Luke 23:18

Barabbas gewählt

Nachdem Lukas von dem Vorschlag des Pilatus berichtet hat, den Herrn zu züchtigen und freizulassen, fährt er unmittelbar fort und erwähnt, dass Pilatus ihnen zum Fest einen Gefangenen freilassen muss. Darin sieht Pilatus eine neue Möglichkeit, einerseits seiner Feststellung, dass der Herr unschuldig ist, gerecht zu werden, und andererseits der Blutgier der Juden entgegenzukommen. (Jemanden zum Fest freizulassen, ist möglicherweise ein Brauch, den die Juden sich ausbedungen haben als Symbol ihrer Befreiung aus Ägypten durch Gott.)

Pilatus meint, wenn er Barabbas als Ersatz für Christus vorschlägt, dann habe er jemanden, den sie doch lieber nicht auf freiem Fuß sähen. Er irrt sich wieder. Nicht, dass die Juden kein Blut sehen wollen, aber sie wollen das Blut Jesu sehen. Sie ziehen dem Fürsten des Lebens einen Mörder vor. Es ist eine Wiederholung des Geschehens im Garten Eden, wo der Mensch den Gott des Lebens eintauschte gegen den, der ein Menschenmörder von Anfang an ist (Joh 8:44).

Massiv und hysterisch schreien sie ihre Wahl hinaus, angeführt vom Fürsten der Finsternis und von Führern, die ihnen das einflüstern. Es ist ein deutliches „Weg mit diesem!“ Sie haben Ihn ohne Ursache gehasst (Ps 69:5). Sie sind nur von einer Sache beseelt: seinem Tod. Sie wollen jeden haben, wenn nur Er es nicht ist.

Dass der Herr während des ganzen lärmenden Schauspiels schweigt, ist beeindruckend. Wenn Gott schweigt, ist das furchtbarer, als wenn Er durch Zucht redet. Gottes Schweigen ist so, als würde jemand in eine Grube geworfen (Ps 28:1). Obwohl Er nichts sagt, macht seine Gegenwart das Herz jedes Anwesenden offenbar. Es ist für oder gegen Ihn. Niemand ist da, der für Ihn ist.

Die Entscheidung fällt ohne weiteres zugunsten von Barabbas, weil sie man sich gegen Ihn entschieden hat. In Barabbas kommen die beiden Kennzeichen Satans zum Ausdruck. Er ist ein Unruhestifter, und darin zeigt sich die Verdorbenheit Satans, und in dem Mord, den er begangen hat, sieht man die Gewalt Satans. Er ist die listige Schlange (2Kor 11:3) und der brüllende Löwe (1Pet 5:8). Barabbas bedeutet „Sohn des Vaters“. Es ist klar, dass er ein Sohn des Teufels ist und eine Gefahr für das Volk. Dass sie trotzdem ihn wählen, zeigt, wie verdorben der Zustand des Volkes ist.

Mit erhobener Stimme versucht Pilatus noch einmal, das Volk zur Vernunft zu bringen, denn er will Christus freilassen. Es ist alles vergeblich. Sie haben das Urteil gefällt, und er muss es ausführen, ob er will oder nicht und ob eine Rechtsgrundlage da ist oder nicht.

Noch gibt Pilatus nicht auf. Zum dritten Mal stellt er persönlich die Unschuld des Herrn Jesus fest. Er fragt noch einmal, was „dieser“ denn Böses getan hat. Sollen sie es doch sagen. Für ihn ist die Sache klar. Noch einmal macht er seinen widerwärtigen Vorschlag, den Herrn Jesus ‒ obwohl er doch mehrfach ein Zeugnis von dessen Unschuld abgelegt hat ‒ zu züchtigen und dann freizulassen.

Die Menge ist nicht zu überreden. Sie schreien weiterhin fordernd, er müsse gekreuzigt werden. Recht und Wahrheit sind schon längst gestrauchelt und mit Füßen getreten (Jes 59:14). Nichts ist im Fall dieses Prozesses wichtig, wenn es um die Frage von Wahrheit und Recht geht. Das Einzige, was zählt, ist das Ergebnis, und das steht fest. Er muss gekreuzigt werden. Sie überschreien die Stimme des Pilatus, der jetzt einknickt.

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