Luke 3:8-14

Die Predigt des Johannes des Täufers

Es kommen zwar Volksmengen zu Johannes, aber das heißt nicht, dass er nur eine Masse sieht und keinen Blick für den Einzelnen hat. Johannes spricht nicht allgemein zu den Volksmengen, er spricht den Einzelnen an. Er macht das Evangelium zu einer persönlichen Sache und wacht darüber, dass Personen sich nicht von der Masse zu einer Wahl mitreißen lassen, die nicht aus einer wirklichen inneren Überzeugung hervorkommt.

Sein Auftreten hat nichts von der Volksbelustigung, zu der das Evangelium heute leider manchmal herabgewürdigt wird. Er richtet seine nicht gerade schmeichlerischen Worte an die Volksmengen, um ihnen klarzumachen, von wem sie in Wirklichkeit abstammen. Sie haben den Teufel zum Vater. Sie brauchen nicht zu denken, sie könnten sich rühmen, Nachkommen Abrahams zu sein (Joh 8:39), so dass der kommende Zorn sie wohl nicht treffen werde. So ist das nicht. Die klare Sprache des Johannes wird die wirklich Gedemütigten unter ihnen daher auch nicht zurückschrecken lassen, sondern gerade in ihrer Buße bestätigen.

Johannes weist darauf hin, dass aufrichtige Reue bei jemandem in dem Leben zu sehen ist, das er führt. Zur Buße gehören Früchte, die ihr entsprechen. Würdige Früchte der Buße sind es, die Wahrheit zu reden und Dinge zu tun, die nach dem Willen Gottes sind. Solche Früchte kommen aus dem neuen Leben hervor, das jemand bekommt, wenn er sich bekehrt. Es sind jedoch Menschen unter seiner Zuhörerschaft, die getauft werden wollen, weil sie der Meinung sind, ein Recht darauf zu haben. Bei ihnen ist nicht von Buße die Rede, denn die brauchen sie nicht, wie sie meinen. Gehören sie nicht zum Geschlecht Abrahams? Gehören sie nicht zu dem auserwählten Volk Gottes? Dann haben sie ein Recht auf alle Segnungen.

Solche Argumentationen zeigen, dass kein Bewusstsein dafür da ist, ein Sünder zu sein und die Hölle zu verdienen. Sich auf die Abstammung zu berufen, gibt keinen Zugang zum Segen. Sich äußerer Vorrechte zu rühmen, lässt Gott unbeeindruckt (Joh 8:33-40). Er sucht Wahrheit im Innern (Ps 51:8). Gott ist auch nicht verpflichtet, einen Menschen aufgrund dessen, was er fordert, zu segnen. In seiner Allmacht kann Er aus toten Steinen Kinder erwecken und die dem Abraham zurechnen. Das hat Er in gewissem Sinn auch mit jedem Menschen getan, der zur Bekehrung gekommen ist (Röm 4:9-12). Nicht die natürliche Abstammung macht zu Kindern Gottes, sondern nur der Geist Gottes und das Wort Gottes (Joh 3:5). Gott erweckt seine Kinder aus wertlosem, totem Material.

In seiner Predigt weist Johannes auf das Gericht hin, das das Volk in Kürze treffen würde. Mit dem Kommen Christi ist nicht nur Segen verbunden, sondern auch Gericht. Jeder, der Ihn verwirft und also keine gute Frucht bringt, wird vom Leben abgeschnitten und in das Feuer der Hölle geworfen werden. Die Axt ist schon an die Wurzel gelegt, das heißt, an die Ursache, das Problem der schlechten Früchte. Die Wurzel taugt nicht, und darum taugen auch die Früchte nicht. Weil die Wurzel verdorben ist, gibt es nur verdorbene Frucht oder gar keine Frucht. Mit dem alten Menschen ist nichts anzufangen.

