.

In einem anderen Sinn ist das Reich Gottes schon gekommen, und zwar dort, wo Christus im Glauben anerkannt wird. Alle, die aus Gott geboren sind, sind in das Reich Gottes eingegangen (Joh 3:5), und mit ihnen erfreut der Herr sich an den Folgen seines Werkes. Immer, wenn wir zusammenkommen, dürfen wir das erleben. Dann dürfen wir die Freude, die wir im Herzen haben, ausdrücken und mit Ihm teilen.

Einsetzung des Abendmahls

Dann nimmt der Herr Brot und gibt ihm damit eine neue Bedeutung, nämlich die seines Leibes. Bevor Er es seinen Jüngern gibt, dankt Er Gott dafür. Er dankt Gott für die Hingabe seines eigenen Leibes, der bald ans Kreuz gehängt werden würde. Er kennt die wahre Bedeutung des Brotes, und doch dankt Er Gott dafür. Das ist ein Beweis seiner bedingungslosen Hingabe an den Willen Gottes.

Dann bricht Er es und gibt es gebrochen seinen Aposteln. Er setzt damit ein neues Gedächtnismahl ein. Es ist nicht mehr das Passah zur Erinnerung an die Befreiung aus Ägypten, sondern das Abendmahl als bleibendes Zeugnis seiner Liebe. Der Herr weist darauf hin, dass dieses Brot seinen Leib darstellt, der für sie „gegeben“ wird.

Lukas stellt das Abendmahl in Verbindung mit all dem vor, was uns als Gliedern seiner Gemeinde aufgrund des Werkes des Herrn Jesus gegeben ist. Daran dürfen wir denken, wenn wir am Sonntag zusammenkommen, um das Abendmahl zu feiern. Es geht hier nicht um die „Vielen“ wie in Matthäus, sondern um „euch“, das sind die Jünger als die, welche die Gemeinde bilden werden. Es geht darum, zu sehen, was Gott uns in diesem Menschen ‒ denn es ist sein Leib ‒ gegeben hat. Es ist nicht nur ein gegebener Leib, sondern ein Leib, der in den Tod gegeben ist.

Der Herr erwartet von seinen Jüngern, dass sie an Ihn denken, wenn sie das Abendmahl feiern. Dass wir es zu seinem Gedächtnis tun sollen, finden wir nicht in Matthäus und Markus, sondern nur hier und in 1. Korinther 11 (1Kor 11:23-26). Wir denken an Ihn als den gestorbenen Christus, und zugleich kennen wir Ihn als den lebenden Christus.

Er gibt uns als Gliedern der Gemeinde viel Grund, an Ihn zu denken. Wir dürfen an Ihn als den ewigen Sohn denken, der für uns Mensch werden wollte, und wir dürfen über sein vollkommenes Leben und seine völlige Hingabe am Kreuz nachdenken. Wir können Ihn auch im Himmel sehen, mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt (Heb 2:9), und wir dürfen sein Kommen erwarten. Das sind alles Gründe, Ihn zu bewundern und anzubeten.

Auch der Kelch bekommt eine neue Bedeutung. Der Herr Jesus verknüpft mit dem Kelch „den neuen Bund“, der sich auf sein Blut gründet. Damit deutet Er an, dass der alte Bund den Anforderungen nicht entsprochen hat. Der alte Bund hat nicht die verheißenen Segnungen gebracht, weil das Volk die Bedingungen, die damit verknüpft waren, nicht erfüllt hat.

Der neue Bund hängt nicht von der Treue des Menschen ab, sondern von der Treue Gottes und Christi. Christus nimmt alle Verpflichtungen des neuen Bundes auf sich. Er hat sie alle erfüllt, und dazu hat Er sein Blut vergossen. Das Blut ist „mein Blut“. Es ist für die Seinen vergossen, so dass sie von der Strafe frei sind, die der alte Bund nach sich zog. Dadurch können sie nun die Segnungen genießen, die der neue Bund mit sich bringt.

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