Früchte der Buße zeigen

Die Predigt des Johannes beeindruckt die Volksmengen stark. Sie fragen, was sie tun müssen, welche Früchte zur Buße gehören. Auf diese Fragen bekommen die verschiedenen Gruppen, die zu Johannes kommen, von ihm jede die passsende Antwort. In den unterschiedlichen Antworten, die Johannes gibt, scheint eine gemeinsame Wurzel des Bösen sichtbar zu werden, und das ist die der Habsucht, die Geldsucht. Wie wir mit Geld umgehen, gibt ausgezeichnet an, wie es um unser Herz bestellt ist. Wenn Christus nicht Herr über unser Geld und unseren Besitz ist, dann ist Er nicht unser Herr.

Die erste Gruppe muss anderen von ihrem Überfluss abgeben. Die zweite Gruppe soll andere nicht berauben, um sich selbst zu bereichern. Die dritte Gruppe soll mit dem zufrieden sein, was sie hat. Zu den Volksmengen ganz allgemein sagt Johannes, dass sie von ihrem Wohlstand anderen, die nichts haben, abgeben müssen.

Das ist ein wichtiger Gradmesser für die Echtheit der Bekehrung. Wenn Leben aus Gott vorhanden ist, wird sich das darin zeigen, dass wir andern von unserem Besitz abgeben. Gott ist ein gebender Gott. Wer die Natur Gottes hat, wird so handeln wie Er. Der reiche Jüngling – hier ein Oberster genannt – illustriert das Gegenteil (Lk 18:18-30).

Eine Sondergruppe in der Volksmenge ist die der Zöllner. Auch sie sind gekommen, um sich taufen zu lassen, und sie fragen, was von ihnen erwartet wird. Das ist eine gute Frage. Jemand, der gerade erst zur Bekehrung gekommen ist, weiß nicht immer sofort, wie er sich in allen Dingen des täglichen Lebens verhalten muss. Häufig wird durch die Bekehrung zwar ein richtiges Gespür dafür da sein, was geziemend ist, aber oft muss auch erst darauf hingewiesen werden. Dann wird die Einsicht auch vorhanden sein und das Handeln wird folgen. Das Böse, was die Zöller kennzeichnet, ist nicht ihr Beruf, sondern die Art und Weise, wie sie ihn ausüben. Sie missbrauchen ihre Stellung und fordern mehr als nur die vorgeschriebenen Steuern, die sie einziehen sollen. Johannes sagt ihnen, was sie tun sollen. In der Bekehrung des Zöllners Zachäus sehen wir ein Beispiel für das, was Johannes hier sagt (Lk 19:1-10; Lk 5:27-30). Zachäus tut sogar mehr als das, was Johannes den Zöllnern sagt.

Die Soldaten bilden eine andere Sondergruppe, die mit der Frage zu Johannes kommt, was sie tun sollen. Auch für Soldaten ist nicht ihr Beruf das Böse, was sie kennzeichnet; das Böse ist, dass sie ihre Macht missbrauchen. Zugleich zeigen sie deutlich, dass sie mit ihrem Sold unzufrieden sind. Soldaten einer Besatzungsmacht haben Gewalt über andere. Machtausübung bringt häufig das Böseste im Menschen an die Oberfläche. Die Habsucht treibt ihn dazu, seine Macht zu missbrauchen, um sich selbst auf Kosten anderer zu bereichern. Plündern ist Stehlen, es bedeutet, sich widerrechtlich den Besitz eines anderen anzueignen, indem man Gewalt anwendet und ohne jemanden zu verschonen. Solche Menschen haben kein Gewissen und werden andere leicht falsch beschuldigen, um selbst von Strafe verschont zu werden oder selbst besser davonzukommen. Wichtig ist noch, dass sie mit ihrem Sold zufrieden sein sollen. Auflehnung gegen den Vorgesetzten, den Arbeitgeber, ist niemals eine Sache, die zur Bekehrung passt. Zufriedenheit ist ein Kennzeichen des Glaubens an einen fürsorglichen Gott und verhindert, dass geplündert wird.

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